Gescheitert beim FC Basel und im Land der «Ja-Sager»

Jean-Paul Boëtius hat den FC Basel vor wenigen Tagen verlassen und sich leihweise dem KRC Genk angeschlossen. Jetzt verbreitet er seine gute Laune also in Belgien. Und stichelt in der Fachpresse in Richtung Schweizer Meister. FCB-Trainer Urs Fischer reagiert darauf nicht amüsiert und kurz angebunden.

Der Basler Jean-Paul Boetius freut sich ueber seinen Treffer zum 2-0, beim Fussball 1/8-Final Cup Spiel zwischen dem FC Tuggen und dem FC Basel, am Mittwoch, 26. Oktober 2016, im Stadion Linthstrasse in Tuggen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

(Bild: GIAN EHRENZELLER)

Jean-Paul Boëtius hat den FC Basel vor wenigen Tagen verlassen und sich leihweise dem KRC Genk angeschlossen. Jetzt verbreitet er seine gute Laune also in Belgien. Und stichelt in der Fachpresse in Richtung Schweizer Meister. FCB-Trainer Urs Fischer reagiert darauf nicht amüsiert und kurz angebunden.

Jean-Paul Boëtius’ Wechsel zum KRC Genk hat in Basel niemanden mehr überrascht. Der Holländer spielte unter Urs Fischer kaum. Insbesondere in der Liga oder dem Europacup nicht, zum Einsatz kam er vor allem im Cup.

Wenngleich der 22-Jährige dabei mit drei Toren in drei Spielen massgeblichen Anteil an der Viertelfinalqualifikation des FC Basel hat: Für einen Spieler, der als eines der grossen holländischen Talente von Feyenoord Rotterdam zum Schweizer Meister wechselte, waren die raren Einsätze eine Enttäuschung.

Boëtius dachte weiter. Er, der einst aus religiösen Gründen Nationaltrainer Louis van Gaal einen Korb gab, als ihn der Grand-Seigneur des holländischen Fussballs zum ersten Mal für die Landesauswahl aufbot. In Boëtius’ Karriereplanung und seinen Gedanken an die Zukunft hatte es immer ein Plätzchen frei für die grossen Vereine. Auch wenn er selbst darüber lachte, als er in der Schweizer Fussballprovinz im Anschluss an ein Cupspiel sagte, er würde ein Angebot von Real Madrid nicht ablehnen.

«Wenn dir jemand wie Walter Samuel sagt, dass du Qualitäten hast, dann schätzt du das.»

Nach eineinhalb Jahren ist der linke Flügel also weitergezogen und spielt seit dieser Rückrunde in der belgischen Jupiler Pro League. Zumindest bis Ende der Saison, denn die Transferrechte liegen nach wie vor beim FC Basel. Genk hat eine Option, Boëtius nach dem Ende des Leihgeschäfts definitiv zu übernehmen.

» Der Boëtius-Klub KRC Genk in der belgischen Division 1A

Gut möglich aber, dass Boëtius, der in Basel Tag für Tag mit einem breiten Lächeln auf den Trainingsplätzen stand und auf den Tribünen der Fussballschweiz sass, auch nächstes Jahr seine gute Laune in Belgien verbreitet. Denn nach einem Einsatz in der Liga und wenigen Tagen in seiner neuen Heimat meldet sich Boëtius auf dem holländischen Portal «voetbal international» zu Wort und äussert sich zu seiner Zeit in Basel.

Viele positive Worte sind von ihm nicht zu vernehmen.

Boëtius, im August 2015 für eine Ablöse von rund 2,5 Millionen Euro von Feyenoord geholt, gibt im Interview zu, als Fussballer in Basel nicht reüssiert zu haben. «Wenn man sich meine Statistiken anschaut, dann stimmt das. Das gebe ich zu. Aber im ersten Jahr kam ich durchaus zum Einsatz. Da lief es eigentlich ganz gut. Und meine Teamkollegen waren begeistert. Wenn dir jemand wie Walter Samuel sagt, dass du Qualitäten hast, dann schätzt du das.»

«Wenn ich mit etwas nicht einverstanden war, dann habe ich das gesagt. Das war man sich nicht gewohnt, auch der Trainer nicht.»

Warum es nach einem passablen Beginn nicht mehr geklappt hat mit ihm und dem FC Basel, dafür führt Boëtius seine Persönlichkeit ins Feld: «Vielleicht kann man zum Schluss kommen, dass ich als Person nicht in die Schweiz passe. Schweizer reden von Natur aus nicht viel. Sie sind eher Ja-Sager.»

Und weiter: «Wenn ich mit etwas nicht einverstanden war, dann habe ich das gesagt. Das war man sich nicht gewohnt, auch der Trainer nicht», äussert sich Boëtius auf dem holländischen Portal auch zu Urs Fischer.

Schliesslich kommt der Spieler zum Schluss: «Ich war der Einzige mit ein bisschen Charakter. Wenn ich mit etwas nicht einverstanden war, dann habe ich das gesagt. Vielleicht war das der Beziehung zwischen mir und dem Trainer nicht zuträglich. Aber ich gebe zu: Das hatte auch mit der Tatsache zu tun, dass ich nicht oft gespielt habe.»

In der laufenden Saison waren es genau genommen zwei Einsätze in der Super League (72 Minuten, einmal in der Startelf), drei im Schweizer Cup (250 Minuten) sowie ein Spiel in der U21 über 90 Minuten. In seiner ersten Basler Saison kam Boëtius auf 19 Einsätze (4 Tore) und absolvierte dabei ungefähr die Hälfte der möglichen Einsatzeit. » Die Einsatzstatistik

Fischer reagiert kühl

Bei der obligatorischen Medienrunde am Freitag auf die Aussagen von Boëtius angesprochen, meinte FCB-Cheftrainer Urs Fischer lediglich: «Wenn einer ein ganzes Team als charakterlos bezeichnet, ist das Thema für mich beendet. Mehr sage ich dazu nicht.»

Die Leistungsdaten von Jean-Paul Boëtius in der ersten Saisonhälfte 2016/17:

Artikelgeschichte

Der Beitrag wurde am Freitag, 10. Februar, mit einer Reaktion von Urs Fischer, Trainer des FC Basel, ergänzt.

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