In den letzten Jahren wussten Schweizer Mannschaften, dass der Weg zu einem Sieg gegen den FC Basel beschwerlich ist. In der Saison 2016/17 waren vor dem Titelgewinn beispielsweise nur die Young Boys einmal erfolgreich. Mit dem Umbruch im Sommer hat der FC Basel diese Ausstrahlung des Unbesiegbaren verloren, auch kleinere Equipen wie Lausanne oder Lugano punkten gegen den Meister. Dafür bauen die Basler seit Wochen fleissig an einem anderen Qualitätsmerkmal: Sie kassieren kaum mehr Tore.
Aus dem Spiel heraus wurde Stammtorhüter Tomas Vaclik zum letzten Mal in St. Gallen bezwungen. Zwischen dieser Niederlage, der bisher letzten, und dem Champions-League-Auftritt gegen ZSKA Moskau am Dienstag (20.45 Uhr) liegen ein Monat, eine Woche und vier Tage. In dieser Zeit traf in der Liga der FC Thun vom Elfmeterpunkt gegen Vaclik und Rapperswil mit einem Kopfball im Cup gegen Ersatzmann Mirko Salvi.
Und inzwischen hat sich die Qualität auch auf die Champions League übertragen: Zwei Siege zu Null brachten den FC Basel in unmittelbare Nähe zu den Achtelfinals. «Unsere Defensivarbeit ist gut, sie beginnt bereits bei den Stürmern und den Flügeln», sagt Torhüter Vaclik, «wir machen einen richtig guten Job.»
Effizienz zeichnete die Gegner aus – das hat sich geändert
Die jüngsten Erfolge und die vielen Spiele ohne Gegentreffer verleiten zur Schlussfolgerung, dass Basel immer weniger Torchancen zulässt. Die Realität sieht anders aus, denn «wir haben eigentlich kaum etwas geändert», sagt Vaclik. Die Gegner kamen auch zu Beginn der Saison nicht überdurchschnittlich oft zum Abschluss; während jedoch die Basler mit der eigenen Effizienz vor dem gegnerischen Tor zu kämpfen hatten, zeichnete ebendiese den Gegner aus. Bei der Niederlage gegen Lausanne beispielsweise brachten die Waadtländer drei Schüsse auf das Tor und erzielten zwei Treffer.
Die Grafik zeigt, dass nicht signifikant weniger Bälle auf Vacliks Tor fliegen als in der ersten Phase der Saison. Am meisten Bälle brachte Manchester United auf Vacliks Tor (7), gefolgt vom FC St. Gallen (6), als der FC Basel vor allem in der ersten Hälfte «ganz unten war», wie es Vaclik am Tag vor dem zweiten Duell mit Moskau formuliert. Das Hinspiel gewannen die Basler 2:0, sie gestanden den Russen dabei so wenig Torschüsse zu wie Benfica Lissabon: keinen einzigen.
«Die Defensive ist die Basis. Wir haben haben ein Bewusstsein geschaffen, dass man mit der Mentalität agieren muss, jeden Ball mit hundert Prozent Beharrlichkeit zu verteidigen», sagt Raphael Wicky, der angesichts der Offensivleistung von Moskau nicht in Ehrfurcht erstarrt. Der Gegner im vierten Spiel der Gruppenphase hat in den letzten acht Partien mit gerade mal zwei Toren seine offensive Schaffenskrise zementiert.
Dzagoev kehrt in die russische Offensive zurück
Allerdings steht ZSKA im Vergleich zum Hinspiel der genesene Alan Dzagoev zur Verfügung. Der Hoffnungsträger des russischen Fussballs gehört mit drei Toren zu den gefährlichsten Moskauern, nur der Brasilianer Vitinho hat mehr Tore erzielt (4). Zusammen mit dem 21-jährigen Aleksandr Golovin bildet Dzagoev «das Herzstück des russischen Spiels», sagt Wicky, «sie sind sehr kreativ, haben eine gute Beschleunigung und sind stark im Eins-gegen-Eins. Auf sie müssen wir aufpassen».
In der Champions League sind beide noch ohne Torerfolg. Und wenn die Basler so agieren wie im Hinspiel, wenn sie ihre Qualitäten gegen den Ball und das neu geschaffene Bewusstsein wie in den letzten Partien ausspielen, gibt es wenige Argumente dafür, dass sich das ändern sollte.