Granit Xhaka: Nach dem Schock die Kür

Bei seiner Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte leistet sich der Ex-Basler erst einen Lapsus der gröberen Sorte. Dann zeigte Granit Xhaka, warum er einer der besten Schweizer Fussballer ist.

Zwei schenken sich nichts. Zum dritten Mal innert Jahresfrist treffen Granit und Taulant Xhaka mit zwei verschiedenen Mannschaften aufeinander.

(Bild: Reuters/Andrew Couldridge)

Bei seiner Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte leistet sich der Ex-Basler erst einen Lapsus der gröberen Sorte. Dann zeigte Granit Xhaka, warum er einer der besten Schweizer Fussballer ist.

Man darf sich Granit Xhaka also durchaus als sensiblen Burschen vorstellen, zumindest wenn es ums Heimkommen geht. Eine SMS habe der Santihanser schon am Montag geschrieben, gab Bernhard Heusler zu Protokoll, nachdem der Flieger der Gunners in Mulhouse gelandet war. Dass er sich freue, wieder da zu sein.

Vorauseilende Grüsse an alte Weggefährten. Wie nett.

Doch damit sollte es zum Anpfiff vorbei sein. Noch beim Einlaufen war Granit zwar auf gleicher Höhe mit Taulant unterwegs, den Kopf dem Bruder im Basler Dress zum lockeren, aufmunternden Pep-Talk zugewandt. Doch schon zur Hymne strahlte sein Blick wieder die Ernsthaftigkeit aus, die man von Granit Xhaka kennt. Wie mit dem Lineal gezogen die Frisur, darunter zwei braune Augen im Tunnelblick.

Früher Lapsus

Die 11. Minute läuft. Arsenal liegt zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:0 vorne, als Laurent Koscielny den Ball an Granit Xhaka weiterleitet. Er soll das Spiel aufbauen, aber was macht er nur? Granit missrät das Abspiel, der Ball gerät direkt in die Füsse von Mohamed Elyounoussy, der passt auf Matias Delgado, dessen Kopfball David Ospina pariert, aber Marc Janko schiebt ein.

«Ausgleich!», schallt es durchs Stadion. Dann die Ernüchterung: Delgado stand im Abseits.

Granit, ganz Profi, lässt sich nichts anmerken. Das wäre was gewesen, wenn sich ausgerechnet der Heimkehrer eine spielentscheidende Nervenschwäche geleistet hätte.

Aber der Lapus ärgert den 24-Jährigen, der zurzeit dank renommierten Absenzen wie Francis Coquelin und Santi Cazorla zu mehr Einsatzzeit kommt. Von Arsène Wenger hat er noch vor dem Spiel Premier-League-taugliche Intensität attestiert bekommen, von sentimentaler Nervosität war nicht die Rede gewesen.

Granit tut, was ihn in seiner Karriere so weit gebracht hat. Er legt einfach den Schalter um.

Geschont wird keiner

Ab dieser 11. Minute gibt Granit Xhaka keinen Ball mehr verloren, macht vornehmlich dem direkten Gegenspieler Delgado das Leben schwer und scheut auch den Zweikampf mit Taulant nicht. Granits neuer Biss gipfelt in der 25. Minute in einem hart geführten Zweikampf mit seinem Bruder, der diesen mit schmerzverzerrtem Gesicht und den Händen an der Wade zurücklässt.

Im dritten sogenannten «Bruderduell» (nach der EM und dem CL-Hinspiel) kommt es an diesem Abend im St.-Jakob-Park so oft zum Direktvergleich wie nie zuvor. Das hat vornehmlich mit der Aufstellung zu tun, die beiden Xhakas eine Aufgabe im zentralen Mittelfeld beschert, nachdem Taulant im Hinspiel noch in eine irrlichternde Basler Fünferkette zurückbeordert worden war.

Und so ist es mal Basels Nummer 34, die mit ruderndern Armen versucht, Platz in die Londoner Defensive zu reissen, mal Londons 29, die das Basler Mittelfeld unter Druck setzt.

Wer dabei die Oberhand behalten sollte, war bereits zur Pause an Taulants wilder Gestik abzulesen: Mehrfach verwarf dieser beim Gang in die Kabine die Hände, Granit redete von schräg hinter ihm auf ihn ein, die Hand vor dem Mund.



Football Soccer - FC Basel v Arsenal - UEFA Champions League Group Stage - Group A - St.Jakob-Park, Basel, Switzerland - 6/12/16 Arsenal's Alex Iwobi celebrates scoring their fourth goal with Granit Xhaka Reuters / Arnd Wiegmann Livepic EDITORIAL USE ONLY.

Granit hat gut lachen. Sein Team fliegt zur Zeit förmlich durch alle Kampagnen. (Bild: Reuters/Arnd Wiegmann)

Granit zeigt bei seiner Rückkehr an die alte Arbeitsstätte, welch eindrückliche Entwicklung hinter ihm liegt und dass er bereit ist, sich in einem der besten Fussballensembles des Kontinents keine Blösse zu geben. Im Londoner Spielsystem der fliegenden Wechsel changiert er blind mit Nebenmann Aaron Ramsey und zuweilen ist er gar auf Mezut Özils 10 anzutreffen, wenn sich dieser mannschaftsdienlich zurückfallen lässt.

Xhaka schlug 111 Pässe bei einer Erfolgsquote von 93,7 Prozent, das sind 33 Zuspiele mehr als der zweitbeste Passspieler der Gunners, Laurent Koscielny. Bei dieser Bilanz dürfte auch der nicht eben als grosszügig bekannte Arsène Wenger über den frühen Misstritt hinwegblicken.

Für ein Statement ist der Basler nach Spielende nicht mehr zu haben. «Ich muss los, wir fliegen», sagt er im Laufschritt an seinen ehemaligen Kollegen vor den Mikrofonen vorbeihastend, die kurz zuvor auf dem Boden der Realität angekommen sind.

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