Hängepartie mit Dragovic

Bis Mittwoch will der FC Basel eigentlich Klarheit darüber haben, ob Inter Mailand nun seinen Innenverteidiger will oder nicht. Die Frage ist, ob die Italiener auch Interesse an einer raschen Abwicklung haben.

Aleksandar Dragovic beim Uhrencup in Grenchen – wird es etwas aus dem Transfer zu Inter Mailand? (Bild: Christian Pfander/freshfocus)

Bis Mittwoch will der FC Basel eigentlich Klarheit darüber haben, ob Inter Mailand nun seinen Innenverteidiger will oder nicht. Die Frage ist, ob die Italiener auch Interesse an einer raschen Abwicklung haben.

Die Sprachregelung lautet: In den nächsten 48 Stunden muss etwas geschehen. Von Montagabend an gerechnet wäre den auf Basler Seite Beteiligten also daran gelegen, dass Mittwochabend Klarheit darüber herrscht, ob Aleksandar Dragovic den Verein verlässt oder nicht.

Seit vor zwei Wochen das Interesse von Inter Mailand ruchbar wurde, hat sich der Transfer des 22-jährigen Wieners mit serbischen Wurzeln eigentlich abgezeichnet. Der FC Basel bestätigte den konkreten Kontakt mit dem Champions-League-Sieger von 2010, eine Ablösesumme des österreichischen Nationalspielers aus seinem bis 2015 laufenden Vertrag über 10 Millionen Franken steht undementiert im Raum und der Spieler selbst liess sich zitieren mit dem Satz: «Jeder Fussballer träumt davon, in Mailand zu spielen.»

Die Nerazzurri scheinen es nicht eilig zu haben

Nun scheint aber aus welchen Gründen auch immer Sand im Getriebe dieses Transfergeschäfts zu sein. Dass die Mailänder im Auge haben, wurde schon im März 2012 berichtet. Eilig scheinen sie es also nicht zu haben. Zumal bei den Nerazzurri gerade ein grosser Umbruch im Gange ist.

Nach Platz 9 in der vergangenen Saison, was einem mittleren Fiasko im Selbstverständnis des Football Club Internazionale Milano gleichkommt, wurde Ende Mai erst einmal der Trainer gewechselt: Für den jungen Andrea Stramaccioni kam der 51-jährige Walter Mazzarri, der Napoli vergangene Saison auf den zweiten Platz geführt hat.

Mit einer grösseren Sparübung sollen die Gehälter von jährlich 200 auf 100 Millionen Euro heruntergeschraubt worden sein, und Präsident Massimo Moratti denkt anscheinend über ein Verkauf an einen indonesischen Investor nach.

Inters Baustellen, Basels Interessen

Das sind etliche Baustellen für einen Verein, der erst an diesem Mittwoch in die Saisonvorbereitung einsteigt. Im Trentino wird ein 14-tägiges Trainingscamp bezogen, und der Saisonstart der Serie A am 24. August ist noch in weiter Ferne. Genügend Zeit zumindest, um noch den einen oder anderen Transfer zu realisieren, während für den FC Basel am Samstag die Punkterunde beginnt und es Ende Monat und Anfang August um das erste Saisonziel, die Champions-League-Qualifikation geht.

So wird in den nächsten 48 Stunden die grosse Frage sein, ob der FC Basel bei der Wahrung seiner Interessen den Italienern die Pistole auf die Brust setzen kann. Kommt hinzu, dass Dragovic sich durch das Interesse Inters zwar geschmeichelt fühlen darf, es ihn aber nicht mit aller Gewalt aus Basel wegzieht: «Ich habe immer gesagt, es muss ein grosser Verein kommen. Inter ist ein Verein, den jeder auf der Welt kennt, auch wenn sie letzte Saison nur Neunter geworden sind. Aber ich fühle mich sehr, sehr wohl in Basel, und wir haben grosse Erfolge gehabt in den letzten zwei Jahren.»

«Es ist nicht einfach, sich auf den FCB zu konzentrieren»

Ausserdem, darauf hat Trainer Murat Yakin am Montag am Rande des Uhrencup in Grenchen noch einmal hingewiesen, besteht beim FC Basel auch keine Not, einen Spieler zu versilbern. Wobei die Rechnung verlockend ist: Wäre Inter tatsächlich bereit, die kolportierte Ablöse von zehn Millionen hinzublättern, hätte sich Dragovic’ Marktwert seit der Verpflichtung von Austria Wien vor zweieinhalb Jahren in etwa verzehnfacht.

Nun scheint aus dem Transfergeschäft eine Hängepartie zu werden. «Es ist kein Geheimnis, dass der FC Basel mit Inter verhandelt, aber beschlossen ist nichts», sagte Dragovic am Montag gegenüber der TagesWoche, «ich hoffe, es wird in den nächsten 48 Stunden etwas passieren. Und solange ich nichts unterschrieben habe, konzentrierte ich mich wirklich hundertprozentig auf den FC Basel – auch wenn es zur Zeit nicht einfach ist.»

Samstag? Schaun mer mal

Persönlichen Kontakt mit den Mailändern hatte der Spieler bis dato nicht, was nicht für eine rasche Abwicklung spricht. Anscheinend ist ein neuer Agent mit Dragovic’ Segen im Spiel, dessen Namen der Spieler aber nicht offenbaren möchte.

Dragovic wäre nicht der erste Spieler, der den FCB im laufenden Galopp verlässt. Am Montag verabschiedete er sich mit der Gewissheit, dass er am Mittwoch im Testspiel gegen Borussia Dortmund im St.-Jakob-Park auflaufen wird. Ob das jedoch auch für Samstag und den Saisonstart gegen Aarau gilt? «Schaun mer mal», sagt Dragovic.

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