Helmut Benthaus und der Makel im Schönschreibheft

41 Jahre ist es her, seit der FC Basel und der FC Zürich letztmals in einem Final des Schweizer Cup aufeinandergetroffen sind. Helmut Benthaus, der Trainer der grossen FCB-Ära, schaut auf die drei verlorenen Endspiele 1970, ’72 und ’73 zurück und sagt, das sei nur das eine Ärgernis. Und: «Ich hoffe, dass die Finalserie am Ostermontag ad acta gelegt wird.»

Basel, 15.6.1981. Sport, Fussball, Nationalliga A, NLA, HistorischFCB Trainer Helmuth Benthaus (re), links Peter Ramseier� foto-net (Bild: foto-net)

41 Jahre ist es her, seit der FC Basel und der FC Zürich letztmals in einem Final des Schweizer Cup aufeinandergetroffen sind. Helmut Benthaus, der Trainer der grossen FCB-Ära, schaut auf die drei verlorenen Endspiele 1970, ’72 und ’73 zurück und sagt, das sei nur das eine Ärgernis. Und: «Ich hoffe, dass die Finalserie am Ostermontag ad acta gelegt wird.»

An Details kann sich Helmut Benthaus nicht mehr erinnern. Vielleicht mag er auch einfach nicht. Wer würde es ihm auch verdenken. Die drei Cupfinals gegen den FC Zürich anfangs der Siebziger Jahre sind ja auch keine schöne Erinnerung. Zumindest in Basel nicht.

Im Schweizer Fussball war gerade die erste grosse Ära des FC Basel angebrochen. Und Helmut Benthaus, aus Herne stammender deutscher Nationalspieler, den FCB-Präsident Lucien Schmidlin 1965 vom 1. FC Köln rheinaufwärts gelotst hatte, war der Architekt jener Zeit. Damals, als ein Cheftrainer auch Co-Trainer, Goalietrainer und Scout in Personalunion war. Und Benthaus spielte anfangs selbst noch. Heute, sagt er, hätten Trainer andere Aufgaben; sie seien auch Mediendompteure.

Der Cupfinal –früher DAS Fussballereignis

Unter Benthaus verpasste der FCB das, was heute zum Greifen nahe ist: als erster Club im Schweizer Fussball fünf Meistertitel aneinanderzureihen. 1969 und 1970 sowie 1972 und 1973 wurde der FCB Meister (einmal abgesehen von den Titeln 1967, 1977 und 1980 – allesamt unter Benthaus). 1971 wäre er es nach heutiger Lesart auch gewesen. Aber bei Punktgleichheit wurde damals ein Entscheidungsspiel ausgetragen, und dieses gewannen die Grasshoppers mit 4:3. «Das ist das eine Ärgernis», sagt Benthaus.

Item. 1970, ’72 und ’73 stiess der FCB ausserdem dreimal in den Cupfinal vor, und jedes Mal hiess der Gegner FCZ. Es war, und daran erinnert sich Helmut Benthaus, der im Juni 79 Jahre alt wird, noch sehr genau, es war eine Zeit, als der Schweizer Cup noch etwas galt. «Der Cupfinal war das Fussballereignis in der Schweiz, das grosse Fest. Diese Bedeutung hat das Spiel heute nicht mehr. Es ist immer noch ein Fest, aber die Meisterschaft hat den höheren Stellenwert, weil sie die Qualifikation für die Champions League bedeutet.»

Aller guten Dinge sind drei: FCZ-Captain Köbi Kuhn stemmt 1973 die Sandoz-Trophäe für den Schweizer Cupsieger. Karl Odermatt bleibt als FCB-Captain zum dritten Mal nur, zu applaudieren. (Bild: Keystone)

Aller guten Dinge sind drei: FCZ-Captain Köbi Kuhn stemmt 1973 die Sandoz-Trophäe für den Schweizer Cupsieger. Karl Odermatt bleibt als FCB-Captain zum dritten Mal nur, zu applaudieren. (Bild: Keystone) (Bild: Keystone)

Dreimal FCB-FCZ also im Spiel des Jahres. Und dreimal zog der FCB den Kürzeren. Zweimal nach Verlängerung. Ein einziges Tor gelang ihm in diesen drei Endspielen, erzielt von Karl Odermatt.

Dieser Treffer war am 18. Mai 1970 das 1:0 in der 62. Minute. Aber der FCZ glich aus. In der Verlängerung schoss Fritz Künzli, der grosse Goalgetter des FCZ, das 2:1. Und das 3:1. Ein Tor über das Karl Odermatt mal sagte: «Völlig irregulär. Ein riesiger Skandal, er stand mindestens zehn Meter im Abseits.»

Künzli: «Michaud war schlicht zu langsam»

Die Fernsehbilder können das im Nachhinein nicht mehr entschlüsseln (-> das SRF-Video zu allen drei Finals), höchstens die Vermutung nahe legen, dass es tatsächlich so gewesen sein könnte. Zumindest aus Basler Perspektive. Fritz Künzli (69) hat das dieser Tage im «Tagesanzeiger» noch mal aus eigener Warte rekapituliert: «Basels Abwehrchef Bruno Michaud war gegen meinen Antritt schlicht zu langsam.»

Wie auch immer. Der 70er Final war der letzte, in dem Benthaus selbst mitspielte. Ein Jahr später war er nur noch Trainer des FCB. Und am 22. Mai 1972 traf er im Berner Wankdorf-Stadion mit dem FCB wieder auf den Erzrivalen.

«Zum einen gab es die Rivalität der beiden grössten Städte der Schweiz im Allgemeinen», sagt Benthaus, «dann war die Nationalmannschaft fast ausschliesslich zur Hälfte mit Basler und Zürcher Spielern bestückt. Das hat die Konkurrenz noch grösser gemacht, und damit auch den Ehrgeiz, den Cupfinal zu gewinnen. Das war mehr oder weniger ein Schaulaufen der Nationalspieler. Deshalb hat der Cupfinal eine grosse Attraktivität besessen.»

Die 72er-Niederlage und die Revanche in der Meisterschaft

Zum Matchwinner des 72er-Finals avancierte der 23-jährige Emporkömmling Daniel Jeandupeux mit seinem Solo und Schuss von der Strafraumkante unmittelbar vor der Halbzeitpause. Bei grosser Hitze an jenem Pfingstmontag rannte der FCB diesem Rückstand vergeblich hinterher. Mittelgrosser bis grosser Trost aus Basler Sicht: Drei Wochen später kam es in der Meisterschaft zur Finalissima gegen den FCZ vor 56’000 Zuschauern im Joggeli, jenem legendären 4:0 vor 56’000 Zuschauern, nach Spielschluss standen die Zürcher Spieler den Baslern zur Gratulation Spalier. Eine unvergessene Szene.

Wieder ein Jahr später hiess es zu Wankdorf im Schweizer Cup zum dritten Mal innert vier Jahren FCZ–FCB. Wieder gewannen die Zürcher. Diesmal durch Tore von Peter Marti zwei Minuten nach Beginn der Verlängerung und Fritz Künzli, der sich im tiefen Spätherbst seiner Torjägerkarriere befand.

Als der Cupfinal noch das Fussballereignis der Schweiz war: Das mit 45'000 Zuschauern vollbesetzte Wankdorf-Stadion in Bern am 23. April 1973 bei FCZ-FCB (2:0).

Als der Cupfinal noch das Fussballereignis der Schweiz war: Das mit 45’000 Zuschauern vollbesetzte Wankdorf-Stadion in Bern am 23. April 1973 bei FCZ-FCB (2:0). (Bild: Keystone) (Bild: Keystone)

Daran schloss sich eine grosse Ära des FCZ an mit drei Meistertiteln in Folge unter Timo Konietzka, einem anderen deutschen Meistertrainer in der Schweiz. 1977 war dann der FCB wieder dran.

Die FCZ-Künstler und das FCB-Kollektiv

Bei Helmut Benthaus haben sich die drei Cup-Endspiele gegen Zürich im Gedächtnis festgesetzt. Er sagt: «Ich bin nicht der grosse Statistiker und Nostalgiker. Aber dreimal den Final gegen den FC Zürich verloren zu haben, das ist so etwas wie ein Makel in unserem Schönschreibheft.»

Womit das zu tun hatte? «Ich werde das oft gefragt», sagt Benthaus, «wir waren in keinster Weise unterlegen. Genauso gut hätten wir die drei Finals gewinnen können – so aber blieb mir hinterher nichts anderes übrig, als den Zürchern zu gratulieren.»

Eine mögliche Erklärung findet der grosse, alte Trainer des FCB aber schon: «Der FCZ war im Zweifelsfall individuell etwas besser besetzt als wir. Wenn die sich richtig zusammengerissen haben in einem entscheidenden Spiel, dann war es schwer, gegen sie zu gewinnen. Auf der anderen Seite bedingt eine Meisterschaft mehr Durchhaltevermögen, und die geschlossenere Mannschaftsleistung kommt mehr zum Ausdruck. Da konnten wiederum wir mehr in die Waagschale werfen.»

Benthaus: «Hoffe, Ostermontag ist das ad acta gelegt»

Benthaus ist noch heute bei fast jedem Spiel des FCB «auf dem Platz», wie er sagt, und «ein fleissiger Beobachter der Szene.» Nur diesen, den 89. Cupfinal, den wird Benthaus verpassen, weil er in den Ferien weilt. «Ich hoffe», gibt er dem FCB 41 Jahre nach dem letzten Endspiel der beiden Rivalen mit auf den Weg, «dass unsere Finalserie gegen den FCZ am Ostersonntag ad acta gelegt wird.»

Total 16 Spiele, Siege FCB-FCZ: 9:7, Tore: 29:25
Der Schweizer Cup seit 1925

Der aktuelle Wettbewerb 2013/14

Der FCB gegen den FCZ im Schweizer Cup
Saison Runde Paarung Resultat
1947/48 1/16 FCB–FCZ 2:1
1954/55 1/16 FCB–FCZ 1:4
1961/62 1/8 FCZ–FCB 0:1
1966/67 1/8 FCB–FCZ 3:2
1967/68 1/8 FCZ–FCB 1:0
1969/70 Final FCB-FCZ 1:4 n.V.
1971/72 Final FCZ–FCB 1:0
1972/73 Final FCZ–FCB 2:0 n.V.
1974/75 1/8 FCZ–FCB 1:3
1977/78 1/8 FCZ–FCB 1:3
1978/79 1/8 FCZ–FCB 1:3
1980/81 1/4 FCZ–FCB 3:0
2001/02 1/4 FCZ–FCB 1:4
2005/06 1/8 FCB–FCZ 3:4
2008/09 1/4 FCZ–FCB 0:1
2009/10 1/8 FCB-FCZ 4:2
2013/14 Final FCZ–FCB  

Die drei Cupfinals FCB-FCZ im Telegramm

45. Schweizer Cupfinal, 18.5.1970
FC Basel–FC Zürich 1:4 n.V. (0:0; 1:1)


Wankdorf Bern. – 47’500 Zuschauer
. – SR Marendaz (Lausanne).

Tore: 62. Odermatt 0:1, 74. Quentin 1:1, 92. Künzli 2:1, 101. Künzli 3:1, 113. Corti 4:1

.
FC Zürich: 
Grob, Münch, Kyburz, Leimgruber, Hasler, Martinelli, Kuhn, Winiger, Künzli, Quentin, Volkert (68. Corti)
. – Trainer: Georg Gawlicek

.
FC Basel: 
Kunz, Kiefer, Michaud, Ramseier, Paolucci, Odermatt, Benthaus, (91. Rahmen), Sundermann, (104. Demarmels), Balmer, Hauser, Wenger. – Spielertrainer: Helmut Benthaus.

47. Schweizer Cupfinal, 22.5.1972
FC Zürich–FC Basel 1:0 (1:0)


Wankdorf Bern. – 45’000 Zuschauer
. – SR Scheurer (Bettlach).

Tor: 45. Jeandupeux 1:0
.

FC Zürich: 
Grob, Heer, P.Stierli, Bionda, Münch; Martinelli, Kuhn, Grünig (71. Foschini); Konietzka, Künzli, Jeandupeux
. – Spielertrainer: Timo Konietzka


FC Basel: 
Kunz; Rahmen, Mundschin, Ramseier, Siegenthaler, Odermatt, Demarmels (78. Riner), Hasler,; Balmer, Blättler, Hitzfeld. – Trainer: Helmut Benthaus.

48. Schweizer Cupfinal, 23.4.1973
FC Zürich–FC Basel 2:0 n.V. (0:0; 0:0)
Wankdorf Bern. – 45’000 Zuschauer. – 
SR Keller

.
FC Zürich: 
Grob, Heer, Münch, Bionda, Zigerlig, Martinelli (76. Martu), P.Stierli, Kuhn, Brunnenmeier, Künzli, Jeandupeux (91. Rutschmann). – 
Trainer Timo Konietzka
.

FC Basel: 
Kunz, Mundschin, Ramseier, Fischli (27. Kiefer), Siegenthaler, Odermatt, Hasler, Stohler, Balmer (91.Riner), Hitzfeld, Demarmels. – 
Trainer Helmut Benthaus.

 

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