Herzenswunsch: Keine Pyros

Ein einzelner Basler Fan versucht ein Problem zu lösen, an dem bislang ungezählte runde Tische gescheitert sind: Pyrotechnik im Fussballstadion. Sein Vorschlag: Vor den Spielen sollen Leuchtfackeln im geregelten Rahmen abgebrannt werden dürfen. Während des Spiels aber nicht.

Gemeinsame Marschrichtung: Zumindest im Kampf gegen eine weitere Verschärfung der Kontrollen sind die Fans der gegnerischen Mannschaften vereint. (Bild: Keystone)

Ein einzelner Basler Fan versucht ein Problem zu lösen, an dem bislang ungezählte runde Tische gescheitert sind: Pyrotechnik im Fussballstadion. Sein Vorschlag: Vor den Spielen sollen Leuchtfackeln im geregelten Rahmen abgebrannt werden dürfen. Während des Spiels aber nicht.

FCB-Fan Peter Hablützel hat bereits vor einigen Wochen eine Initiative lanciert, um dem Abbrennen von Pyrotechnik im St.-Jakob-Park Einhalt zu gebieten. Die Aktion «Rote Karte» hatte nicht den gewünschten Erfolg. Nach dem Derby-Abbruch in Zürich und dem grässlichen Unfall eines FCZ-Fans in Rom hat Hablützel einen neuerlichen Anlauf unternommen.

Bei allen fünf Spielen der Super League ruft er zur Aktion «Zeichen sitzen» (Flyer auf der Rückseite unter Dokumente) auf. Alle Besucher sollen beim Einmarsch der Mannschaften auf ihren Plätzen sitzen bleiben und für eine Minute Stille im Stadion sorgen. Weiter schlägt er vor: kontrolliertes Abbrennen von sechs kleinen Pyrofackeln durch sechs Fans, die diese dann der Feuerwehr übergeben. Ansonsten wünscht er sich keine Pyrotechnik vor, während und nach dem Spiel.

Gerichtet hat er sich mit dieser Idee an alle Clubs der Super League, die Fanclubs der Muttenzerkurve und jene der Young Boys. Reaktionen erhielt er zwei: vom FC Basel und dem FC Zürich, der ausrichten liess, er unterstütze die Aktion. Josef Zindel, der Öffentlichkeitsbeauftragte des FCB, konnte Hablützel zwar nicht weiterhelfen, sagte aber: «Ich habe Herrn Hablützel in einem konstruktiven Gespräch erklärt, dass wir alle Aktivitäten begrüssen, die helfen, Probleme zu lösen. Dass wir aber als Club aufgrund der heutigen rechtlichen Lage Pyro-Aktionen, und seien sie noch so gut gemeint, nicht unterstützen können.»

Zürcher Fans versprechen Zurückhaltung

Am 10. November haben Verantwortliche des FC Zürich und Vertreter aus der Südkurve des FCZ den Abbruch des Zürcher Derbys und den Petarden-Unfall in Rom aufgearbeitet. In einem Communiqué der Südkurve, das am 14. November auf der Website des FCZ veröffentlicht wurde, haben die Fans so etwas wie ein Versprechen abgegeben: «Wir wollen unsere Verantwortung wahrnehmen und unseren Einfluss nutzen, um in nächster Zeit eine spürbare Zurückhaltung beim Einsatz von Pyrotechnik walten zu lassen.»

Dass nicht Partei für einen vollständigen Verzicht auf das Abbrennen von Rauchpetarden und Fackeln ergriffen wurde, lässt sich nachvollziehen, wenn man sich mit dem Selbstverständnis der Ultra-Gruppierungen in den Kurven auseinandersetzt. So betont auch die Südkurve ihre Selbstbestimmung sowie ihre finanzielle und organisatorische Unabhängigkeit, will sich aber nicht als ein «abgeschottetes Gebilde» verstanden wissen. «Ohne FCZ keine Südkurve», heisst es im Communiqué.

Die Kurve spricht von Mitverantwortung, vom Druck, unter dem sie nach den jüngsten Vorfällen stünde. Sie setzt weiter auf die Selbstregulierungskräfte, ein Prinzip, das ihrer Ansicht nach «in den letzten Jahren im überwältigenden Teil der Fälle griff». Aber eben nicht beim 226. Zürcher Derby vom 2. Oktober, als FCZ-Fans, die brennende Fackeln in den GC-Sektor warfen, massgeblich dafür verantwortlich waren, dass erstmals im Schweizer Fussball ein Spiel der höchsten Liga wegen Fan-Randalen abgebrochen werden musste.

Den Einsatz von – im Stadion gesetzlich verbotener – Pyrotechnik betrachtet die Südkurve weiterhin als Bestandteil ihrer Fankultur. Sie differenziert jedoch zwischen Rauch und Fackeln und dem «seit vielen Jahren unerwünschten Einsatz von Knallern und dem zweckentfremdeten Werfen von Fackeln».

Nächster Artikel