Himmelwärts vor der Heimkulisse

Die Schweizer Langläufer verstanden es, die beiden Rennen Tour-de-Ski-Rennen in Lantsch/Lenz als Motivationsspritze zu nutzen – allerdings nicht alle.

Im Sprint-Viertelfinal fuehrt die Schweizerin Laurien Van der Graaff, rechts, vor der Norwegerin Astrid Uhrenholdt Jacobsen an der Tour de Ski auf der Lenzerheide, am Dienstag, 31. Dezember 2013. (KEYSTONE/Arno Balzarini) (Bild: Keystone/ARNO BALZARINI)

Die Schweizer Langläufer verstanden es, die beiden Rennen Tour-de-Ski-Rennen in Lantsch/Lenz als Motivationsspritze zu nutzen – allerdings nicht alle.

Welch ein Kontrast beim Jahreswechsel: Wind, Schnee und eine tiefe Loipe in Oberhof (D) und in Lenzerheide Sonnenschein über einer zauberhafte Winterlandschaft. Und Schweizer Resultate, welche die Absenz des rekonvaleszenten Dario Cologna zwar nicht vergessen, aber immerhin verschmerzen liessen.

Denn: Der vierte Rang von Laurien van der Graaff im Sprint gehört zum Besten, was die Schweizer Langläuferinnen in der Geschichte dieser Sportart zu zeigen vermochten. Selbst die für Zurückhaltung und Sachlichkeit bekannte «Neue Zürcher Zeitung» schrieb von einem Exploit.

Zu diesem kamen an den beiden Schweizer Rennen der Tour de Ski zwei weitere beachtliche Ergebnisse bei den Männern hinzu: Rang 12 von Eligius Tambornino im Sprint sowie Rang 16 von Jonas Baumann im Distanzrennen.

Motivation getankt

Ein begeistertes Publikum – 8000 an Silvester beim Sprint, gar 12’000 bei den Massenstartrennen am Neujahrstag – sorgte für einen Sonderschub bei den einheimischen Startern. «Wir wurden euphorisch empfangen und über die Strecke getragen», sagte Laurien van der Graaff, die für das Glanzresultat aus Schweizer Sicht sorgte.

Darauf will die 26-jährige Davoserin aufbauen – nicht an der Tour de Ski, sondern im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Sotschi im Februar. Mit dem neuen Selbstvertrauen wird sie sich an die Feinjustierung für den Saisonhöhepunkt machen. Und ihre hoch angesetzte persönliche Zielsetzung – Olympia-Final der besten sechs – scheint realistisch.

Baumann – Northug auf den Fersen

Der Olympia-Qualifikation einen weiteren Schritt näher gekommen ist auch Eligius Tambornino mit seinem 12. Rang. Erst einmal, vor zwei Jahren mit einem 11. Rang er besser klassiert gewesen. Und im Vergleich zu Teamkollegin van der Graaff, mit der Tamborinino in der privaten Sprintgruppe des einstigen Leichtathletik-Nationalcoaches Christoph Schmid trainiert – zeigte sich deutlich, wo seine Defizite im Vergleich zu den Weltbesten (noch) liegen: «Im Halbfinal war die Luft draussen, verfügte ich nicht mehr über genügend Energie.»

Für das erstaunlichste Ergebnis bei den Schweizer Männern sorgte aber am zweiten Tag Jonas Baumann. Dem erst 23-Jährigen glückte mit Rang 16 sein bestes Ergebnis auf höchster Stufe. Wie stark dieses ist, zeigt ein Blick auf das Klassement: Unmittelbar vor ihm ist Petter Northug klassiert und auch nur einen weiteren Rang besser der aktuelle Tour-Leader, Northugs norwegischer Landsmann Martin Johnsrud Sundby (Norwegen).

Baumann staunte selber: «Ich wusste zwar, dass meine Form stimmt, aber damit, dass ich derart gut würde mithalten können, rechnete ich nicht.» Lediglich elf Sekunden büsste er auf Sieger Alexej Poltoranin aus Kasachstan ein. Auf den zehnten Ilja Tschernusow waren gar nur 2,1 Sekunden.

«Heute ging’s von A bis Z auf», freute sich Baumann, der sein Flair für die klassische Technik bewies. Und im Gegensatz zu van der Graaff sieht Baumann nun die Perspektive auf eine Top-30-Klassierung bei der Tour. Derzeit belegt er Zwischenrang 20.

Perl gibt Rätsel auf

Im Hinblick aufs Gesamtklassement ist das Langdistanzrennen am Freitag von Toblach nach Cortina mit Jagdstart vorentscheidend. Die Vorgabe scheint günstig. Unmittelbar hinter Baumann starten die exzellenten Skater Matti Heikkinen (Finnland), Devon Kershaw (Kasachstan) und Sjur Roethe (Norwegen).

Es blieb in Lenzerheide aber auch ein Rätsel: Curdin Perl. Statt dem erhofften Aufwärtstrend brach der einstige Tour-de-Ski-Gesamtvierte ein. Als 66. strahlte er nach dem Massenstartrennen Ratlosigkeit aus und gab auf. «Ich werde jetzt die Langlaufski einige Tage in den Keller stellen und abzuschalten versuchen», sagte er, ohne einen Grund nennen zu können, wieso er überhaupt nicht auf Touren kommt.

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