Höhenflüge und Hundejahre: Die Erlebnisse des FC Basel in der Königsklasse

Der FC Basel steigt gegen Manchester United in seine achte Champions-League-Saison. Grund genug, auf sieben handverlesene Auftritte in der Champions League zurückzublicken.

Das waren noch Zeiten: Julio Hernan Rossi, Mario Cantaluppi, Hakan Yakin und Kumpanen bejubeln den Führungstreffer gegen Manchester im St.-Jakob-Park 2002. (Bild: KEYSTONE/Markus Stuecklin)

Ein halber Zentimeter fehlte, und es wäre vorbei gewesen mit der ersten Champions-League-Qualifikation für den FC Basel, damals vor 15 Jahren. 2:0 lagen die Basler nach der 1:3 Auswärtsniederlage gegen Celtic Glasgow in Front, die Stimmung im St. Jakob-Park hatte den Siedepunkt längst überschritten – und dann verfehlte der legendäre Fehlschuss Chris Suttons das Basler Tor um Haaresbreite.

Die Szene wird gemeinhin als Schlüsselmoment erinnert. Sieben Mal konnten die Basler seither in der Champions League spielen, die Teilnahmen am Pokal der Landesmeister, wie die Königsklasse früher hiess, nicht eingerechnet. Es gab schöne Momente – und ernüchternde.

Saison 2002/03: Ein erster Erfolg gegen Manchester bei der Premiere

Im damaligen Modus mit zwei Gruppenphasen spielte der FC Basel bei seiner ersten Teilnahme gleich gross auf, berauschte sich unter anderem an einem 3:3-Heimspiel gegen Liverpool und preschte in die Zwischengruppe mit Deportivo La Coruña, Juventus Turin und – dem Startgegner der aktuellen Kampagne – Manchester United.

Er traf im Hin- und auch im Rückspiel: Christian Giménez erhielt übrigens für seine Jubelgeste im Old Trafford keine Karte. Gelb für das Ausziehen des Trikots gab es erst ab 2004.

Und 66’000 Fans rieben sich im Old Trafford die Augen: Der Underdog powerte, als gäbe es kein Morgen, und ging durch eine Knallerkombination zwischen Sébastien Barberis und Christian Giménez in der 14. Minute in Führung! 40 Minuten hatte diese Führung Bestand, dann glich Gary Neville doch noch aus. Zu mehr reichte es den roten Teufeln aber nicht: Der FC Basel entführte einen Punkt aus dem «Theater of Dreams» und hinterliess trotz des knappen Ausscheidens als Gruppendritter ein erstes dickes Ausrufezeichen in England.

» Die Ergebnisse und die Tabellen der Gruppen Bund D (Zwischengruppe).

Saison 2008/09: Pleiten, Pech und Pannen – ausser im Camp Nou

Eren Derdiyok war mit seinem Tor zum Punkteerfolg im Camp Nou der Held der Stunde.

Sechs Jahre dauerte es, bis der FC Basel in der Champions League wieder einstempeln durfte. Und es war eine Kampagne zum Vergessen. Gegen Shakhtar Donezk, Sporting Lissabon und Barcelona gab es in sechs Spielen fünf Niederlagen.

Aber woher rührte der einzige Punkt nochmal?

Richtig: Ausgerechnet im Camp Nou wuchs der FCB über sich hinaus. Eren Derdiyok war es, der Lionel Messis Führungstreffer in der 81. Minute ausgleichen konnte.

Und was für ein Treffer! Derdiyok spedierte Carlitos Flanke per Dropkick ins rechte obere Eck, nachdem er im dümmsten Moment das Gleichgewicht verloren hatte – Traumtor.

Es sollte der einsame Höhepunkt in einer verkorksten Kampagne bleiben, in der der FC Basel von allen bisherigen Teilnahmen die schlechteste Torbilanz auswies (2:16).

» Die Ergebnisse und die Tabelle der Gruppe C

Saison 2010/11: Als der FC Basel die Mauern der ewigen Stadt schleifte

Ein Jahr brauchte Thorsten Fink, um die Verjüngungskur nach der Ära Gross in Resultate umzumünzen. Spätestens in Roms Olympiastadion war es dann so weit: Alex Freis Führungstor glich Marco Borriello noch aus, doch dann öffneten die Basler in der ewigen Stadt die Schleusen. Samuel Inkoom traf kurz vor der Pause und mit dem Schlusspfiff folgte die grosse Show des Adilson Cabral.

Dieser war in der 81. Minute für Marco Streller eingewechselt worden. «Ich sagte ihm, geh raus und schau, dass wir das 2:1 halten können», sagte Thorsten Fink nach dem Spiel, «du kannst aber auch das 3:1 schiessen, wenn du willst.»

Cabral wollte, und wie: Wie Fahnenstangen umkurvte er die Römer Verteidigung, legte ein Riesensolo aufs Parkett und vollendete zum 3:1-Endstand.

Cabral, Zauberfuss: Der Torschütze zum 3:1 gegen die AS Roma lässt sich feiern.

Der FC Basel beendete die Gruppe E mit weiteren Gegnern wie Bayern München und CFR Cluj auf dem dritten Platz, rutschte damit in die Sechzehntelfinals der Europa League, wo gegen Spartak Moskau das europäische Abenteuer schliesslich ein Ende fand.

» Die Ergebnisse und die Tabelle der Gruppe E

Saison 2011/12: Zum ersten Mal in den Achtelfinals

Im darauffolgenden Jahr erreichte der FC Basel in einer Beinahekopie der aktuellen Gruppe zum ersten Mal die Achtelfinals der Champions League. Von den Spielen gegen Oțelul Galați, Benfica Lissabon und Manchester United bleiben vor allem die beiden Begegnungen gegen Manchester in Erinnerung.

Da war der 2:1-Heimsieg mit Streller und Frei als Torschützen – ein Fussballfest. Da war aber auch der Husarenritt im Old Trafford, mit dem sich der FC Basel auf der Insel endgültig einen Namen machte. 0:2 lag der Schweizer Meister zurück; Niederlage, Abgesang, Untergang? Pustekuchen! Die Namensvettern Fabian und Alex Frei (2) bogen die Partie in einem Kraftakt sogar noch um, und der FC Basel musste erst in allerletzter Minute den Ausgleich zum 3:3 durch Ashley Young hinnehmen.

Manchester landete hinter Basel in der Europa League. Der FCB verlor in der Folge erst Thorsten Fink, der den Abstiegskampf mit Hamburg den Achtelfinals in der Königsklasse vorzog, und dann verlor der FCB auch noch eben jene Achtelfinals gegen Bayern München mit einem Gesamtscore von 1:8.

» Die Ergebnisse und die Tabelle der Gruppe C

Saison 2013/14: Licht und Schatten sind nah

Eine seltsame Kampagne erlebte der FC Basel in der zweiten Saison unter Murat Yakin als Cheftrainer. In einer Poule mit Chelsea, Schalke und Steaua Bukarest hatten sich viele realistische Chancen auf den zweiten Platz ausgerechnet – nur leider gingen ausgerechnet gegen den nominell schwächsten Gruppengegner aus Rumänien (zweimal 1:1) entscheidende Punkte verloren.

Dafür wurden die Basler einmal mehr ihrem Ruf gerecht, gegen englische Teams gross aufzuspielen. Vor allem einer nutzte die beiden Duelle gegen Chelsea zum grossen Schaulaufen: Mohamed Salah, er traf sowohl im St.-Jakob-Park (1:2) als auch in der Stamford Bridge (1:0), die kurze Zeit später seine Heimat werden sollte. Salah wechselte im Winter zu den Blues und der FC Basel als Gruppendritter in die Europa League, wo er erst in den Viertelfinals gegen Valencia (3:0 und 0:5 n. V.) die Segel streichen musste.

«Bitteschön, mein Bewerbungsschreiben»: Chelsea verpflichtete Mohamed Salah im Nachgang seiner beiden Treffer gegen die Blues für den FC Basel.

In Erinnerung blieb aus dieser Saison auch die Aktion der Greenpeace-Aktivisten, die sich im Heimspiel gegen Schalke mit einer Protestbotschaft an Schalke-Sponsor Gazprom vom Dach des St.-Jakob-Parks abseilten.


» Die Ergebnisse und die Tabelle der Gruppe E

Saison 2014/15: Und wieder müssen die Engländer daran glauben

Aller Anfang ist schwer, besonders wenn der Auftaktgegner zur Champions-League-Kampagne wie in der Saison 2014/15 Real Madrid heisst. Mit 1:5 gingen die Basler im Bernabeu baden. Doch der FCB rappelte sich schnell wieder auf und spann weiter an seiner Erfolgsserie gegen englische Teams.

Als erster kamen nämlich die «Reds» aus Liverpool zu Gast in den St.-Jakob-Park, der sich zur Freude des Heimpublikums als äusserst ungastlich erwies: Paulo Sousa hatte sein Team optimal eingestellt, Basel drückte, Basel presste und Basel kam in der 53. Minute durch Marco Streller zur überfälligen Führung. Ein wahrer Streller-Streich! Einer, für den es die Klasse und vor allem den Riecher des Goalgetters brauchte: Nach einem Kopfball drosch er die Faustabwehr Mignolets im Fallen ins Netz. Extraklasse.

Pure Emotion: So bejubelte Streller sein spektakuläres Führungstor gegen Liverpool.

Zum Schluss musste Liverpool auch in der Tabelle hinten anstehen während Basel in die Achtelfinals einzog. Porto brachte dort aber mehr Kampfgewicht auf die Waage und schoss den FCB mit einem Gesamtscore von 5:1 aus dem Wettbewerb.

» Die Ergebnisse und die Tabelle der Gruppe B

Saison 2016/17: Unter Schwergewichten zu leicht

Gegen die beiden Fussball-Schwergewichte aus Arsenal und Paris gab es für den FC Basel in der vergangenen Saison nichts zu bestellen, der Schweizermeister war in den Duellen gegen die Teams aus England und Frankreich diskussionslos unterlegen. Dass sich allerdings auch die Bulgaren von Ludogorets Rasgrad als unschlagbar erwiesen (1:1 und 0:0), hinterliess in der bislang letzten Champions-League-Saison ein ungutes Gefühl: Die Exploits gegen die Grossen blieben aus, die Punkte gegen vermeintlich schwächere Teams ebenso.

Die schwache Ausbeute in der Königsklasse war einer der wenigen Tolggen im Reinheft Urs Fischers, der die Mannschaft immerhin zum Double führte. Fischer dürfte sich die Spiele seines Nachfolgers Raphael Wicky mit besonderer Aufmerksamkeit zu Gemüte führen.

Zwei deutliche Niederlagen gegen Paris und auch sonst verlief die bislang letzte Champions-League-Kampagne des FC Basel eher enttäuschend.

Nächster Artikel