Er ist beim FC Basel die Spielerfigur schlechthin. Und er macht weiter: Matias Delgado verlängert seinen Vertrag bis Sommer 2018. Diese Entscheidung lag alleine bei ihm. Weil der Argentinier in Basel einen Status geniesst, den der 34-Jährige nicht verstehen will.
Matias Delgado war 20 Jahre alt, als ihn Christian Gross für Sébastien Barberis in der 69. Minute auf das Feld schickte. Nur eine Zeigerumdrehung später bereitete der Mittelfeldspieler ein Tor vor. Fast 30’000 Menschen schauten an diesem 3. September 2003 zu, wie sich Delgado bei seinem Debüt in Europas Clubfussball zum ersten Mal an einem Tor des FC Basel beteiligte.
Fortan war Delgado mit dem Druck konfrontiert, den das Leben als Berufsspieler mit sich bringt. Mit dem Druck, Spiele zu gewinnen, zumal beim FC Basel; mit dem Druck, selbst keine Fehler zu machen; mit dem Druck, die Zuschauer zufrieden zu stellen.
«Ich bin kein Idol. Und ich habe keine Ahnung, warum die Leute glauben, ich sei ein spezieller Spieler. So fühle ich. So gehe ich durch das Leben.»
Zehn Titel, eine Auszeichung zum Fussballer des Jahres und über 13 Jahre später lernte Delgado einen anderen Druck kennen. Einen Druck, den nur wenige Fussballspieler je erfahren: Der FC Basel legte die Entscheidung, ob der inzwischen 34-Jährige seinen Vertrag verlängern will oder nicht, komplett in die Hände des offensiven Mittelfeldspielers.
«Das hat mich unter Druck gesetzt», sagt Delgado im Anschluss an den 4:0-Sieg zum Rückrundenauftakt gegen den FC Lugano, «aber ich war deswegen auch ein glücklicher Mann. Denn normalerweise läuft das nicht so.»
«Das war sehr clever vom Präsidenten, oder?» – Matias Delgado am 4. Januar zur Frage nach seiner Vertragsverlängerung.
Der Status eines Privilegierten
Er sei der einzige gewesen, der einer Vertragsverlängerung auch skeptisch gegenüberstand. «Alle anderen haben nur positiv darüber gesprochen, in der Familie waren sie die ersten, die mich dazu gedrängt haben», sagt der Rechtsfuss. Zusammen mit seinen Nächsten hat er die Entscheidung getroffen, den Ende Saison auslaufenden Vertrag bis im Sommer 2018 zu verlängern und diesen am späten Nachmittag vor dem ersten Spiel im neuen Jahr unterzeichnet.
Dass der 19-fache Meister seinem Spielmacher die Entscheidung über das Ende seiner Karriere überliess, gründet neben dessen in den letzten Monaten herausragenden Leistungen im Status, den Delgado in Basel geniesst: Nachdem Marco Streller zurückgetreten, Breel Embolo in die Bundesliga abgewandert, Behrang Safari nach Schweden zurückgekehrt und in Walter Samuel ein Fussballer von Weltformat ins Trainergeschäft eingestiegen ist, ist Delgado die Spielerfigur schlechthin beim FC Basel.
Er sei nahe dran gewesen, nach dieser Saison seine Karriere zu beenden, sagt Delgado.
Und weil ebenda nach sieben Meistertiteln in Serie die Ansprüche der Zuschauer gewachsen sind, braucht der Verein solche Figuren mehr denn je. Denn die Fans wollen unterhalten werden, und dafür braucht es nicht nur Siege, sondern eben auch Persönlichkeiten, die auf den Rängen besondere Emotionen auslösen.
In einer Liste mit Lionel Messi
Für diese Emotionen sorgt Delgado. Mit direkt verwandelten Freistössen. Mit Elfmetern, die nicht nur erfolgreich, sondern auch eine Augenweide sind. Mit Pässen, die zum Besten gehören, was der Schweizer Fussball in den letzten Jahren gesehen hat. Oder mit der bescheidenen Art, wie sich der Familienvater den Mikrophonen stellt.
Diese Art bewahrt den Mann aus Argentiniens drittgrösster Stadt Rosario davor, die Relationen zu verlieren. «Ich bin kein Idol. Und ich habe keine Ahnung, warum die Leute glauben, ich sei ein spezieller Spieler. So fühle ich. So gehe ich durch das Leben. Die Grossen, das sind andere: Maradona, oder Messi.»
Im globalen Fussballgeschäft mag Delgado eine kleiner Name sein. Einer, der es auf Wikipedia zwar in die Liste der Söhne und Töchter von Rosario geschafft hat, zusammen mit Lionel Messi; einer aber, der im Gegensatz zum Überspieler der Albiceleste nie in der Nationalmannschaft zum Einsatz kam.
Delgado war nahe dran, seine Karriere zu beenden
In Basel hingegen, da verkörpert Delgado die Träume der Fussballfans. Und so lange er «laufen und der Mannschaft helfen kann», will er weitermachen. Der Mann, der nach seinen ersten drei Jahren die Schweiz in Richtung Türkei verlassen hatte, dann nach Abu Dhabi wechselte und vor dreieinhalb Jahren dahin zurückkehrte, wo ihm die Anhängerschaft zu Füssen liegt.
Er sei nahe dran gewesen, nach dieser Saison seine Karriere zu beenden, sagt Delgado. Basel freut sich, dass er es sich anders überlegt hat.