Die EHC Basel Sharks starten am Sonntag beim SC Langenthal in die Playoff-Viertelfinals der National League B (17.30 Uhr, Schoren). EHC-Trainer Dany Gélinas blickt der Serie gegen den Zweiten der Qualifikation durchaus mit Optimismus entgegen.
«Come on guys!», schallt die Stimme von Dany Gélinas über das Eis der St.-Jakob-Arena: «Direkt zum Netz! Findet das Netz!» Es ist das zweitletzte Training der EHC Basel Sharks vor dem Startspiel in die Playoff-Viertelfinals der National League B. Gegenstösse lässt der Basler Trainer seine Spieler üben. Denn eines ist klar: Gegen den SC Langenthal, den Zweitplatzierten der Qualifikation, werden die Basler kaum das Spiel machen wollen.
Eigentlich war davon ausgegangen worden, dass die fünftplatzierten Basler in den Playoffs auf La Chaux-de-Fonds (3.) treffen würden. Doch nachdem Qualifikationssieger Lausanne überraschenderweise die GCK Lions als Startgegner gewählt hatte, kam alles anders.
So startet der EHC statt auf dem Neuenburger Hochplateau am Sonntag im Oberaargau in die Playoffs (17.30 Uhr, Schoren). Verzichten müssen die Basler dabei auf Stefan Mäder. Der Stürmer wäre zwar gerne in Basel geblieben, wurde aber wegen einiger Verletzungen von seinem Stammclub Langnau Tigers zurück ins Emmental gerufen. EHC-Trainer Gélinas blickt trotzdem zuversichtlich in die best-of-seven-Serie gegen Langenthal.
Dany Gelinas, alle hatten damit gerechnet, dass der EHC Basel in den Playoffs auf La Chaux-de-Fonds treffen würde. Jetzt ist es der SC Langenthal geworden – zufrieden?
Ich bin ein glücklicher Mann. Ich sage das nicht mit Arroganz, aber ich fühle mich wohl gegen Langenthal. Nicht, dass es einfach werden wird, aber wir haben eine Mannschaft, die Langenthal einige Probleme bereiten kann.
Ist die Mannschaft denn weiter als letztes Jahr, als Olten im Viertelfinal die Endstation bedeutete?
Ja. Einige Spieler haben Erfahrung gesammelt in den letzten Playoffs. Also hoffe ich, dass wir weiter sind. Aber gegen Langenthal müssen wir extrem aufpassen – diese Mannschaft kann ein Spiel mit nur einem erzielten Tor gewinnen. Sie spielen sehr kompakt in der Defensive und haben überhaupt ein sehr strukturiertes, taktisches Eishockey.
Wie lautet Ihr Rezept dagegen?
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu offen spielen. Denn das werden sie von uns erwarten. Dass wir zu schnell versuchen werden, einen möglichen Rückstand wieder aufzuholen. Ich weiss, das klingt jetzt etwas merkwürdig. Aber wenn du das erste Drittel 0:1 verlierst, hast du noch immer 40 Minuten, um das wieder aufzuholen. In den Playoffs geht es nicht darum, 3:1 oder 4:1 zu gewinnen. Ein 2:1 reicht.
Das heisst, Ihre Spieler müssen viel Geduld beweisen?
Darum geht es. Wenn du zurückliegst, musst du geduldig bleiben, du musst die Selbstbeherrschung bewahren. Kopf hoch und vorwärts schauen. Das Schlimmste, das du tun kannst, ist zurückzuschauen. Wir können nicht ändern, was passiert ist. Wenn der Puck drin ist, ist er drin. Also müssen wir einfach zurück zu unserem Spiel finden und kühl und ruhig im Kopf bleiben.
Aber wie wollen Sie die Topskorer von Langenthal stoppen? Jeff Campbell und Brent Kelly haben je 68 Skorerpunkte, Stefan Tschannen 55. Das sind Spieler, die ein Spiel …
… die ein Spiel im Alleingang entscheiden können, ja. Was wir zu tun haben, ist einfacher gesagt als getan: Wir brauchen eine hohe Effizienz im Eins-gegen-Eins. Und wir müssen sorgfältig sein, wenn wir selbst den Puck haben. Turnovers, schnelle Gegenstösse – das lieben sie. Und wir müssen von der Strafbank wegbleiben. Langenthal nutzt ein Viertel seiner Powerplays. Wenn du da zu häufig auf der Strafbank sitzt, werden sie sich freuen.
Wenn Sie Ihr Team von heute mit der Verfassung zu der Mannschaft Saisonbeginn vergleichen, sind Sie dann zufrieden mit den Fortschritten?
Ja. Ich muss (lacht).
Also ist die Mannschaft dort, wie Sie sie zu diesem Zeitpunkt haben wollten?
Nun, nach unserem schlechten Saisonstart hatte ich gar keine Erwartungen mehr, was die Rangierung in der Qualifikation betrifft. Das einzige Ziel war das Erreichen der Playoffs. Wichtig war, dass die Mannschaft während der schwierigen Zeit nicht panikartig reagiert hat. Stattdessen haben wir härter gearbeitet. Wir haben mehr auf dem Eis gearbeitet und mehr daneben. Und jeder einzelne Spieler hat für sich alleine weitere kleine Dinge getan.
Wie kommt man aus der Art von Negativspirale, in der der EHC steckte?
Du musst arbeiten und warten. Es ist wie, wenn du als Kind das erste Mal einen Job hast. Du machst etwas – und willst gleich das Geld. Nein, Junge, den Zahltag gibt es erst am Ende des Monats.
Wo liegen denn die Unterschiede, die Sie in Ihrer Mannschaft feststellen, wenn Sie heute mit dem Saisonstart vergleichen?
Wir haben mehr Selbstvertrauen – und wir halten länger an unserem Plan fest, wie wir spielen wollen. Trotzdem muss bei unserer Mannschaft noch immer alles zusammenpassen. Wenn unsere Stürmer mal einen schwachen Tag einziehen, haben wir ein Problem. Dann können wir nicht sagen: Okay, konzentrieren wir uns heute auf die Defensive.
Was können Sie als Trainer dagegen unternehmen?
Wir müssen schauen, dass wir mit solchen Situationen klar kommen. Wie können wir ein Spiel auch dann gewinnen, wenn wir einen schlechten Abend eingezogen haben? Immerhin, gegen Ende der Regular Season hatten wir ein paar hässliche Siege. Daran wäre zu Beginn der Spielzeit gar nicht zu denken gewesen.
Wie erringt man einen hässlichen Sieg?
Indem du dich auf die Defensive konzentrierst und schaust, dass du bei Gegenstössen triffst. Das sieht nicht schön aus. Aber in den Playoffs will ich gar nicht, dass meine Mannschaft gut aussieht. Ich will nur, dass sie effizient ist. Und wir sind nicht unter Druck. Wir waren nicht Zweiter nach der Qualifikation. Sie waren das, sie haben den Druck.
Das heisst, wir werden einen unerlaubten Befreiungsschlag nach dem anderen sehen?
Icing ist ein Teil des Spiels. Vor allem, wenn du unsere Statistiken in den Face-Offs siehst. Da habe ich kein Problem mit unerlaubten Befreiungsschlägen. Unsere Center haben gegen jeden Spieler von Langenthal eine Statistik von über 55 Prozent gewonnenen Face-Offs. Da können wir Face-Offs in unserer eigenen Zone riskieren. Wenn du in der zweiten Periode weit weg von deiner Bank bist und müde – weg mit dem Puck!
Basel trifft nicht auf La Chaux-de-Fonds, weil bei Qualifikationssieger Lausanne die Spieler abstimmen durften, gegen wen sie antreten möchten. Offenbar wollte kein einziger gegen das achtplatzierte Ajoie spielen. Hat Sie das überrascht?
Ich habe gestern mit Lausannes Trainer John Van Boxmeer telefoniert. Es hat auch kein einziger Spieler für uns als Gegner gestimmt. Offiziell war die Begründung, dass sie unser Stadion nicht mögen. Keine Stimmung, zu angenehme Temperaturen. Ich habe zu John gesagt: Okay, bei uns soll keine gute Stimmung sein – darum habt ihr wohl die GCK Lions gewählt, die kaum Zuschauer haben. Da hat er gesagt: Dort ist es wenigstens eiskalt in der Halle (lacht).
Sie scheinen eine etwas andere Theorie zu haben, warum Lausanne nicht gegen Basel spielen will?
Wir hatten Erfolge gegen sie. Und ich denke, dass unser System gegen sie sehr gut funktioniert. Ich hätte gerne gegen Lausanne gespielt. Aber eigentlich ist es mir egal. Ich bin einfach glücklich, dass wir nicht gegen La Chaux-de-Fonds antreten müssen.