Aus dem Leben eines Eishockey-Goalies: Urban Leimbacher über das Schicksal des letzten Mannes, die Einsamkeit in seinem Sport und die Aussichten für den EHC Basel, der in den Playoffs gegen Langenthal spielt.
Die EHC Basel Sharks stehen seit Freitag in der Viertelfinalserie der National League B (NLB). Nach einer Saison mit Höhen und Tiefen und Platz 6 in der Qualifikation soll gegen Langenthal das lange Warten auf einen Sieg in den Playoffs beendet werden. Mittendrin: Urban Leimbacher, 32. Der Dietiker hütet seit 2012 zum zweiten Mal das Tor für Basel und hat gerade seinen Vertrag um ein Jahr verlängert.
Fr, 21. Februar, 19.45 Uhr,
SC Langenthal–Basel Sharks 5:2
Sonntag, 23. Februar, 16.00 h, St. Jakob-Arena:
Sharks–Langenthal
Dienstag, 25. Februar, 19.45 h, Eishalle Schoren:
Langenthal–Sharks
Freitag, 28. Februar, 20.00 h, St. Jakob-Arena:
Sharks–Langenthal
eventuell: So, 2. März, 18.15 h, in Langenthal; Di, 4. März, 20.00 h, in Basel; Fr, 7. März, 19.45 h, in Langenthal.
Urban Leimbacher, im Eishockey geht es erst nach der Qualifikation so richtig los. Finden Sie die erste Phase mit den 45 Spielen nicht etwas lang?
Über solche Sachen mache ich mir keine Gedanken. Mir passt es ganz gut so, ich kenne es auch nicht anders.
Als es 2012 letztmals in die Playoffs ging, verlor der EHC im Viertelfinal mit 0:4 gegen Langenthal. Schwingt das noch mit, jetzt, wo es gegen den selben Gegner geht?
Ich habe damals nicht gespielt, und bei uns denkt niemand mehr an diese Niederlagen. Die Mannschaft hat sich stark verändert: neuer Trainer, neue Ausländer, neue Schweizer Spieler. Deswegen kann man keine Parallelen ziehen. Aber Langenthal ist eine Playoff-Mannschaft, sie waren in den letzten Jahren immer in der Runde der letzten acht. Wir treffen natürlich auf einen starken Gegner.
Immerhin haben die Sharks die letzten drei Spiele in der regulären Saison gegen Langenthal gewonnen. Macht das Mut?
Ganz sicher, das war wichtig. Aber in den Playoffs wird es ungleich schwieriger, eine Runde weiter zu kommen. Dafür müssen wir sehr hart arbeiten. Mit den Playoffs beginnt für uns eigentlich schon eine neue Saison.
EHC-Goalie Urban Leimbacher in Aktion – hier gegen den Langnauer Juraj Kolnik im Heimspiel im Dezember. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Langenthal stufen Sie als eine Playoff-Mannschaft ein. Wie sieht es mit dem EHC Basel aus?
Wir haben sehr viele unerfahrene Spieler und waren letztes Jahr nicht für die Playoffs qualifiziert. Wir müssen uns den Status einer Playoff-Mannschaft erst erarbeiten.
Ist für Sie die Vorbereitung auf solche Spiele anders?
Nein, es gibt höchstens bei einem Powerplay des Gegners Spielzüge, an die ich mich anpassen muss. Wir haben bereits in der letzten Qualifikationspartie versucht, einzelne Elemente für die Playoffs anzupassen – allerdings hat das noch nicht optimal funktioniert, und wir haben verloren. Ich als letzter Mann brauche in den Playoff-Spielen vor allem mentale Frische und Energie, um über mich hinauszuwachsen.
Was ist Ihre Rolle im Team?
Da ich Torhüter bin, ist das sicherlich eine spezielle. Ich stehe 60 Minuten auf dem Eis. Ich bin 32 und sollte dementsprechend auch eine Vorbildfunktion übernehmen. So sehe ich meine Rolle.
Ihre Motivation ist also weiterhin vorhanden, diesen Job noch ein paar Jahre zu machen?
Ganz sicher. Ich mag die Emotionen, und solange es mir nicht egal ist, zu verlieren, fühle ich mich in diesem Job am richtigen Ort. Ich versuche, Gas zu geben, wenig Tore zu kriegen. Und alles andere kommt von alleine.
Haben Sie noch Wünsche und Ziele, oder haben Sie in Basel Sitzleder entwickelt?
Um Himmels willen. Wenn das der Fall wäre, müsste ich in den Spiegel schauen und zu mir sagen: Jetzt hörst du auf. Denn das würden auch die Mitspieler spüren, und das sind dann gar keine schönen Momente.
Das gute an ihrer Situation ist: Sie sind Profisportler in einem Land, in dem es auch nach der Karriere noch Möglichkeiten geben wird.
Nicht unbedingt. Es liegt an jedem Einzelnen, dass er sich auch darum kümmert. Es kann sein, dass man eine schlechte Saison spielt. Ein NLA-Spieler kann sich noch in die NLB retten, aber dort kann es passieren, dass man schnell weg ist. Das muss einem bewusst sein, und daher sollte man nebenher eine Schule besuchen.
Machen Sie das?
Ja, ich habe das eigentlich immer gemacht. Vor allem bei den Torhütern ist das wichtig, denn man hat ein wenig die Tendenz, zu fest in seiner Welt festzustecken und ständig zu ergründen, warum man ein Tor kassiert hat. Schule und Job helfen dabei, abzuschalten.
Geben Sie diese Sichtweise an die jungen Spieler weiter?
Absolut. Aber jeder ist mal zwischen 18 und 20 und hat Flausen im Kopf. Und es gibt ja auch viele Studenten, die nicht wissen, was sie machen sollen. Darum: Mit 20 ist das noch nicht so tragisch. Aber wenn ein 26-Jähriger vor sich hin träumt, dann muss man vielleicht schon mal das Gespräch suchen.
Spüren Sie den Jungen gegenüber eine Verantwortung?
Ja, ich mag meine Mitspieler.
Sind im Umfeld des EHC Wünsche und Realität nicht immer deckungsgleich?
Ja, teilweise ist das schon der Fall. Von aussen betrachtet dürfen die Leute auch grosse Erwartungen haben. Ich aber stehe im Tagesgeschäft und weiss, wie man Spiele gewinnt – und Spiele verliert. Jeder Match kann andere Formen annehmen.
Wer darf denn hohe Ansprüche stellen? Der Club-Präsident? Matthias Preiswerk wartet während seiner Amtszeit noch immer auf den ersten Sieg in einem Playoff-Spiel.
Ja sicher, aber es muss auch realistisch sein. Hohe Ziele darf man haben, das ist gut so, aber zum Sport gehören Sieg und Niederlage.
Der Kern der Mannschaft steht für die nächste Saison. Was liegt drin für die Sharks?
Wichtig ist, dass der EHC Basel als Einheit zusammenwächst, dass der Verein Spieler holt, die zum Club passen. Viele unserer Siege haben wir über eine starke Mannschaftsleistung geholt, und an dieser Strategie sollte man festhalten. Schwierig zu sagen, was möglich sein wird, gerade auch, weil die Liga sehr ausgeglichen ist, aber wenn wir einen stabilen Kern schaffen, dann würde das viel helfen.
Haben Sie das Gefühl, dass es beim EHC vorwärts geht?
In dieser Saison ist eine Entwicklung spürbar. Gewisse Siege waren nur möglich, weil die Mannschaft funktioniert. Da ist etwas Gutes herangewachsen, man ist näher zusammengerückt. Das sollte auch der Fokus in Zukunft sein: Siege mit einer Mannschaftsleistung zu erringen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 21.02.14