Im Bann der Übersetzung

Der FC Basel trifft in der Europa League auf den FC Videoton (21.05 Uhr, #rotblaulive). Davor sorgen Dolmetscher und Uefa für Unterhaltung.

Marco Streller of Switzerland's soccer team FC Basel during a training session in the St. Jakob-Park training area in Basel, Switzerland, on Wednesday, November 7, 2012. Switzerland's FC Basel is scheduled to play against Hungary's Videoton FC Szekesfeher (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Der FC Basel trifft in der Europa League auf den FC Videoton (21.05 Uhr, #rotblaulive). Davor sorgen Dolmetscher und Uefa für Unterhaltung.

Viele mögen gedacht haben, Philipp Degens Redefluss könne eigentlich nur ein Mann stoppen: Zwillingsbruder David Degen. Stimmt gar nicht, bewies der Mittwochabend im Pressezentrum des St.-Jakob-Parks. Da mochte Trainer Murat Yakin noch so loben: «So schnell, wie Philipp spricht, ist er auch auf dem Platz.» Es gibt da trotzdem noch mindestens einen Dolmetscher ungarisch/deutsch, der den rechten Verteidiger des FC Basel locker auszubremsen weiss.

Wieder mit zwei Stürmern?

FCB-Trainer Murat Yakin hat zwar vor dem Hinspiel bei Videoton (1:2) die Super League zum alleinigen Saisonziel erklärt. Da die Basler am Wochenende aber im Cup bei Chiasso antreten, wird er kaum Spieler schonen. Ein Wechsel, der sich anbietet ist der von Fabian Frei für Gilles Yapi, weil sich der Ivorer noch nicht in der Lage sieht, englische Wochen durchzustehen. Ausserdem könnte Alex Frei von seinem Exil auf dem linken Flügel erlöst werden, indem Yakin von einem 4-1-4-1 auf ein 4-4-2 umstellt.

Europa League, Gruppe G, 4. Runde
FC Basel–Videoton FC (21.05 Uhr)
St.-Jakob-Park. – SR Aranovskiy (Ukr).
Mögliche FCB-Aufstellung: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; D. Degen, F. Frei, Cabral, Stocker; A. Frei, Streller.

Pressekonferenzen vor europäischen Vergleichen können vieles sein. Läuft es normal, so sind sie erträglich. Manchmal sind sie einfach nur zum Gähnen langweilig, weil alle Teams dieser Welt «konzentriert» sein möchten und «geduldig» und häufig wollen sie das kommende Spiel sogar gewinnen. Bei ganz wenigen Gelegenheiten allerdings sind diese ritualisierten Frage-Antwort-Spielchen richtig unterhaltsam.

So, wie vor den Partien zwischen dem FCB und dem ungarischen Vertreter Videoton in der Europa League. Und das war fast ganz alleine das Verdienst der verschiedenen Übersetzer. Denn natürlich gab Murat Yakin seine Pläne nicht einen Tag vor den Spielen preis. Und verlangte stattdessen in erster Linie, sein Team möge «konzentriert» auftreten, «geduldig» auch – und gewinnen will er Spiele als Trainer des FCB sowieso.

Erst eine Tragikomödie

In Szekesfehervar, vor dem ersten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften, war noch eine Tragikomödie gegeben worden. Da hatte der Dolmetscher erst nichts zu tun, weil Videotons Trainer Paulo Sousa Portugiese mit britischer Vergangenheit ist – und die Pressearbeit deswegen auf Englisch erledigte.

Danach war der gute Mann leider weitestgehend überfordert. Was kein Wunder war, hatte er doch vor dem Auftritt von Yakin zwar das beste Restaurant der Stadt als Tipp in petto (das Kiskakas). Er hatte aber auch gestanden, normalerweise technische Texte zu übersetzen – und kannte bei allem Bemühen leider Alex Frei nicht.

Ausserdem zwang er Yakin gerne mitten in einem Satz zur Pause, wofür der sich rächte, indem er seine Gedanken nicht zu Ende brachte. Das wiederum führte auf den Journalistenblöcken zu interpretationsfähigen Fragmenten wie: «Es ist ganz wichtig, dass …» Oder: «Wir müssen schauen, dass …»

Nach dem Spiel wurde es dann richtig herzzerreissend, als die frisch organisierte Dolmetscherin erst zu spät in den Presseraum geführt wurde. Und danach, von der Situation völlig überfordert, noch während des Verlassens des Saales in Tränen ausbrach.

Dann das Lustspiel

Der Mittwochabend aber entwickelte sich zur herzerfrischenden Komödie. Der Dolmetscher war hervorragend. Bloss mochte er sich nicht all das merken, was gerade so aus Philipp Degen heraussprudelte.

Also handelte er – und unterbrach Degen, wann immer er genug Material hatte, um etwas zu übersetzen. Da konnte der noch so murren: «Jetzt haben Sie mich genau im falschen Moment unterbrochen.»

Aber Philipp Degen kam dann doch noch dazu, seine Message rüber zu bringen. Und die lautet: Er fühlt sich auf dem aufsteigenden Ast, der FCB hat viele Schultern, auf denen die Verantwortung verteilt ist. Und: «Ich stelle gerne mein Ego zurück, wenn es um den Erfolg der Mannschaft geht.»

Der FCB muss gewinnen

Einen Erfolg brauchen die Basler im Heimspiel gegen Videoton, wenn sie die Chance wahren wollen, international zu überwintern. Und das, konnte Degen im dritten Anlauf anbringen, ist schliesslich «der Anspruch, den wir beim FCB an uns selber haben».

Für etwas Unterhaltung sorgte schliesslich noch der Europäische Fussballverband Uefa, der tatsächlich die Schutzmaske reglementierte, mit der Marco Streller seit seinem Nasenbeinbruch vor anderthalb Wochen spielt. Nein, nicht um die Form ging es dabei, sondern um den Schmuck. Der Baslerstab, den Streller hatte aufmalen lassen, musste mit Klebeband unsichtbar gemacht werden. Regionale Symbole sind verboten.

Die Uefa hat in ihren Wettbewerben wirklich alles reglementiert. Nur nicht die Dolmetscher.

Europa League, Gruppe G

  Mannschaft Sp S U N G : E P
1. Genk 3 2 1 0 7 : 3 7
2. Videoton Szekesfehervar 3 2 0 1 5 : 4 6

3. Basel 3 0 2 1 3 : 4 2
4. Sporting Lissabon 3 0 1 2 1 : 5 1

Nächster Artikel