Natürlich wird der FC Basel in der Europa League zuvorderst das eigene Fortkommen im Auge haben. Für die Liga steht jedoch auch etwas auf dem Spiel: ein Punkt aus den beiden Spielen gegen den FC Dnipro bedeutet für den Meister 2014 den direkten Zugang zur Champions League.
Es sind besondere Umstände, die die Aufgabe für den FC Basel in dieser Europacuprunde nicht vereinfachen. Als ihm der FC Dnipro Dnipropetrovsk im späten Dezember zugelost wurde, war in der Ukraine der Spielbetrieb bereits auf Eis gelegt, und bis es in der Premyer Liga wieder weitergeht, sind die beiden Sechzehntelfinals bereits Geschichte.
FC Basel–Dnipro Dnipropetrovsk, Do, 21.05 Uhr
St.-Jakob-Park. – SR Svein Oddvar Moen (Norwegen).
Mögliche Aufstellungen
FCB: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Park; Serey Die, Cabral; D. Degen, F. Frei, Stocker; Streller.
Dnipro: Lastuvka; Mandzyuk, Cheberyachko, Mazuch, Strinic; Konoplyanka, Giuliano, Rotan, Fedetskiy; Matheus, Seleznyov.
Informationen über Ernstkämpfe der Ukrainer sind somit schon etwas angegraut, frisches Material lieferten nur die Freundschaftsspiele von Dnipro, die fanden dafür in reichlicher Zahl und zum Teil in Marbella vor der Haustür des Trainingscamps des FCB statt.
Daraus schliesst Murat Yakin: «Eine gute Mannschaft, die zu Grossem fähig ist, wie die Gruppenphase gezeigt hat.» Dort marschierte Dnipro in einer hochkarätig besetzten Gruppe durch, schlug Napoli und zweimal den PSV Eindhoven, und nur Olympique Lyon holte mehr Punkte (16) als Dnipro (15).
Die Torgefahr der Ukrainer
«Sie haben die meisten Tore aller Mannschaften in der Gruppenphase erzielt. Das will etwas heissen», sagt FCB-Torhüter Yann Sommer, der sich vorderhand seine Informationen über den Gegner wie die Nationalität der Spieler aus dem Internet besorgt hat. Am Spieltag wird ihn und seine FCB-Kollegen dann noch der FCB-Trainer mit Videomaterial über Stärken und Schwächen des Gegenüber präparieren.
Ein Merkmal zeichnet Dnipro aus: Es gibt nicht den ausgewiesenen Goalgetter, sondern eine ganze Handvoll Spieler, die Torgefahr ausstrahlen: Giuliano (Bra) und Kalinic (Kro) haben in heimischer Liga und auf europäischer Ebene achtmal getroffen, Matheus (Bra) und Zozulya (Ukr) je sechsmal, Seleznyov (Ukr) und Konoplyanka (Ukr) je fünfmal. Dass ihm Dnipro weitestgehend eine Unbekannte ist, kümmert Schlussmann Sommer nicht: «Ich nehme die Stürmer wie sie kommen.»
Yakins mutige Zielsetzung
Auch wenn Dnipro im Langzeitvergleich nicht das internationale Palmarès des FC Basel erreicht – in der Industriemetropole am Dnipro wird mit grosser Kelle angerichtet. Das Fazit des FCB-Trainers lautet: «Da kommt ein hartes Stück Arbeit auf uns zu.» Yakin erklärt aber auch ganz klar einen Heimsieg zum Ziel: «Das wird unsere Marschrichtung sein. Wir versuchen, in Basel schon die Weichen für das Rückspiel zu stellen.»
Das ist eine mutige Ansage, und dabei würde ein nebengeordnetes Ziel bereits mit einem Punkt aus den beiden Partien bewerkstelligt: Den direkten Zugang des Schweizer Meisters 2014 zur Champions-League-Gruppenphase 2014/15. «Das sollte unser Minimalziel sein», sagt Yakin, im Wissen, dass es dann schon noch etwas braucht, um selbst von der Steilvorlage zu profitieren: «Dazu müssen wir dann erst einmal Meister werden.»
Aber bis dahin ist noch eine Weile.
So wie sich Murat Yakin am Mittwoch anhörte, wird er jener Elf, die am Sonntag gegen Sion mit dem 3:0 einen erfolgreichen Kaltstart ins neue Jahr hingelegt hat, erneut das Vertrauen schenken. «Ich denke nicht daran, etwas zu verändern, wir hatten einen guten Auftritt, der Selbstvertrauen gibt, und die Mannschaft hat es verdient, diese Leistung gegen Dnipro zu bestätigen.»
Mit einer Stunde Verspätung landete die Maschine, mit der der FC Dnipro direkt aus dem Trainingslager im frühlingshaften Süden von Spanien anreiste, am Mittwoch in Basel. Und das Hauptthema, das die ukrainischen Journalisten beschäftigte war – das Wetter. Bei knapp 20 Grad verliess der Tross Marbella, und knapp unter Null war es in Basel.
«Deshalb», erklärte Juande Ramos, «kehren wir nach dem Spiel auch nach Spanien zurück.» Der spanische Trainer, der zwei Uefa-Cup-Siege mit dem FC Sevilla auf seiner Visitenkarte hat, gab angesichts des Schnees und der Witterung in der Schweiz auch gleich einen interessanten Ratschlag: «Bei diesen Temperaturen sollte man in geschlossenen Räumen trainieren.»
Davon hat Murat Yakin abgesehen: Seit zehn Tagen absolviert die Mannschaften angesichts von Schnee und Eis auf den üblichen Trainingsplätzen ihre Einheiten auf Kunstrasen – dafür auf jenem niegelnagelneuen, der im Januar für den FCB-Nachwuchscampus fertiggestellt wurde.
Dnipro-Captain Ruslan Rotan zeigte eine gesunde Einstellung zum Winter in der Schweiz, der derzeit strenger ist als daheim in Dnipropetrovsk, wo an den Ufern des grossen Stroms am Mittwoch leichte Plusgrade herrschten: «Das ist nicht toll, aber wir versuchen, uns auf das Spiel zu konzentrieren.»
Für das gibt es nach Auffassung von Ramos keinen Favoriten. 70 Tage ist der letzte Ernstkampf seiner Mannschaft her, der Trainer glaubt sie optimal vorbereitet und ausserdem, dass auf europäischem Level, wenn zwei Teams aufeinander treffen, die schon weit gekommen sind, die berühmten Details den Ausschlag geben werden: «Es geht darum, wer die wenigsten Fehler macht.» (cok)