Der Stolz überwiege die Enttäuschung, sagt Ottmar Hitzfeld, der mit dem Aus an der WM auch seine grosse Trainerkarriere abschliesst. Seine Spieler sind «enorm unglücklich», wie Admir Mehmedi, und Stephan Lichtsteiner ist klar, dass er am Anfang des Übels stand: «Es war nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein, dass ich mit so etwas klarkommen muss.»
Ottmar Hitzfeld verpasste es zwar, mit einem Platz in den Viertelfinals «Geschichte zu schreiben». Aber was er von seiner Mannschaft in diesen letzten 120 Minuten seiner Trainerkarriere zu sehen bekam – «grossartig, leidenschaftlich, taktisch reif, ruhig auch in heiklen Situationen» –, das hat dem Lörracher dennoch gefallen: «Natürlich überwiegt der Stolz die Enttäuschung, eindeutig.»
Noch auf dem Platz hatte er sich bei jedem seiner Spieler bedankt.
«In der ersten Halbzeit hatten wir zwei gute Chancen, in der zweiten wurden die Argentinier überlegen – und in den letzten drei Minuten habe ich nochmals alles erlebt, was es in einem Trainerleben zu erleben gibt», sagte Hitzfeld weiter. Er zählte auf: «Den Konter, dann die unglaubliche Reaktion meiner Mannschaft mit Pfostenschuss und Abpraller.» Und er stellte fest, «dass die Schweiz heute sehr viele Sympathien gewonnen hat in der ganzen Welt».
Aber er wollte auch Argentinien gratulieren: «Wir haben es ihnen nicht leicht gemacht, und sie haben die Ruhe bewahrt.» Lionel Messi habe eben doch noch seine Szene gehabt, «aber», merkte der Trainer an, «es war auch ein starker Abschluss Di Marias. Denn unseren grossartigen Torhüter zu überwinden, war nicht einfach». Er aber gehe nun «erhobenen Hauptes von der Fussballbühne».
Lichtsteiner: «Wir haben uns nichts vorzuwerfen»
«Ich bin enorm unglücklich», sagte dagegen Admir Mehmedi, «aber so ist der Fussball. Es kann nur einer gewinnen. Es braucht schon seine Zeit, bis ich diese Enttäuschung verarbeitet habe.» Stephan Lichtsteiner war klar, dass er am Ursprung des Übels stand: «So etwas gehört zum Fussball. Es war nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein, dass ich mit so etwas klarkommen muss.» Dennoch, fügte er bei, «gehen wir mit Stolz nach Hause. Wir haben ein hervorragendes Turnier gespielt, und wir haben uns nichts vorzuwerfen.»
Argentiniens Trainer Alejandro Sabella hatte ein Spiel gesehen, «das zu gewinnen, wir verdient haben. Die erste Halbzeit war ausgeglichen, mit zwei guten Chancen der anderen. Aber danach waren wir bei weitem überlegen, wir hatten fünf, sechs klare Chancen. Und eigentlich hätten wir den Sieg schon nach 90 Minuten verdient.»
Sabella gesteht den Stress ein
Seine Mannschaft habe eine «gute Leistung» geboten gegen einen «Gegner, der hart, technisch stark spielte und sich auch hinten reinstellte. Sie hat die Geduld nicht verloren. Und wenn dann zwei so grossartige Spieler wie Messi und Di Maria zusammenwirken – dann gibt es halt ein Tor». Immerhin, Sabella gestand ein, dass dies eines der stressreichsten Spiele seiner Karriere war: «Denn das ist eine WM, und da vertritt man gut 40 Millionen Argentinier.»
Vom einem Final gegen den Erzivalen Brasilien mochte er noch nicht reden: «Zuerst müssen wir mal die Halbfinals erreichen. Das wird schwer genug.» Dort warten die Belgier, die einen anderen epischen Kampf gegen die USA für sich entschieden haben.