Der FC Basel siegt wegen der Qualität seiner Einzelspieler: Dank Valentin Stockers direktem Freistoss und Marcelo Diaz‘ Tor gewinnt Rotblau zum fünften Mal in Folge, ist neu Tabellenführer und blickt auf den erfolgreichsten Saisonstart seit Christian Gross zurück.
Vielleicht galt die Streicheleinheit des Captains Marco Streller der Loyalität seines Ersatzcaptains Valentin Stocker: Dieser hatte ihm die Binde übergeben, noch bevor der Captain bei seiner Einwechslung überhaupt das Spielfeld betrat. Vielleicht galt die Streicheleinheit aber auch der Kunstfertigkeit Stockers, der mit seinem Freistosstor den Weg zum Basler Auswärtssieg in Thun ebnete.
In einem Spiel, in dem die Basler als Mannschaft nicht überzeugten, war es die individuelle Klasse, die ausschlaggebend war. Vor allem ging sie von Marcelo Diaz und Valentin Stocker aus, den beiden Torschützen.
«Alex Frei liess mich nie!»
Stocker verwandelte einen Freistoss in der 56. Minute direkt und erinnerte sich nach dem Spiel daran, dass ihm dies vor gefühlten zwanzig Jahren bereits einmal gelungen war: Er hatte damals gegen den FC Aarau getroffen – mit dem Schönheitsfehler, dass sein Schuss damals abgelenkt war.
Er rief sich aber auch die etwas nähere Vergangenheit in Erinnerung: «Alex Frei liess mich nie schiessen», meinte er mit Schalk in den Augen, «heute konnte ich mal wieder ran.»
Frei war der Freistossschütze par Excellence in den rotblauen Reihen; Thuns Trainer Urs Fischer attestierte auch Stocker gute Qualitäten beim stehenden Ball – und wollte im gleichen Atemzug festhalten, «dass wir es ihm nicht sonderlich schwer gemacht haben».
Harmloser FCB aus dem Spiel
Beim rollenden Ball war die Basler Darbietung in der ersten Halbzeit an Harmlosigkeit kaum zu überbieten. Insbesondere die Fehlerquote war hoch, wie auch Fabian Frei bestätigte: «Wir verzeichneten viel zu viele Fehler, und meist waren sie auch noch blöd.»
Fehlpässe wechselten sich ab mit Missverständnissen, in denen insbesondere Mohamed Salah immer wieder involviert war; sei es im versuchten Zusammenspiel mit seinem Landsmann Mohamed Elneny oder Marcelo Diaz, der die Partei mit dem 2:0 in der 90. Minute schliesslich entschied.
Die Leistung, die Steigerung nach Seitenwechsel, reichte, um die Heimserie der Thuner zu brechen: Es ist die erste Niederlage der Berner Oberländer nach 14 nicht verlorenen Heimspielen. Das letzte Mal geschlagen geben mussten sich der Europa-League-Teilnehmer am 10. März 2013, als der FC Zürich in der Arena Thun gleich mit 4:0 gewann.
Ajeti gab den Aussenverteidiger – Ende des Experiments nach 45 Minuten
Den 6000 Zuschauern in dieser Arena wurde eine Basler Startformation präsentiert, in der Arlind Ajeti, nomineller Innenverteidiger Nummer drei, den rechten Aussenverteidiger gab.
Das war doppelt überraschend: Erstens, weil Voser in den letzten Spielen sich so etwas wie in die Startformation gespielt hatte; und zweitens, weil sein erster Ersatz nominell Philipp Degen ist, dessen Bruder abermals ohne Aufgebot blieb und mit Voser zusammen zwei Plätze auf der Tribüne besetzte.
Dass Valentin Stocker nach dem Spiel in der Mixed Zone Philipp Degens Traineroberteil trug, war einzig darum möglich, weil der Lampenberger in der zweiten Halbzeit für Ajeti kam.
Thun vor allem über die Aussenbahnen gefährlich
Vielleicht auch, weil die Thuner in der ersten Halbzeit vor allem über Ajetis Seite immer wieder gefährlich vor das Basler Tor kamen. Enrico Schirinzi überzeugte als Flankengeber – dessen Hereingaben aber entweder von Sommer entschärft, oder von den Thunern nicht verwertet wurden. Allerdings muss auch festgehalten werden, dass sich Thun nie in aussichtsreichste Abschlussposition brachte.
Die Thuner Angriffe und ihre aggressive Verteidigung führten dazu, dass die Basler ihr Offensivspiel nur selten aufziehen konnten. Einzig dann, wenn sie direkt über mehrere Stationen spielen konnten, oder Marco Streller in der Rückwärtsbewegung einen eindrücklichen Pass über fünfzig Meter auf Diaz spielte, wehte ein Hauch von Gefahr vor dem Thuner Tor.
«Wir haben alles richtig gemacht in der ersten Halbzeit», sagte Thun-Trainer Urs Fischer, «einzig ein Tor gelang uns leider nicht.» Markant war jedoch auch, wie die Gastgeber im zweiten Durchgang abbauten. Nach dem Führungstreffer hatte der Serienmeister das Geschehen weitgehend im Griff ohne dabei zu glänzen.
«Schwaches Spiel» – und trotzdem Tabellenführer
Dass vom FCB im Spiel nach vorne nicht mehr kam, lag aber nicht nur an den Thunern, sondern schlicht an den enttäuschenden Baslern selbst. Salah war ein Schatten seiner selbst, Sio war erstmals ungenügend im blauroten Dress, Elneny war unsichtbar und Fabian Frei auch nicht mehr als genügend.
«Wir haben uns nicht clever angestellt, es war insgesamt ein schwaches Spiel von uns», fasst Murat Yakin die Vorstellung seiner Mannschaft unverblümt zusammen.
Bester Saisonstart seit der Ära Gross
Und doch darf die sportliche Leitung des FCB zufrieden sein, denn Rotblau hat die letzten fünf Spiele wettbewerbsübergreifend gewonnen, steht an der Tabellenspitze – und hat bis dato den besten Saisonstart seit der Ära Christian Gross hingelegt.
Der FC Basel kann in Thun den besten Saisonstart seit den Zeiten von Christian Gross realisieren. Dazu darf er heute in Thun einfach nicht verlieren. Mehr dazu und die Früchte der Medienkonferenz mit Murat Yakin am Dienstag in unserem Vorbericht.