Urs Fischer ist der neue Trainer beim FC Basel. Er kommt vom FC Thun und besitzt beim Meister einen Zweijahresvertrag mit Option. Fischer interessiert der Erfolg, aber der Weg dahin ist ihm ebenso wichtig.
Es ist vielleicht diese eine kleine Geschichte, die den Charakter von Urs Fischer erahnen lässt. Bernhard Heusler, Präsident des FC Basel und in dieser Funktion einer der Vorgesetzten des neuen Trainers beim Meister, erzählt sie, diese Geschichte, die ganz am Anfang der nun beginnenden Zusammenarbeit stand.
«Wir sind so vorgegangen, wie das vielleicht nicht überall im internationalen Fussballgeschäft Gepflogenheit ist. In einem ersten Schritt haben wir vor fünf oder sechs Tagen Urs Fischer gefragt, ob er sich das Traineramt beim FCB überhaupt vorstellen könne, ganz informell», erläutert der Präsident.
Am Rande der Vorstellungsrunde des neuen Trainers äussert sich Sportchef Georg Heitz zu den ausgeliehenen Spielern Giovanni Sio (SC Bastia) und Gaston Sauro (Catania Calcio). Beide werden am Montag beim FC Basel zurück im Training erwartet.
Fischer habe geantwortet, dass er sich das theoretisch vorstellen könne. Aber zuallererst habe der damalige Trainer des FC Thun seinen Sportchef Andres Gerber informieren wollen, dass ihm gerade diese Frage gestellt worden sei.
Die Wichtigkeit der menschlichen Seite
Der FC Basel, das wird daraus deutlich, hat einen Trainer engagiert, der Offenheit und Transparenz als seine Tugenden versteht.
Fokus auf den neuen Mann an Basels Seitenlinie. (Bild: Keystone/URS FLUEELER)
«Die menschliche Seite hat für mich eine grosse Bedeutung. Schliesslich spielen nur elf, sechs sind auf der Bank noch einigermassen zufrieden, aber man muss auch zurechtkommen mit denjenigen, die auf die Tribüne müssen», sagt Fischer an diesem Donnerstag im Medienraum des St.-Jakob-Park, der so voll ist wie sonst nur vor einem Champions-League-Spiel.
Fischer hat kurz vor 15 Uhr einen Zweijahresvertrag mit Option für ein weiteres Jahr beim 18-fachen Meister unterschrieben. Er folgt auf Paulo Sousa, der, man muss es so interpretieren, den FCB nicht in Harmonie verlässt; mit grösster Wahrscheinlichkeit nach Florenz, die Bestätigung des Vierten der Serie A fehlt nach wie vor.
Inzwischen schläft Fischer wieder gut
Der zweifache Champions-League-Sieger aus Portugal also ist Geschichte, der FCB engagiert mit Fischer wieder einen einheimischen Übungsleiter – nachdem abgesehen von Murat Yakin die Trainer nach der Ära Christian Gross aus Deutschland (Thorsten Fink und Heiko Vogel) oder eben Portugal stammten.
Fischer, Zürcher und ehemaliger Spieler beim FC Zürich und dem FC St. Gallen, wird daran gemessen werden, ob er die Serie von zuletzt sechs Meistertiteln in Folge weiterführen kann. «Der FC Basel, das ist eine Adresse, bei der man sich viele Gedanken macht», sagt der 49-Jährige, der den Posten lieber von einem Trainer übernommen hätte, der gerade Fünfter in der Meisterschaft geworden ist.
«Aber seit ich den Entscheid getroffen habe, schlafe ich wieder einwandfrei», versichert Fischer, der noch in Diskussionen darüber steht, welche Personen in seinem Trainerstaff tätig sein werden. Sousas Assistenten Nacho Torreno, Victor Sanchez und Manuel Cordeiro verlassen den FCB ebenfalls.
Ein erster Blick auf Urs Fischer, der im Hintergrund gut gelaunt den Medienraum des St.-Jakob-Park betritt. (Bild: Keystone/URS FLUEELER)
Noch am Morgen seiner Vorstellung beim Meister hat Fischer bei seinem letzten Arbeitgeber FC Thun das Training geleitet und sich «unter Applaus der Spieler» verabschiedet. Am Montag wird er beim FCB, der «aus dem Ausland enorm viele Bewerbungen erhalten hat» (Heusler), erstmals eine Einheit abhalten.
Der Mannschaft möchte er ein offensives Spielsystem verpassen und knüpft damit durchaus an einen Aspekt von Sousas Ideen an: «Ich bin ein Trainer, der gerne nach vorne spielt, ich liebe es, wenn die Mannschaft kreativ ist.»
«Das kann fühlen bedeuten, das kann leiden bedeuten»
Vier Tage vor Trainingsbeginn gibt Fischer das Versprechen ab, dass er alles daran setzen werde, seine Handschrift auf dem Feld sichtbar zu machen.
Damit will er zum Erfolg finden, den er auf diesem Posten braucht. «Der Sieg ist das Endprodukt», sagt Fischer zum prioritären Kriterium des Geschäfts. «Aber mich interessiert auch der Weg dahin. Das kann fühlen bedeuten, das kann aber auch leiden bedeuten.»
Ein Gefühl mussten auch die Verantwortlichen beim FCB in der Entscheidungsfindung entwickeln. «Noch heute morgen bin ich gefragt worden, ob ich todsicher sei, dass dies der richtige Entscheid ist», erzählt Präsident Heusler. «Ich habe geantwortet: Nein, darum müssen wir ja entscheiden, denn wenn man todsicher ist, braucht man nicht zu entscheiden. Heute sage ich aber: Es ist der richtige Entscheid.»
Beim ersten Treffen schon die Taktik in der Tasche
Sportchef Georg Heitz ist sich sicher, dass Fischer bewiesen hat, «auf diesem Niveau trainieren zu können.» Der FCB habe hervorragende Referenzen von Leuten erhalten, «die ihn weit besser kennen als wir», so Heitz, der erzählt, dass der neue Trainer schon bei den ersten Treffen taktische Aufstellungen in der Tasche hatte.
Heitz streicht zudem heraus, dass «Fischer in persönlichen Gesprächen sehr überzeugend, authentisch – und ehrlich war».
Urs Fischer interessiert der Weg zum Erfolg. Am Montag beginnt er mit der Mannschaft zu arbeiten. (Bild: Keystone/URS FLUEELER)
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Auszüge aus der Presskonferenz:
Das wichtigste zuerst:
Offiziell, bevor die PK in Basel überhaupt angefangen hat. Urs Fischer wird Trainer beim #FCBasel. #rotblaulive https://t.co/qL50lqC006
— Samuel Waldis (@samswald) 18. Juni 2015
Ein wichtiges Detail:
Urs Fischer unterschreibt einen Vertrag über zwei Jahre, mit Option für ein weiteres. #rotblaulive
— Samuel Waldis (@samswald) 18. Juni 2015
Ein erster Lacher:
Fischer: „Es ist ein laufender Prozess“ Der Saal lacht herzlich. #rotblaulive
— Mr. Oli (@aulit_z) 18. Juni 2015
Ein erste – und gerne gehörte – Ankündigung:
Urs Fischer bei seiner Vorstellung: „Ich bin ein Trainer der nach vorne spielen will. Ich liebe es, wenn die Mannschaft kreativ spielt.“
— FC Basel 1893 (@FC_Basel) 18. Juni 2015
Fischer: „Es braucht alles seine Zeit. Aber ich werde alles tun, damit meine Handschrift auf dem Platz bald sichtbar ist.“ #rotblaulive
— Telebasel (@Telebasel) 18. Juni 2015
Und auch nicht schlecht, der Mann scheint Humor zu haben:
„Urs, du bisch ja e richtigi Zürrischnurre“. Antwort #UrsFischer: „Es gitt Schlimmeri“. #Medienkonferenz #FCBasel #neuerTrainer #rotblaulive
— Marc Bachmann (@drBachme) 18. Juni 2015
Journalist: „Wäre es möglich, Marco Streller an die Seite von #UrsFischer zu stellen?“ Antwort #UrsFischer: „Als Aufpasser?“ #rotblaulive
— Marc Bachmann (@drBachme) 18. Juni 2015
Und ein erster Gruss, wie es scheint:
Hoppla, nicht alle sind zufrieden mit dem neuen FCB-Trainer #rotblaulive #fcbasel (Bild von @GutknechtSteph) pic.twitter.com/e6Jl7z0ot3
— Pascal Flury (@pascalflury) 18. Juni 2015
Mehr Stimmen, Reaktionen und alle Informationen folgen an dieser Stelle laufend von den Sport-Kollegen. Alles zum Wechsel und der Vorgeschichte hier.
Für alle, die die Medienkonferenz des FC Basel verpasst haben, der erste Auftritt von Urs Fischer als FCB-Trainer in voller Länge via «Telebasel» (auf dem Handy empfiehlt sich – je nach Browser – der direkt Besuch auf der Websit von «Telebasel»: