Um punkt neun Uhr haben der FC Basel und der FC Bayern München zeitgleich bestätigt, was seit einiger Zeit als gesichert galt: Xherdan Shaqiri wird ab kommendem Sommer für die Bayern spielen. Um 14.30 Uhr wird Shaqiri in Basel an einer Pressekonferenz über seinen Wechsel sprechen.
Den Mittwoch und den Pokal-Sieg über den VfB Stuttgart wollten die Bayern noch vorbeiziehen lassen. Aber am Donnerstag Morgen, punkt neun Uhr, verschickten der FC Basel und der FC Bayern München zeitgleich eine Pressemitteilung, deren Inhalt seit Tagen bekannt war: Xherdan Shaqiri, 20-jähriges Basler Supertalent, wird ab dem 1. Juli 2012 das Trikot des deutschen Rekordmeisters tragen. Der 20-Jährige einigte sich mit den Münchnern auf einen Vertrag bis Juni 2016. Um 14.30 Uhr wird er an einer Pressekonferenz in Basel zum ersten Mal über seinen Transfer sprechen.
In München ist die Freude über den erfolgreichen Vertragsabschluss gross. «Wir freuen uns sehr, dass wir mit Xherdan Shaqiri eines der umworbensten Talente des europäischen Fussballs verpflichten konnten,» erklärt Bayern Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger auf der offiziellen Homepage des Clubs. «Xherdan wird mit seiner Spielintelligenz und seinen Dribblings unsere Mannschaft in den kommenden Saisons verstärken», ergänzt Trainer Jupp Heynckes, «ich habe ihn seit einiger Zeit beobachtet und bin überzeugt, dass er für den FC Bayern ein wichtiger Spieler werden kann.»
Ein Rekord-Transfer
Der FC Basel kann sich damit trösten, dass er die höchste Ablösesumme erhalten wird, die je für einen Schweizer Fussballer bezahlt worden ist, der aus der Super League den Weg ins Ausland gefunden hat. Als teuerster Transfer eines Schweizer Spielers von einem Schweizer Club ins Ausland gilt bis anhin Patrick Müller, der im Sommer 2000 für 12,5 Millionen Franken von den Grasshoppers zu Olympique Lyon ging.
Zwar haben die beiden Parteien Stillschweigen vereinbart. Aber es darf von einer Basis-Summe von rund 13 Millionen Franken ausgegangen werden. Dazu könnten zusätzliche Prämien kommen, wenn die Bayern mit Shaqiri nationale und internationale Erfolge feiert. Im besten Fall könnten die Basler so bis zu 15 Millionen Franken erhalten. Bislang gilt Felipe Caicedo als teuerster Abgang des FCB. Der Ecuadorianer wechselte 2008 für neun Millionen Franken zu Manchester City.
Der FCB erhält weit mehr als Geld
Der FCB hat mit Shaqiris Transfer zu den Bayern aber noch viel mehr gewonnen als Geld. Die Club-Verantwortlichen haben mit Shaqiri jetzt ein glänzendes Vorbild zur Hand für all die Talente im Verein, die bereits in jungen Jahren mit viel Geld von ausländischen Clubs gelockt werden.
Shaqiri kann nun als Beweis dafür gelten, dass es sich lohnt, nicht gleich beim ersten Angebot aus einer grossen Liga den FCB zu verlassen. Obwohl er praktisch im Monats-Rhythmus zu irgend einem ausländischen Club geschrieben wurde, spielte Shaqiri immerhin drei Jahre lang für das Fanionteam des FCB. Bislang hat er 113 Wettbewerbsspiele mit den Rotblauen absolviert und 18 Tore geschossen. Er wurde zweimal Schweizer Meister, gewann einmal den Cup und spielte zweimal in der Gruppenphase der Champions League.
Auch als im Winter ganz konkrete und vor allem lukrative Angebote von Zenit St. Petersburg, Galatasaray Istanbul und einem dritten Schwergewicht auf dem Tisch lagen, wurden Shaqiri und seine Berater um Bruder Erdin und den Deutschen Wolfgang Vöge nicht schwach. Für diese Geduld ist Shaqiri jetzt mit einem Transfer zu einem absoluten europäischen Top-Club belohnt worden.
In einer neuen Kategorie
Doch auch der FC Basel ist durch den Wechsel in eine neue Kategorie katapultiert worden. Dass sich die Bayern beim Schweizer FCB umschauen – und bereit sind, für einen Spieler eine ordentliche Summe aufzuwerfen – wird auch im restlichen europäischen Fussball nicht unbemerkt bleiben.
Dadurch wird einerseits das sowieso schon grosse Interesse an Basler Fussballern weiter wachsen. Andererseits werden auch die Zahlen auf den virtuellen Preisschildern der FCB-Profis steigen. Ganz nach dem Motto: Wo Bayern München viel Geld für einen 20-Jährigen ausgibt, stimmt die Qualität.
Ein Duell mit Brisanz
Doch bevor sich Shaqiri um den Erwerb von Lederhosen in seiner Grösse (1,69 m) kümmern muss, wird er noch bis im Juni für Basel die Schuhe schnüren. Unter anderem in den ersten Achtelfinal-Spielen in der Champions League der Clubgeschichte. Dass Shaqiri da mit seinem bisherigen FCB ausgerechnet auf seinen künftigen FCB trifft, wird den Rummel um seine Person kaum abreissen lassen.
In den «Jahrhundertspielen» (Präsident Bernhard Heusler) des FC Basel kann sich Xherdan Shaqiri in Basel unsterblich machen. Und gleichzeitig den Traum seines künftigen Vereins vom Champions-League-Final im eigenen Stadion platzen lassen.