Der neue Titelträger ist der alte: Arkadij Naiditsch verteidigt seinen Titel. Ob der Deutsche nächstes Jahr wiederkommt und ein mögliches Triple anstrebt, ist ungewiss. Katar lockt.
Die Schweiz bleibt «ein sehr gutes Pflaster» für Arkadij Naiditsch. Der Deutsche, der seit einem halben Jahr für Aserbaidschan ans Brett geht, gelang beim Schachfestival Basel die Titelverteidigung. Wie schon beim vergangenen Jahreswechsel setzte sich der 30-Jährige erst beim Weihnachts-Open in Zürich durch, ehe er ans Rheinknie weiterzog und dort ebenfalls triumphierte. Die 2500 Franken Preisgeld heimste er erneut mit einem halben Punkt Vorsprung vor dem Rest des Feldes ein.
«In offenen Turnieren ist es immer schwer, den ersten Platz zu belegen. Daher bin ich glücklich über den erneuten Doppel-Erfolg», sagt Naiditsch. Er hadert dennoch mit seiner einzigen Niederlage gegen den Niederländer Arthur Pijpers in der dritten Runde. «Das war völlig unnötig. Ich stand mit einer Figur für drei Bauern auf Gewinn. Aber bei zwei Partien und zehn Stunden Spielzeit an einem Tag kann derlei passieren», weiss der Neu-Aseri. Doch sein «kämpferischer Stil» sei «von Vorteil». Danach erledigte der kompromisslose Angriffskünstler die nächsten drei Gegner und lag vor der abschliessenden siebten Runde einen halben Punkt vor dem Rest des 58-köpfigen Meister-Feldes.
Ging nicht so aus, wie sich der spätere Sieger die Partie gegen Mihajlo Stojanovic vorgestellt hat. Aber am Ende tröstete sich Arkadij Naiditsch mit dem Sieg: «Mehr als Platz eins geht schliesslich nicht.» (Bild: Hartmut Metz)
Gegen den serbischen Grossmeister Mihajlo Stojanovic witterte Naiditsch zwar auch schon wieder das Matt des weissen Königs, doch weil ihn «die anderen überraschten und schnell remisierten an den Brettern zwei und drei», unterbreitete der Topfavorit ebenso eine Friedensofferte, um als einziger auf 5,5 Punkte zu kommen. , vermied Naiditsch ausnahmsweise Risiken.
Seine Ehefrau Yuliya Shvayger gewann nicht nur das sechste Preisgeld und den Damenpreis (zusammen 700 Franken), sondern leistete ihrem Gatten wertvolle Schrittmacherdienste. Der 17-jährige Franzose Bilel Bellahcene war mit einem Remis und 1500 Franken mehr als zufrieden gegen die Internationale Meisterin. Zudem schüttelten Adrien Demuth (Frankreich) und Jan Michael Sprenger nach nur sieben Zügen die Hände, um Platz zwei (2000 Franken) und fünf (700 Franken) mit ebenfalls fünf Punkten abzusichern.
Shvayger hatte überdies unfreiwillig Ehsan Ghaem Maghami kampflos gestoppt. Der an Position zwei gesetzte Iraner darf nicht gegen Israelis antreten – der Punkt fehlte ihm schmerzlich in der Endabrechnung. Mit 4,5 Punkten wurde der Grossmeister nur Zwölfter und bekam als erster kein Preisgeld. Vor ihm landeten noch der für Riehen spielende Deutsche Andreas Heimann, Titas Stremvicius (Litauen), der für Reti Zürich auflaufende Stojanovic (alle 5), Vlastimil Hort und der französiche Grossmeister Jean-Noel Riff (beide 4,5).
«Ein bisschen» Enttäuschung bei Shogi-Legende Yoshiharu Habu.
Der Berühmteste im Feld, Shogi-Legende Yoshiharu Habu, unterlag zum Abschluss dem Holländer Arthur Pijpers und fiel auf Platz 18 im Meisterturnier zurück – etwas schlechter als sein Setzlisten-Platz. Enttäuscht von den 4:3 Punkten? Der Japaner lächelt gewohnt freundlich und nickt mit dem Kopf. «Ein bisschen», gesteht der 45-Jährige nach seinem Ausflug in die Schweiz. Im Shogi ist der beste Spieler der Geschichte schliesslich gewohnt, alle grossen Turniere zu gewinnen (zum Porträt der Shogi-Legende).
Mit dem Alter arrangiert haben sich Hort und Edwin Bhend (Basel Trümmerfeld). Der 71-jährige Kölner, der als Tscheche in den 1970er-Jahren auf dem Globus in den Top Five stand, belegte mit 4,5 Zählern Platz elf und erhielt den Semiorenpreis. Der 83-jährige Bhend, der als einstiger eidgenössischer Vorzeigespieler den sowjetischen Weltmeister Michail Tal schlug und mit dem Amerikaner Bobby Fischer die Klingen kreuzte, holte trotz seiner Schlussrunden-Niederlage noch beachtliche 3,5 Punkte.
Beim Amateurturnier schüttete Fortuna das Füllhorn über den Deutschen Daniel Kopylov aus. Stephan Suter verpatzte nicht nur eine Gewinnstellung gegen den Sieger des Jahres 2014. Der Liestaler verlor eine eigentlich unverlierbare Position mit zwei gegen einen Bauern! So heimste Kopylov (6,5:0,5 Punkte) erneut die 1000 Franken ein, während Suter (5:2) auf Rang fünf zurückfiel. Zweiter wurde der Australier Christopher Skulte (6:1).
Im Jugendturnier setzte sich der Inder Aman Choksi mit 4:1 Punkten vor dem Therwiler Brüderpaar Domenico und Valerio Job (beide 3,5:1,5) durch. Das stark besetzte Blitzturnier sicherte sich Bellahcene. Der talentierte Franzose holte in den neun Runden mit jeweils nur fünf Minuten Bedenkzeit acht Zähler. Die Grossmeister Ghaem Maghami (7,5) und Stojanovic (7) schafften es überdies auf das Podest.
Positive Bilanz von Organisator Bruno Zanetti: «Wir haben ein leichtes Minus erwirtschaftet, was aber durch die Rücklagen gedeckt ist.»
Mit 211 Teilnehmern in allen Wettbewerben zeigte sich Bruno Zanetti zufrieden. «Wir haben ein leichtes Minus erwirtschaftet, was aber durch die Rücklagen gedeckt ist», berichtet der Organisator des Schachfestivals, bei dem mehr als 14000 Franken an Preisgeldern ausgeschüttet wurden. Der Umzug vom abgerissenen Hotel Hilton in den «Landgasthof» in Riehen habe sich nicht nur als kostengünstigere Alternative bewährt. «Die Spieler fanden die Bedingungen besser», erfuhr Mitorganisator Matthias Rüfenacht, Erstligaspieler bei der SG Riehen und Fernschach-Grossmeister. Zanetti sieht «eine positive Richtung, dass das Schachfestival auch 2017 wieder stattfindet. Wir setzen uns in den nächsten Wochen zusammen mit dem «Landgasthof» und entscheiden danach über eine Fortführung.»
Zanetti hätte dann den «für das Publikum so attraktiven Spieler Naiditsch gerne wieder dabei». Der Weltklasse-Grossmeister könnte dann der einmalige Hattrick in Zürich und Basel gelingen – doch obwohl ihm dieser mit weiteren 5500 Franken versüsst würde, will der 30-Jährige noch keine weitere Teilnahme «versprechen. Es gibt so viele starke Turniere um Neujahr herum. Katar ist zum Beispiel super besetzt», liebäugelt der Seriensieger in der Schweiz mit einem weiteren Duell mit Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen), den Naiditsch zweimal schlug.
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