Vergangene Saison hat der Japaner unter Paulo Sousa kaum gespielt und seinen Platz in der Nationalmannschaft verloren. Mit fehlender Integration habe das nichts zu tun, er sei ohnehin nicht der Typ, der viel unternimmt. Unter Urs Fischer hat Kakitani die Freude wiederentdeckt – und ein Seitenwechsel könnte sich für den Rechtsfuss als richtig erweisen.
Irgendwann im Juni erhielt Yoichiro Kakitanis Übersetzer Jonathan Wüst einen Anruf aus Japan. Die Nachricht lautete, dass der Offensivspieler des FC Basel in die Schweiz zurückkehrt. Selbstverständlich war das nicht, Kakitani und Wüst verabschiedeten sich nach dem verlorenen Cupfinal, ohne zu wissen, ob sie sich in absehbarer Zeit wiedersehen würden.
Dass Kakitani in Rottach-Egern nun während einer Mittagspause im Garten des Mannschaftshotels sitzt, wurde begünstigt durch den Trainerwechsel, der kurz vor dem besagten Anruf bekanntgegeben worden war. Der FCB stellte Urs Fischer als neuen Übungsleiter vor – als Nachfolger von Paulo Sousa, mit dem sich Kakitani zumindest fussballerisch nie richtig verstanden hatte.
Der fehlende Spass in Basel
Die Karriere des Japaners geriet unter dem Portugiesen ins Stocken. Er spielte kaum, nahm das irgendwann nur noch mit einem ratlosen Schmunzeln zur Kenntnis, und er verlor seinen Platz in der Nationalmannschaft. «Dass ich nicht viel gespielt habe, ist schade für mich, für die Fans und für alle Betreuer, die mich immer unterstützt haben», sagt Kakitani.
Mit anderen Vereinen sei er nie in Kontakt gestanden. Mit seinem Berater hat Yoichiro Kakitani (Mitte) aber Alternativen für die Zukunft durchgesprochen. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Der 25-Jährige hatte «irgendwann sehr deutlich das Gefühl, dass Paulo Sousas Vertrauen in mich fehlte». Zuerst habe er gedacht, dass die Einsatzzeit irgendwann kommen würde und dass er sich dereinst in das Spiel des Portugiesen werde integrieren können. «Aber es hat nicht funktioniert», blickt Kakitani zurück und sagt: «Am Schluss hatte ich das Gefühl, dass ich ohne einen Trainerwechsel keinen Spass haben würde, hier weiter zu spielen.»
Die Verletzung aus dem Halbfinal der Copa America ist weniger schlimm als befürchtet. «Er muss 48 Stunden aussetzen, kann nicht gegen Peru spielen, dann ist er wieder fit», sagt ein Sprecher des paraguayschen Verbands.
Mit anderen Vereinen habe er nie Kontakt gehabt, sagt der ehemalige Spieler von Cerezo Osaka, der FC Basel sei für ihn immer ein attraktiver Club geblieben. Die Alternativen für die Zukunft hat er mit seinem Berater aber durchgesprochen, schliesslich «kann man nicht 40 oder 50 Jahre Fussball spielen, viel Zeit darf ein Profi nicht verlieren».
Ein möglicherweise vielversprechender Seitenwechsel
Unter Fischer verspüre er wieder Freude am Training, der Schweizer hat die Schnelligkeit als Stärke des Japaners ausgemacht. Und die ersten Eindrücke aus dem Trainingslager zeigen, dass Fischer mit schnellen Leuten über die Flanken spielen will.
Bei der internen Aufarbeitung der vergangenen Saison hat Paulo Sousa eine Teilverantwortung für die gescheiterte fussballerische Integration Kakitanis auf sich genommen.
Wenn Kakitani unter Sousa zum Einsatz kam, dann meist als Stürmer oder als Rechtsfuss auf der linken Seite. Fischer hingegen stellte ihn im Training und im bisher einzigen Testspiel auf der rechten Aussenbahn auf – dort, wo Derlis Gonzalez spielt, über dessen Abgang zu einem Grossclub spekuliert wird.
«Ich bin einfach nicht der Typ, der rausgeht und viel unternimmt»
«Ich hoffe, dass sich die Tür nun öffnet und meine Qualitäten zum Vorschein kommen, die in der abgelaufenen Saison hinter dieser Tür eingeschlossen waren», blickt Kakitani erwartungsvoll in die nahe Zukunft. Die Gründe, warum diese Tür verschlossen war, sieht er weder in seinen technischen noch taktischen Fähigkeiten.
Auch habe fehlende Integration im fremden Land nichts mit seiner enttäuschenden Saison zu tun. Er habe sich an die Schweiz gewöhnt und sei seinen Teamkollegen dank der immer kleiner werdenden Sprachbarriere nähergekommen.
Und dass er ausserhalb des Fussballs nicht täglich mit Dutzenden von Menschen in Kontakt steht, das sei einfach seine Natur: «Auch in Japan fuhr ich nach dem Training immer nach Hause und war für mich. Ich bin einfach nicht der Typ, der rausgeht und viel unternimmt.»
Sousa nimmt Teilverantwortung auf sich
Kakitani gesteht sich ein, dass er letztlich vielleicht einfach zu wenig Kraft hatte, um das Vertrauen Sousas zu erlangen. Die Gründe nur bei sich zu suchen, ist aber sicherlich falsch. Denn bei der internen Aufarbeitung der vergangenen Saison, so ist aus dem Verein zu vernehmen, hat Paulo Sousa eine Teilverantwortung für die gescheiterte fussballerische Integration Kakitanis auf sich genommen.
Es bleibt die Schlussfolgerung, dass es zwischen Yoichiro Kakitani und Paulo Sousa einfach nicht geklappt hat. Zwischen zwei Parteien, von denen die eine nach Florenz weitergezogen ist, und die andere in Oberbayern daran arbeitet, zu einem gewichtigeren FCB-Spieler zu werden.
Den Spass am Training hat Yoichiro Kakitani unter Urs Fischer wiedergefunden. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Vorbereitung FC Basel, Saison 2015/2016
Trainingslager
Rottach-Egern: 27.6. bis 4.7.
Crans-Montana: 7.7. bis 11.7.
Testspiele
Samstag, 27.6. (14.30 Uhr), Sportanlage Waldäcker, Herzogenbuchsee: FC Basel–SC Austria Lustenau 4:1 (3:1)
Freitag, 3.7. (18 Uhr), Isarau-Stadion, Gerietsried: FC Basel–TSV 1860 München
Donnerstag, 9.7. (19 Uhr), Stade du Christ-Roi, Lens: FC Basel–FC Shakhtar Donetsk
Samstag, 11.7. (17 Uhr), Solothurn: FC Basel–PSV Eindhoven
Mittwoch, 15.7. (20 Uhr), St.-Jakob-Park, Basel: FC Basel–Bayer 04 Leverkusen