Keine Zuschauer, aber drei Tore: FCB fertigt Valencia 3:0 ab

Der FC Basel liefert in einem leeren Stadion ein weiteres Highlight und schlägt im im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League den Valencia CF mit 3:0 (2:0). Matias Delgado meldet sich in der ersten Halbzeit als Doppeltorschütze aus der Versenkung zurück, und Valentin Stocker trifft in der 91. Minute zum 3:0, mit dem der FCB die Tür zum Halbfinal weit aufstösst.

FC Basel's Delgado (R) celebrates after scoring a goal against Valencia during their Europa League quarter-final first leg soccer match in St.Jakob-Park stadium in Basel, April 3, 2014. REUTERS/Arnd Wiegmann (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Der FC Basel liefert in einem leeren Stadion ein weiteres Highlight und schlägt im im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League den Valencia CF mit 3:0 (2:0). Matias Delgado meldet sich in der ersten Halbzeit als Doppeltorschütze aus der Versenkung zurück, und Valentin Stocker trifft in der 91. Minute zum 3:0, mit dem der FCB die Tür zum Halbfinal weit aufstösst.

Es war die Zeit, in der das Joggeli fast im Wochentakt ekstatische Momente erlebte. 2002, das Jahr, in dem der FC Basel den grossen europäischen Fussball erst so richtig für sich zu entdecken begann. Der 22. Oktober war damals so ein Fussballfest im St.-Jakob-Park. Zwei Tore von Ivan Ergic liessen den Kessel erbeben. 2:2 gegen das damals riesengrosse Valencia, es war ein Fest.

Europa League, Viertfinal

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Was die Kulisse angeht, konnte zwölf Jahre später der Viertelfinal gegen Valencia nicht zum rauschenden Fest werden. Dafür sorgte die Uefa mit ihrer Stadionsperre. Aber von der tristen Umgebung liessen sich die Basler genauso wenig beeindrucken wie vom renommierten Gegner und von einer langen Liste Abwesender.

Acht Spieler fehlten Murat Yakin in seinem Dispositiv, dazu sassen Fabian Frei und der am Sonntag in Luzern noch herausragende Mohamed Elneny nur auf der Bank, weil der FCB-Trainer ihnen nicht 90 Minuten zumuten mochte. Aber eine schlagkräftige Elf brachte der FCB-Coach ungeachtet dessen auf den Platz.

Und diese Mannschaft setzte noch einen oben drauf auf die Reihe der schier unglaublichen Spiele, sie lieferte – zumindest in der ersten Halbzeit und mit dem Schlussresultat – eine weitere Gala in der an Höhepunkten nicht armen jüngeren Europacup-Geschichte des FCB.

Und das ohne die stimulierende Wirkung, die ein Heimpublikum entfalten kann. Auch wenn man die Gesänge von etwa 2000 Fans hören konnte, die sich vor dem Stadion respektive hinter der Muttenzerkurve versammelt hatten.

Der FCB bestimmt Takt und Richtung

Zur allgemeinen Verwunderung der wenigen Anwesenden im Stadion – 350 wurden offiziell gemeldet – und der TV-Zuschauer war es das Heimteam, das den Takt und die Richtung dieses Viertelfinal-Hinspiels bestimmte. Und das mit einem Team quasi ohne klassischen Targetstürmer.

Schon nach elf Minuten hätte der FCB einen Penalty erhalten müssen, als Philippe Senderos im Strafraum David Degen über den Haufen rannte. Der Schweizer Nationalspieler in Reihen Valencias schied wenig später verletzt aus und sass anschliessend den Tränen nahe auf der Bank.

Der FCB näherte sich unterdessen mit Distanzschüssen von Valentin Stocker (15.), Marcelo Diaz (18.), Fabian Schär (24.) und Geoffroy Serey Die (27.) dem eigentlichen Ziel. Und das gegen ein seltsam zaghaftes, zurückgezogen und unsicher agierendes Valencia.

Valencia-Trainer Pizzi: «Ich schäme mich»

Der FCB störte den Gegner früh und hatte weitaus mehr Ballbesitz als gegen ein als ballsicher geltendes spanisches Team zu erwarten gewesen wäre. Der Valencia CF blieb im ersten Durchgang jedoch alles schuldig. Oder, wie es Trainer Juan Antonio Pizzi ausdrückte: «Im Grunde schäme ich mich dafür.»

Auf der anderen Seite bot sich Matias Delgado, der zusammen mit Valentin Stocker und David Degen die vorderste FCB-Reihe bildete, nach einer halben Stunde eine erste Chance, bei der er abgeblockt wurde. Vier Minuten später war der Argentinier, der in den vergangenen Monaten immer tiefer in eine Sinnkrise zu fallen schien, nicht mehr zu halten. Nach einem schönen Doppelpass von Philipp Degen mit Marcelo Diaz zog Delgado aus 18 Metern ab – und traf mit einem fulminanten Schuss zur Basler Führung.

Es war – abgesehen von einem Elfmetertor im Schweizer Cup in Münsingen – sein erstes Tor im 31. Einsatz seit der Rückkehr im vergangenen Sommer. Dieser Treffer wirkte für IHN, wie der 31-jährige Delgado von seinen Anhängern bewundernd in dritter Person bezeichnet wird, wie eine Erlösung. «Wir sehen jeden Tag im Training, was er drauf hat», sagte der verletzt fehlende Marco Streller zur Pause im SRF-Interview.

Matias Delgados Auferstehung

Das hat die sportliche Leitung des FCB seit Monaten fast gebetsmühlenartig über Delgado gesagt. Und die Geduld scheint sich zu lohnen. Denn ER hatte noch nicht genug. Nur vier Minuten später traf er zum 2:0. Diesmal ging eine Ballrückeroberung durch Stocker und Taulant Xhaka voraus, dort, wo es dem Gegner besonders wehtut – in dessen Hälfte. Die erstklassige Flanke Stockers drückte Delgado in Mittelstürmerposition und Goalgettermanier über die Linie.

Matias Delgado hat oft vom Druck gesprochen, von der Erwartungshaltung in Basel, die auf seinen schmalen Schultern lasten. Nun, ohne Publikum, strahlte die Torgefährlichkeit schon wieder wie im früheren Glanz. 2005, beim Geisterspiel des FCB im Uefa-Cup bei Roter Stern Belgrad, war Delgado Torschütze und Vorbereiter – neun Jahre später blühte der künstlerisch veranlagte Fussballer im gleichen, aufs Wesentliche reduzierten Rahmen auf. 

Man rieb sich die Augen im Joggeli, weil man einen weiteren Husarenritt des FCB verfolgte und gleichzeitig auch noch die Auferstehung eines von Teilen der Fans messiasartig verehrten Spielers beiwohnte. «Delgado hat sein Spiel gefunden», sagte ein sichtlich erfreuter Murat Yakin, «ich hoffe, die beiden Toren geben ihm das nötige Selbstvertrauen.»

Nach einem Schlag auf den Fuss wurde Delgado zwar nach einer Stunde ausgewechselt, aber nach einer ersten Einschätzung soll nichts Gravierendes vorliegen, wie auch bei Philipp Degen und Fabian Schär, die mit muskulären Beschwerden vorzeitig ausschieden.

Wie ausgewechselt in der zweiten Halbzeit

Im Gegensatz zu Yakin («Wir geniessen den Moment») wirkte Valencias Trainer Pizzi fassungslos: «Wir haben in der ersten Halbzeit alles vermissen lassen, was Valencia ausmacht.» Eine Erklärung dafür hatte der Trainer aus Argentinien nicht zur Hand. In der Liga abgeschlagen, ist die Europa League der Strohhalm, an den sich Valencia eigentlich klammert, um auch nächste Saison international vertreten zu sein. Etwas, was für den Club seit 1997 durchgehend selbstverständlich ist.

Was in der Mannschaft steckt, warum Murat Yakin trotz des komfortablen Vorsprungs nächste Woche im Rückspiel «einen heissen Tanz erwartet», demonstrierte Pizzis Mannschaft nach dem Seitenwechsel. Nun sehr hoch agierend, mit sehr offensiven Aussenverteidigern Druck aufbauend, sehr viel Risiko in Kauf nehmend – wie ausgewechselt wirkte Valencia.

Vargas – Valencias Chancentod

Der FCB begann in der Defensive zu schwimmen, liess sich zu tief vor und in den eigenen Strafraum zurückdrängen. Yakin musste mit den Auswechslungen dreimal das Personal in der Defensive umstellen, was sich nicht förderlich auswirkte. Seine Kontergelegenheiten spielte der FCB lausig, und er kam nur um ein Anschlusstor herum, weil Eduardo Vargas, der Nationalmannschaftskollege von Marcelo Diaz, der personifizierte Chancentod war. Und weil Yann Sommer zweimal hielt, erst mit famoser Parade gegen Vargas (55.), dann mit einem Reflex gegen Seydou Keita, als schon die 90. Minute lief.

Augenblicke später, die Nachspielzeit war angebrochen, gelang dem FCB der einzige vernünftige Gegenstoss der zweiten Halbzeit. Von Fabian Frei mit einem Laserpass auf die Reise geschickt, schüttelte Stocker mit letzter Kraft seinen Gegenspieler ab und traf gegen Valencia-Goalie Vicente Guaita frech mit einem Schuss in die nahe, hohe Torecke.

Stockers wichtiger Treffer zum 3:0

Es ist – nach grandioser erster Halbzeit und einem Abbau in der zweiten – dieses dritte Tor, das die Tür zum Halbfinal weit aufstösst. «Sehr wichtig» nennt es Yakin, denn der hat nach dem Seitenwechsel gesehen, «dass Valencia Fussball spielen kann». Mit «arg gesunkenen Chancen» (Pizzi) kehren die Valencianos zurück ans Mittelmeer, und es wird ein weiteres Ergebnis von 2002 die leise Hoffnung auf das Rückspiel nähren. Im Mestalla ging der FCB seinerzeit in einem Unwetter mit sintflutartigem Regen 2:6 unter. Mit Murat Yakin – damals in der Abwehr des FC Basel.   

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