Kitzbühel – diesmal nur eine pompöse Ouvertüre

Alle Jahre wieder wird Kitzbühel zum Stelldichein von Prominenz und Ausgebefreudigen. An diesem Wochenende sind die Hahnenkammrennen jedoch nur ein Vorgeschmack auf die WM in Schladming, mit der die Österreicher Dimensionen sprengen wollen.

Norway's Aksel Lund Svindal is airborne on his way clock the fastest time during an alpine ski, men's World Cup downhill training, in Kitzbuehel, Austria, Wednesday, Jan. 23, 2013. (AP Photo/Alessandro Trovati) (Bild: Keystone/Alessandro Trovati)

Alle Jahre wieder wird Kitzbühel zum Stelldichein von Prominenz und Ausgebefreudigen. An diesem Wochenende sind die Hahnenkammrennen jedoch nur ein Vorgeschmack auf die WM in Schladming, mit der die Österreicher Dimensionen sprengen wollen.

700 Hummer, 500 Kilogramm feinstes Beef aus Uruguay, 200 Kilogramm Garnelen, 280 Kilogramm Schokolade, 3 Tonnen Obst und Gemüse – wenn sich Reich und Schön, Prominenz und Wichtig(tuer), Wirtschaftsbosse und Politiker in Kitzbühel zu den 73. Hahnenkammrennen treffen, dann wird nicht gekleckert sondern geklotzt.

Das mondäne, zweistöckige VIP-Zelt am Fusse des Zielstadions, das alle Jahre wieder zum gesellschaftlichen und geselligen Treffpunkt von Bernie Ecclestone, Arnold Schwarzenegger & Co. wird, lässt keine Wünsche offen.

Kröll im letzten Training vorn

Die üblichen Verdächtigen lagen am Donnerstag im letzten Training zur Abfahrt vorne: Klaus Kröll 0,26 Sekunden vor Aksel Lund Svindal. Bester Schweizer war Didier Défago mit 1,15 Rückstand. Wegen eines Regelverstosses wurde Lauberhorn-Sieger Christof Innerhofer bestraft. Er darf am Samstag erst nach der Startnummer 45 sein Rennen bestreiten.

Startliste für den Super G am Freitag (11.30 Uhr)
Das Programm
Grafik der Hahnenkamm-Rennstrecken

Eines der 1000 aufgelegten Tickets für das Wochenende an der Streif kostet umgerechnet 3200 Franken. Dafür erwartet den Besucher im Foyer der Nachbau eines traditionellen Wiener Kaffeehauses, die obere Etage ist holzvertäfelt und wer nach dem Pistenspass und vor dem Galadinner noch schnell seine Haarpracht auffrisieren lassen will, dem wird im kleinen, aber feinen zelteigenen Frisör-Salon geholfen.

40 Millionen Umsatz am Hahnenkamm

Harti Weirather ist der Mann, der abseits der Pisten die Regie führt beim grössten Wintersport-Spektakel, das Österreich seit Jahren zu bieten hat. Schon Monate vor dem Ski-Klassiker sind die Zimmer in und um Kitzbühel ausgebucht, in der gesamten Region werden während der Hahnenkamm-Woche 40 Millionen Franken umgesetzt – Tendenz steigend.

Der umtriebige und innovative Weirather hat sich vom ehemaligen Abfahrtsweltmeister (1982) und Ex-Kitz-Sieger zum renommierten Sportvermarkter hochgedient. Mit seiner Agentur WWP (Weirather, Wenzel, Partner) unterhält Weirather, der mit der ehemaligen liechtensteinischen Rennläuferin Hanni Wenzel verheiratet ist, Mandate für Real Madrid, FC Barcelona, Milan, die Formel 1 und vermarktet seit nunmehr 17 Jahren das prestigeträchtige Rennen in Kitzbühel.

Bei Ecclestones Formel 1 abgeschaut

Nirgendwo sonst ist das Preisgeld höher – in Kitzbühel werden mehr als 600’000 Franken ausgeschüttet, und nirgendwo sonst ist die Prominentendichte grösser. «Wir haben diese Form der Hospitality seinerzeit von Bernie Ecclestone abgeschaut, der vor 30 Jahren seiner Zeit um Meilen voraus war. Jetzt blicken die anderen auf uns», erklärt Weirather voller Stolz.

Und trotzdem. Irgendwie ist Kitzbühel in diesem Winter anders. Die Gams-Stadt ist heuer nicht der Platzhirsch. Irgendwie ist Kitzbühel in diesem Jahr nichts weiter als eine pompöse Ouvertüre für den wahren Höhepunkt des Winters – die Ski-Weltmeisterschaft in Schladming, die alle Rekorde und Superlative sprengen soll.

«Wir wollen Massstäbe setzen», verkündet Peter Schröcksnadel, der allmächtige Präsident des Österreichischen Skiverbandes, der in seiner 20-jährigen Ära den ÖSV zum mächtigsten Sportverband des Landes gemacht hat. Der Etat ist in dieser Zeit von 4 auf 40 Millionen Franken gewachsen. Nicht von ungefähr wird Schröcksnadel als Alpen-Ecclestone bezeichnet.

Österreich im Schladming-Fieber

Schon seit Monaten dreht sich in Österreich alles nur mehr um die Weltmeisterschaft im eigenen Land. In der TV-Werbung rennen seit Wochen die Ski-Spots rauf und runter, im Herbst wurde ein eigenes Sticker-Album mit den österreichischen Skistars auf den Markt gebracht und die Kronenzeitung, Österreichs grösstes Blatt und ein Partner des ÖSV, erscheint schon zwei Wochen vor der WM-Eröffnung täglich mit einem 20-seitigen WM-Special.

Zu viel des Guten? Hype zum Quadrat? Ein Anflug von Grössenwahn? «Österreich ist nun einmal ein Alpinland», meint Harti Weirather, «es gibt keinen Sport, der in Österreich so viele Gesellschaftsschichten anspricht wie das Skifahren». Deshalb, sagt der Vermarktungsprofi, ist die WM für die österreichische Volksseele auch so wichtig.

Wie in Österreich für die WM 2013 in Schladming geworben wird:

Und wer noch den WM-Song verträgt, bitteschön:

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