Nach der 1:3-Finalniederlage gegen den FC Sevilla übt Jürgen Klopp Selbstkritik. Vor allem aber hadert der Trainer des FC Liverpool mit dem Schiedsrichter.
Die erste Reaktion täuscht. Da sitzt Jürgen Klopp auf diesem Podium, seine Stimme leise, seine Worte in gedrosselter Geschwindigkeit ausgesprochen, die Bedenkzeit vor den Antworten lang. Nicht der Klopp, den man aus anderen Pressekonferenzen kennt. Aber eben der Klopp, der zum fünften Mal hintereinander einen Final verloren hat.
Sein FC Liverpool ist gut eine Stunde zuvor gegen den FC Sevilla mit 1:3 als Verlierer vom Rasen gegangen im Basler St.-Jakob-Park. In einem Spiel, in dem die Engländer nach Daniel Sturrigdes Treffer der Marke Augenweide in Führung gegangen waren, das sie aber in der zweiten Halbzeit einem fabelhaft aufspielenden Gegner überlassen mussten.
«Sehr offensichtliche Fehlentscheide»
Klopp antwortet auch deswegen ruhig, weil es gegen dieses Sevilla der Halbzeit zwei kaum etwas zu holen gab. Aber diese Ruhe täuscht. Denn Klopp hadert. Vor allem mit dem Schiedsrichter: «Alle haben mir bestätigt, dass es in der ersten Halbzeit zwei Handspiele gegeben hat», die einen Elfmeter gerechtfertigt hätten. «Und wenn das wirklich so war, hätten wir mit einer 2:0-Führung in die Pause gehen müssen. In keinem der Endspiele, in denen ich Trainer war, gab es je eine Fehlentscheidung zu unseren Gunsten.»
Jürgen Klopp in Rage. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)
Auf diese «sehr offensichtlichen Fehlentscheide» habe er keinen Einfluss, streicht Klopp hervor. Und auch wenn in seinen Ausführungen der Schiedsrichter wiederholt zum Thema wird, so sucht er die Fehler in erster Linie bei sich selber: «Als Trainer gibt es nach einer Niederlage nur etwas: Selbstkritik. Ich bin es, der den Spielern helfen muss. Also kann ich viel verbessern.»
Sevilla schreibt sich mit dem dritten Europa-League-Sieg in Serie in die Geschichtsbücher, und Liverpool erlebt eine Nacht der Tränen. Nächste Saison werden die Scousers nicht im Europacup vertreten sein: «Zeit für mehr Training», findet Klopp seinen Schalk wieder.
Für den 48-Jährigen ist klar: «Wir werden die Erfahrungen aus dieser Nacht nutzen – damit Liverpool diese Momente wieder erlebt, diese speziellen Augenblicke bei Finalspielen.» Und wenn das passiert, «dann wird man irgendwann sagen: Basel war ein wichtiger Schritt zu einem fantastischen Liverpool.»
Momente erster Aufarbeitung: Jürgen Klopp (links) und seine Spieler. (Bild: Keystone/MARTIN MEISSNER)