«Blick» und «Le Matin» publizieren Ausschnitte von Überwachungsvideos, die die Ausschreitungen im Rahmen des Spiels FC Sion–FC Basel dokumentieren. Sion sagt, dass der Auslöser für die Szenen konfiszierte Pyrotechnik gewesen sei. Der FC Basel und die Liga kennen die Bilder nur aus den Medien.
Am 18. April hat der FC Basel im Wallis gegen den FC Sion mit 1:0 gewonnen. Nach dem Spiel erhoben die Walliser Vorwürfe gegen die Fans des FCB, weil diese den Gästesektor zerstört hätten und zur Bedrohung für das Sicherheitspersonal geworden seien.
Noch vor wenigen Tagen richtete der FC Sion aus, dass die Bilder der Überwachungskameras nicht den Medien zugespielt würden. Nun hat der «Blick» und «Le Matin» Auszüge davon erhalten und publiziert.
» Ausschnitt des «Blick»
» Ausschnitt von «Le Matin»
FCB und Liga haben die Videos noch nicht erhalten
Der FC Basel richtet derweil aus, dass er die Bilder nur aus den Medien kenne. Noch immer warte man auf das komplette Material, eine Beurteilung der Lage sei deswegen nach wie vor nicht möglich.
Die Swiss Football League bestätigt ebenfalls, die Videos noch nicht erhalten zu haben. Offenbar sei das Material aber inzwischen auf dem Postweg unterwegs, so habe es der FC Sion der Liga zumindest mitgeteilt, sagt Philippe Guggisberg, Kommunikationsverantwortlicher der SFL.
Sowohl der FCB als auch die Liga kennen die Bilder also nur aus den Medien. Sie zeigen den Eingangsbereich zum Gästesektor im Tourbillon, wo ein Teil der Basler Fans und das Sicherheitspersonal aneinandergeraten. Die vom Verein engagierte Sicherheitsfirma setzt chemische Reizmittel ein, um unter anderem ein Tor zu stützen, das die FCB-Fans zu öffnen versuchen.
Auslösende Szene ist nicht zu sehen
Was auf dem Video nicht ersichtlich ist, sind die Gründe, warum es zu den Ausschreitungen kam. Die Sequenz setze nach der auslösenden Szene ein, wie Sions Mediensprecher Nicolas Pillet erklärt: «Unser Sicherheitspersonal hat bei den Basler Fans pyrotechnisches Material gefunden und konfisziert.» Das habe den FCB-Anhängern nicht gefallen und sei letztendlich die Ursache für die «Gewaltszenen» gewesen.
Das würde heissen, dass am Ursprung des Aufeinandertreffens von Sicherheitspersonal und FCB-Anhang das Verhalten einiger Basler Fans stand. Die Videos, rund zwei Minuten lang und sowohl vom «Blick» als auch von «Le Matin» mehrfach geschnitten, lassen allerdings zumindest keine eindeutige Schlussfolgerung in diese Richtung zu.
Das Videomaterial umfasst insgesamt rund 20 Minuten
Klarheit würde möglicherweise die Sichtung des ganzen Materials schaffen. «Rund 20 Minuten» bewegte Bilder habe der FC Sion zur Szene, dem «Blick» stünden davon ca. 10 Minuten zur Verfügung, sagt Pillet und stellt klar: «Das Medium hat selbst entschieden, welchen Ausschnitt es davon zeigt.»
Die Veröffentlichung des Videos habe derweil nichts mit der Tatsache zu tun, dass der Gegner der FC Basel war: «Es schien uns wichtig, diese Bilder zu veröffentlichen, was wir schliesslich freiwillig getan haben. Wir hätten das bei den Fans jedes anderen Vereins ebenfalls gemacht. Auch, wenn es unsere eigenen gewesen wären», sagt Pillet.
Die Polizei als beobachtender Akteur
Die Polizei, so der Mediensprecher, sei nicht an den Szenen beteiligt gewesen, sondern habe die Geschehnisse lediglich von aussen beobachtet. Den FCB-Fans gegenüber stand also ausschliesslich das vom FC Sion organisierte Sicherheitspersonal: einerseits die Personen mit den weissen Pullovern, die für die Eingangskontrollen zuständig sind, und andererseits die Personen mit den roten Helmen, die bei Hochrisikospielen nicht besser gerüstet seien als bei anderen Begegnungen.
Mit der Publikation des Videomaterials betrachtet der FC Sion die Affäre vorläufig als abgeschlossen. Wegen der Sachschäden hat der FC Sion zusammen mit der Gemeinde Sitten, der Besitzerin des Stadions, eine Klage gegen Unbekannt eingereicht. Der Verein lässt nach wie vor offen, ob er bei künftigen Spielen gegen den FC Basel den Gästesektor geschlossen lässt.