Licht, Schatten und eine Entschuldigung

Ein arbeitsamer Mohamed Elyounoussi leistet sich den individuellen Fehler, der den FC Basel gegen YB zwei Punkte kostet. Die Einzelkritik nach dem 1:1 gegen den Tabellenführer.

Mohamed Elyounoussi im Duell mit Sékou Sanogo – der Norweger zeigt eine starke Leistung, macht aber den individuellen Fehler, der zum Gegentreffer führt. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)

Tomas Vaclik | Torhüter

Wenn sein Trainer Adi Hütter von einem «Weltklassetor» spricht, dann ist das ein klares Indiz dafür, dass Jean-Pierre Nsame diesen Ball nicht immer derart präzise trifft. Von der Ferse des Ligatopscorers flog der Ball unter die Latte, entsprechend darf sich Vaclik zugutehalten lassen, dass er den Gegentreffer nur mit viel Glück hätte verhindern können. Verhindert hatte er jedoch einen Treffer kurz vor der Pause bei Miralem Sulejmanis guter Chance, zudem wurde er der einen oder anderen Hereingabe mächtig. Und auch ansonsten blieb er, einen verunglückten weiten Ball mal ausgenommen, ohne Fehl und Tadel.

Michael Lang | rechter Aussenverteidiger

Findet so langsam, aber sicher zur alten Offensivstärke zurück. Allein in der ersten Halbzeit brachte der Aussenverteidiger fünf Flanken vor das Tor von YB, vier davon waren mehr oder weniger gefährlich. Im zweiten Durchgang erreichte Lang, der vom gesperrten Suchy die Captainbinde übernommen hatte, diesen Wert nicht mehr. Agierte über das ganze Spiel gesehen gegen vorne gleichwohl stark und blieb gegen den Ball ohne gröbere Schnitzer.

Manuel Akanji | rechter Innenverteidiger

Erlebte nach wenigen Sekunden seinen kleinen Frustmoment, als er einen überzähligen Ball aus dem Feld spedieren wollte, ihn aber an die Oberkante der Werbebande schoss und beim zweiten Versuch die Hand zu Hilfe nahm. Der zweite Frustmoment folgte kurz vor Spielende: Akanji war zu wenig nah am Torschützen Nsame dran und verhinderte so dessen neunten Saisontreffer nicht.

Eder Balanta | linker Innenverteidiger

Zum ersten Mal agierte der Kolumbianer in einer Viererkette im Duo mit Akanji. War an der Dominanz, die die Basler über weite Strecken auszeichnete, mit seinem Spielaufbau massgeblich beteiligt und im Kopfballspiel agierte er meist präzis. Eine der wenigen Ausnahmen war das Kopfballduell in der 39. Minute, das in einer Chance für Sulejmani endete.

Raoul Petretta | linker Aussenverteidiger

War einer der fünf Neuen im Vergleich zum ersten Duell mit den Young Boys. Zum Saisonauftakt hatte noch Riveros auf der linken Seite agiert, der Spieler also, den Petretta momentan auf die Bank oder auf die Tribüne verbannt. Warum er momentan gegen den Paraguayer die Nase vorne hat, zeigte Petretta gegen die schnellen und robusten Berner, gegen die er oft die richtige Entscheidungen traf.

Geoffroy Serey Dié | zentrales defensives Mittelfeld

Manch einer rieb sich verwundert die Augen angesichts des Spiels, das Serey Dié ablieferte. Unter Trainer Raphael Wicky ist er in der Hierarchie hinter Luca Zuffi und Taulant Xhaka zurückgefallen, weil Letzterer aber krank war, rutschte der Ivorer in die Mannschaft. Und für die gab er alles, was in seinem 32-jährigen Tank noch vorhanden ist – Torerfolg inklusive. Wie er in der 57. Minute abzog, war Extraklasse, sein Weitschuss versetzte die etwas über 32’000 Menschen im St.-Jakob-Park in Ekstase und ihn selbst ganz offensichtlich auch. Denn er versuchte es später gleich nochmals, doch der Schuss rund zehn Minuten vor Spielende flog knapp neben das Tor. Alles in allem ein feiner Auftritt, der an Serey Diés beste Tage im Basler Dress erinnerte.

Luca Zuffi | zentrales defensives Mittelfeld

Meldete sich vor dem Spiel mit seiner Vertragsverlängerung bis 2021 zu Wort und danach immer wieder mit vielversprechenden Bällen zu den Offensivspielern. Der prächtigste war ein hoher Pass über rund 70 Meter, diagonal zu Lang, mehrmals sorgten zudem seine Eckbälle für Gefahr.

Renato Steffen | rechter Flügel

Ihm bleibt momentan nur etwas übrig: Die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, nach jeder Chance, die er in dieser Saison schon vergeben hat. Es will einfach nicht beim Flügel, auch gegen seine ehemaligen Teamkollegen nicht: Sein erster Versuch nach einer halben Stunde wurde abgelenkt und den Schlenzer in der 52. Minute hielt David von Ballmoos im Berner Tor. Zum fehlenden Glück gesellte sich die gegnerische Härte, die er in der 65. Minute spürte, als ihn Aebischer in vollem Lauf von den Beinen holte und dafür die gelbe Karte kassierte. Auch weil Steffen enorm viel gelaufen war und sich für die Mannschaft aufgeopfert hatte, machte ihm die ischiocrurale Muskulatur zu schaffen, auch Hamstring genannt, und er verliess das Feld in der 78. Minute für Calla.

Mohamed Elyounoussi | zentrales offensives Mittelfeld

Muss nach dem Spiel am Boden zerstört gewesen sein. Denn eigentlich hatte Elyounoussi eine formidable Partie mit sehr viel Laufarbeit gezeigt. Er hatte zwei Tormöglichkeiten und zeichnete sich durch Abwehrarbeit aus, die er zuweilen an der eigenen Grundlinie verrichtete. Aber er machte eben auch den individuellen Fehler zu viel, der den FC Basel zwei Punkte kostete. Hätte in der Szene gegen Kevin Mbabu an der Seitenlinie nie und nimmer auf Ballgewinn gehen dürfen, seine Aufgabe war einzig und allein zu verhindern, dass der Berner in Richtung Tor ziehen kann. Doch genau das passierte und Elyounoussi entschuldigte sich nach der Partie beim Trainer für sein Fehlverhalten. Licht und Schatten also beim Norweger, der doch eigentlich eine steigende Formkurve aufweist.

Kevin Bua | linker Flügel

Frank und frei sagte Wicky nach der Partie: «Ich war nicht zufrieden mit Kevin Bua.» Er nahm den Flügel für Dimitri Oberlin nach 45 Minuten aus dem Spiel, wo Bua zwar nicht brilliert hatte, aber nach fünf Minuten immerhin für den ersten Torschuss verantwortlich zeichnete und nach 26 Minuten zu einer weiteren Chance kam.

Albian Ajeti | Angriffsspitze

Hatte die undankbare Rolle übernommen, lange Bälle in den eigenen Reihen zu halten. Das gelang dem Rückkehrer manchmal gut, manchmal weniger. Abgesehen davon war er allerdings kaum zu sehen. An eine Flanke Langs kam er nach drei Minuten knapp nicht heran und nach einer Viertelstunde leistete er sich ein Fehlzuspiel, ohne gross unter Druck gewesen zu sein. Zudem fügte er von Ballmoos eine Platzwunde zu, freilich ohne Absicht, im Fallen traf sein Fuss den YB-Torhüter. Wurde in der 86. Minute für Cedric Itten ausgewechselt, ohne eine einzige Torchance gehabt zu haben.


Dimitri Oberlin | hängende Spitze

Kam nach der Halbzeit für Bua und man fragte sich: Was genau hat dieser Wechsel jetzt bewirkt? Abgesehen von seiner unbestrittenen Schnelligkeit ist Oberlin ein Fussballer, dessen Spiel zu weiten Stücken vom Zufall abhängt. Ist momentan zwar der Liebling der Massen, weil er sich im Pressing auf jeden ballführenden Spieler wirft, wenn er aber selbst den Ball hat, dann verliert er diesen zu oft.

Davide Calla | rechter Flügel

Ersetzte in der 78. Minute Steffen und holte sich in seiner ersten Aktion die gelbe Karte im verlorenen Laufduell gegen den zehn Jahre jüngeren Assalé. Zwei Minuten später sah er im Verbund mit Elyounoussi nicht gut aus, mit besserem Positionsspiel hätte er Mbabus Lauf in Richtung Tor vielleicht verhindern können. Nicht der Abend des Davide Calla, der zum vierten Ligaeinsatz unter Wicky kam.

Cedric Itten | Angriffsspitze

Übernahm ab der 86. Minute Ajetis Platz in der Angriffsspitze und hatte keine nennenswerte Aktion.

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Salvi (ET), Fransson, Riveros, Manzambi.

Nächster Artikel