Die Chronik: Eine Einwechslung zur Siegsicherung und ein Michael Lang in blendender Verfassung
Manuel Akanji musste ein wenig schmunzeln. Da stand er zehn Minuten vor Spielende doch noch an der Seitenlinie, nachdem er die Partie von der Bank verfolgt hatte. 22 Startelfeinsätze in 23 Spielen waren genug, Raphael Wicky gönnte Akanji eine Pause. Ganz auf den jungen Verteidiger verzichten wollte Raphael Wicky dann aber doch nicht. Dafür war die 2:1-Führung gegen den FC Luzern zu diesem Zeitpunkt zu knapp.
Der Verteidiger Akanji ersetzte den Offensivmann Renato Steffen, spielte im Zentrum einer Fünferkette und der FC Basel brachte die Führung über die Zeit. Mehr noch: Der Meister erhöhte von 2:1 auf 4:1, nur einmal erzielte er in der Liga mehr Tore, zuletzt beim 5:1 gegen Sion.
Neun Tore in den letzten zwei Super-League-Spielen und dazwischen der Sieg gegen Manchester United: Der FC Basel durchlebt erfolgreiche Tage. Vergessen ist die letzte Niederlage in den heimischen Wettbewerben: dieses 1:2 auswärts gegen St. Gallen, nach dem ein Weckruf durch das Team ging. Seither gewannen die Basler fünf Mal, dreimal gab es ein Remis. Der achte Sieg im 16. Spiel bringt die Basler zumindest über Nacht auf vier Punkte an Leader YB heran, und auch die Berner werden beobachtet haben, wie überzeugend und unaufgeregt die Basler in Luzern zum Erfolg kamen.
Nachdem die Zentralschweizer in der 18. Minute vor offiziell 10’109 Zuschauern durch Shkelqim Demhasaj in Führung gegangen waren, glich Michael Lang nach einer halben Stunde aus. Luca Zuffi spielte einen langen Ball auf den Aussenverteidiger, dieser dribbelte sich im Strafraum in die Abschlussposition und traf mit seinem schwächeren linken Fuss.
Rot gegen Kryeziu und ein zweites Mal Lang mit links
Der zweite Basler Treffer fiel in der 67. Minute. Mohamed Elyounoussi schlug eine Flanke zur Mitte, wo Dimitri Oberlin zum Flugkopfball ansetzte und den Ball an Jonas Omlin vorbeibrachte. Eine Viertelstunde später erhöhte Cedric Itten, der mehr als ein Jahr an die Luzerner ausgeliehen war, auf 1:3. Ballannahme und Schuss des 20-Jährigen waren sehenswert, und die Zurückhaltung beim Jubel liess auf seine Dankbarkeit für den ehemaligen Club schliessen.
Beim vierten Basler Tor gab es keine Zurückhaltung mehr. Luzern spielte seit fünf Minuten nur noch zu zehnt, nachdem Hekuran Kryeziu Rot für ein Foul an Raoul Petretta gesehen hatte (-> siehe auch: die Nebenschauplätze). In Überzahl spielte wiederum Zuffi Lang an, der rechte Aussenverteidiger chipte den Ball über Omlin, wieder mit seinem schwächeren linken Fuss.
Bei diesem 30. Tor in der Meisterschaft lief bereits die Nachspielzeit. Und abgesehen von der Anfangsphase, als die Körpersprache nicht stimmte, und bis auf die Szene beim Gegentor, muss sich dieser FC Basel wenig vorwerfen lassen: Er gestand den Luzernern gerade mal zwei Tormöglichkeiten zu und kreierte selbst ein gutes Dutzend davon.
Die beiden Teams werden sich vier Tage später erneut treffen: in Basel, zum Cup-Viertelfinal im St.-Jakob-Park (Mittwoch, 19.30 Uhr).
Die Aufstellung: Mit Fransson in der Startaufstellung
Raphael Wicky hatte sein Team im Vergleich zum Spiel gegen Manchester United auf drei Positionen umgestellt: Taulant Xhaka kehrte zurück und bildet mit Luca Zuffi das defensive zentrale Mittelfeld; Albian Ajeti spielte auf der Position des Mittelstürmers; und Alexander Fransson stand seit dem 20. August (1:1 gegen Lugano) erstmals wieder in der Startformation.
Der Trainer vertraute nach der Champions League wieder einer 4-2-3-1-Grundordnung, wie er das auch in den letzten fünf Meisterschaftsspielen getan hatte.
FC Basel (4-2-3-1-Grundordnung): Vaclik – Lang, Suchy, Balanta, Petretta – Xhaka, Zuffi – Steffen (79. Akanji), Fransson (63. Oberlin), Elyounoussi – Ajeti (70. Itten). Die Basler Bank: Salvi (ET), Oberlin, Riveros, Itten, Schmid, Akanji, Calla.
FC Luzern (4-4-2-Grundordnung): Omlin – Grether (77. Follonier), Lucas, Ziegler, Lustenberger – Schneuwly, Kryeziu, Schulz, Rodriguez (60. Schürpf) – Demhasaj (77. Kutesa), Juric. Die Luzerner Bank: Zibung (ET), Knezevic, Follonier, Schürpf, Kutesa, Sidler, Ugrinic.
Die Trainer-Monologe: «Es ist der Abschluss einer perfekten Woche»
Raphael Wicky, Trainer FC Basel: «Dieser Sieg ist der Abschluss einer perfekten Woche, einer schwierigen Woche. Es ist nicht immer einfach, nach den Energieleistungen in der Champions League in den Alltag zurückzukehren. Aber dieser Alltag, die Super League, ist unser wichtigster Wettbewerb.
Zu Beginn waren wir nicht gut im Spiel. Doch die Mannschaft hat ruhig auf den Rückstand reagiert. Die defensiven Probleme aus der ersten Halbzeit haben wir korrigiert, im zweiten Durchgang war unser Auftritt recht solid.»
Markus Babbel, Trainer FC Luzern: «Um so ein Spiel für dich zu entscheiden, musst du über dich hinauswachsen. Wir haben die Partie lange offen gestaltet, in den entscheidenden Momenten machen wir aber leichte individuelle Fehler, die zu Gegentoren führen. Dann liegst du hinten und wir haben es nicht geschafft, zwingender zu werden. Wir müssen uns jetzt auf die nächste Aufgabe fokussieren, jene in Basel.»
Der Nebenschauplatz: Heikle Szenen für Schiedsrichter Adrien Jaccottet
24. Minute – Balanta gegen Juric: Die erste heikle Szene hatte der Schiedsrichter bei einem Foul von Eder Balanta an Tomi Juric zu beurteilen. Luzern spielte einen weiten Ball in die Spitze, Juric nahm diesen an und Balanta traf den Stürmer am Fuss, was die TV-Bilder zeigen. Zudem war Balanta letzter Mann und die Szene lässt Spielraum für die Interpretation, dass der Kolumbianer eine klare Torchance verhinderte, wofür das Strafenregister die rote Karte vorsieht. Der Schiedsrichter liess die Partie weiterlaufen.
51. Minute – Xhaka gegen Schneuwly: Taulant Xhaka stoppte einen Luzerner Angriff mit einem Foul an Christian Schneuwly. Dafür sah der albanische Nationalspieler seine sechste gelbe Karte der laufenden Spielzeit. Und weil er sich über die Szene ärgerte, legte er seine Hand an den Hinterkopf des vor ihm knienden Schneuwly und stiess dessen Kopf ruckartig von sich weg. Dafür gab es auch schon gelbe Karten, es wäre die gelbrote für Xhaka gewesen.
86. Minute – Kryeziu gegen Petretta: Unbestritten richtig beurteilte Jaccottet das Foul von Hekuran Kryeziu an Raoul Petretta. Mit gestreckten Beinen ging der Luzerner den Basler an, der Schiedsrichter zögerte keine Sekunde und hielt die rote Karte bereits in der Hand, als es erstmal darum ging, die anrennenden Basler von Kryeziu fernzuhalten. «Ich hätte Kryeziu auch vom Platz gestellt», sagt dessen Trainer Markus Babbel, der sich zur Wahl des Schiedsrichters so äussert: «Ich bin Ausländer hier, aber es ist komisch, dass man auf dieses Spiel einen Schiedsrichter aus Basel ansetzt. In Deutschland wäre das nicht so, hier in der Schweiz ist das ein bisschen anders.»