Der FCB kommt an YB nicht vorbei, fühlt sich aber wieder wie ein Monster

In der vorgezogenen 19. Runde der Super League gewinnt der FC Basel mit einer grundsoliden Leistung bei den Grasshoppers nach Toren von Mohamed Elyounoussi (25.) und Renato Steffen (59.). Ihre Tabellenführung verteidigten die Young Boys mit ihrem 4:2-Sieg beim FC Luzern und gehen so mit zwei Längen Vorsprung am 3. Februar in Teil 2 der Meisterschaft.

Bringt die Basler mit diesem Schuss in Führung: Mohamed Elyounoussi.

Gefragt, wie er die erste halbe Saison als Trainer des FC Basel in einem Satz zusammenfassen würde, musste Raphael Wicky nur kurz überlegen, um eine griffige Formel zu finden: «Im Cup die Pflicht erfüllt, in der Meisterschaft im Kommen und eine fantastische Champions League gespielt.» Prägnanter geht’s kaum.

Mit inbegriffen im Resümee des Trainers war das letzte Spiel des Jahres, das der FCB im Letzigrund mit einer grundsoliden Leistung, sehr souverän und – wenn man das Haar in Suppe sucht – vielleicht nicht hoch genug gewonnen hat. «Aber das verzeihen wir heute», meinte Wicky grosszügig angesichts zweier Pfostentreffer (Lang, Elyounoussi) und zahlreicher vergebener Chancen, vor allem aus Kontersituationen im letzten Drittel.

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Mohamed Elyounoussi, der begehrte Topskorer des Teams, hatte nach 25 Minuten die Weichen auf den achten Sieg in Serie in allen drei Wettbewerben gestellt. Und Renato Steffens 2:0 nach Doppelpass mit Albian Ajeti beseitigte die letzten Zweifel in einem einseitigen Match, in dem GC nicht einmal aufs Tor schoss und Ridge Munsy die beste Chance versiebte (29.).

Als noch keine Stunde im mit 7800 Zuschauern spärlich besetzten Oval vorüber war, herrschte auch Klarheit über die letzte offene Frage des Super-League-Jahres. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Young Boys in Luzern ebenfalls eindeutig voraus, war absehbar, dass es mit dem Basler Sprung an die Spitze im letzten Augenblick nichts werden würde. Aber das grämt im Lager des FCB niemanden mehr. Nicht nach den letzten Wochen und Monaten und der neuerlichen Erfolgsgeschichte, die Rotblau schreibt.

Streller: «Wir sind wieder das Monster»

«Wintermeister ist schön, aber davon kann man sich nicht viel kaufen. Das weiss YB auch», meinte Marco Streller und schloss in seine Halbjahresbilanz den Titelkonkurrenten ein: «Die Young Boys haben eine gute Vorrunde gespielt und stehen zu Recht auf dem ersten Platz. Aber wir sind wieder da, sind sehr nahe hinten dran und können aus eigener Kraft Meister werden.»

«Die Selbstsicherheit ist wieder da, und die Mannschaften, die anfangs Saison noch sehr mutig aufgetreten sind, auch im St.-Jakob-Park, zeigen wieder Respekt, sind wieder eine Spur defensiver», so der FCB-Sportdirektor weiter, «der Respekt vor uns ist wieder da und der FCB wieder das Monster, das er in den vergangenen Jahren war. Das stimmt mich zuversichtlich.»

Schlusspunkt unter ein turbulentes Jahr: Renato Steffen wird von Dimitri Oberlin (links) und Vorlagengeber Albian Ajeti zum 2:0 bei den Grasshoppers beglückwünscht.

Trainermonologe: «Fast ein bisschen schade, dass es in die Winterpause geht»

Raphael Wicky, FCB-Trainer:

«Ich bin sehr zufrieden, dass die Mannschaft noch einmal einen guten Match abgeliefert hat und die Welle hat weiter reiten können. Nach den stressigen Wochen war das nicht selbstverständlich. So bin ich froh und glücklich, dass wir mit einem verdienten Sieg in die Winterpause gehen – auch wenn es von der Serie her fast ein bisschen schade ist.

In diese Pause gehe ich mit einem sehr guten Gefühl, weil wir uns in eine gute Ausgangslage gespielt haben, und ich freue mich schon auf den Trainingsauftakt am 8. Januar. Ich bin mit der Entwicklung in den vergangenen Monaten einfach sehr, sehr zufrieden. Wie die Mannschaft in schwierigen Momenten reagiert und sich selbst geholfen hat, wie es dann gelaufen ist, das macht mich auch stolz. Das darf man auch mal sein. Und ich bin überzeugt, dass eine grosse Qualität vorhanden ist, um den Weg weiterzugehen.»

Murat Yakin, GC-Trainer:

«Man hat die Unterschiede klar gesehen: Der FCB hat eine Mannschaft mit lauter Nationalspielern und war auf jeder Position besser, schneller, intelligenter. Deshalb ist die Niederlage logisch und mit 0:2 noch gering ausgefallen. Wir wollten einen mutigen Auftritt zeigen, den Gegner stören, sind aber immer einen Schritt zu spät gewesen.

Insgesamt haben wir uns eine gute Ausgangslage geschaffen. Als ich die Mannschaft übernommen habe, war sie Zweitletzter. Wir müssen Geduld haben, können in der Winterpause die nötigen Korrekturen vornehmen, aber die Arbeit geht uns nicht aus. Und es gibt einiges zu tun.» 

Die Aufstellungen: van Wolfswinkels Rückkehr

Im 4-2-3-1 schickte Raphael Wicky seine Mannschaft im Letzigrund auf den Platz. Es ist so etwas wie die Schokoladenformation des FCB, wenn man davon absieht, das der Trainer sich den Luxus leisten konnte, Eder Balanta zunächst auf der Bank zu lassen. Dort nahm auch Ricky van Wolfswinkel Platz, der elf Wochen nach seinem Mittelfussbruch wieder einsatzfähig ist und bei einem Kurzeinsatz ab der 85. Minute sein Comeback geben durfte.

GC-Trainer Murat Yakin wechselte auf zwei Positionen im Vergleich zum 1:1 in Bern (Lavanchy und Munsy für Sukacev und Fasko) und stellte in der zweiten Halbzeit mit der Einwechslung von Albion Avdijaj auf ein 4-4-2 um.  

FC Basel (4-2-3-1): Vaclik – Lang, Suchy, Akanji, Petretta – Xhaka, Zuffi – Steffen (81. Serey Dié), Elyounoussi, Oberlin (63. Bua) – Ajeti (85. van Wolfswinkel)
Bank: Salvi (Tor), Balanta, Riveros, Fransson.

Grasshoppers (4-2-3-1): Lindner – Lavanchy, Vilotic, Bergstörm, Qollaku – Basic, Bajrami (66. Sukacev) – Andersen, Brahimi (66. Pickel), Pusic (46. Avdijaj)  – Munsy.

Bank: Vasic (Tor), Pnishi, Faško, Zesiger.

Das Aufwärmprogramm: Schöne Momente, Karlis 75. und ein Historikerdisput

Mit personellem Vollbesatz kann Raphael Wicky für das das letzte Spiel des Jahres disponieren. Im Letzigrund auf den letzten Drücker noch die Tabellenführung zu erobern, das empfände der FCB-Trainer als nicht viel mehr denn eine «schöne Momentaufnahmen». Unsere Vorschau:

https://tageswoche.ch/sport/und-ewig-lockt-die-tabellenspitze/

Karl Odermatt feiert an diesem 17. Dezember seinen 75. Geburtstag. Wir schliessen uns den Glückwünschen an und verweisen auf eine Interview, in dem Karli der «Basler Zeitung» tiefe und zum Teil noch nicht zuvor thematisierte Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt gibt:

https://bazonline.ch/sport/fussball/sehe-ich-einen-vater-mit-seinem-kind-streiten-beginne-ich-zu-weinen/story/11645100

Die Grasshoppers sind der Schweizer Rekordmeister. Ob es jedoch 27 Titel sind, die gemeinhin zusammengezählt werden, oder korrekterweise doch einer weniger, beleuchtet unser Beitrag zur Historie:

https://tageswoche.ch/sport/der-obskure-erste-meistertitel-der-grasshoppers/

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