2:0 in Lissabon – der neue FC Basel schreibt erstmals Geschichte

Der FC Basel gewinnt das letzte Gruppenspiel in der Champions League gegen Benfica Lissabon mit 2:0. Mohamed Elyounoussi (5. Minute) und Dimitri Oberlin (65.) treffen für die Basler, die mit dem Rekord von zwölf Punkten in den Achtelfinal der Königsklasse einzieht. Dem Sportchef Marco Streller fehlen die Worte. Und Trainer Raphael Wicky will damit noch lange nicht zufrieden sein.

Freude und Erleichterung nach grosser Leistung: Der FC Basel gewinnt auch in Lissabon und steht zum dritten Mal in einem Champions-League-Achtelfinal. (Bild: AP Photo/Armando Franca)

Als etwas mehr als eine Stunde gespielt war, setzte auf der Basler Bank und beim mitgereisten Anhang so langsam aber sicher das Zittern ein. Der FC Basel führte in Lissabon zwar mit 1:0, der ZSKA Moskau in Manchester allerdings auch. Ein Gegentor hätte den FC Basel in den Sechzehntelfinal der Europa League verbannt. Nach dieser herausragenden internationalen Leistung hätte das kaum jemanden zufriedengestellt.

Doch innert weniger Sekunden wurde diesem Zittern ein Ende gesetzt. Erst erhöhte Dimitri Oberlin per Kopf auf 2:0 – und in England glich die United zuerst aus und ging wenig später in Führung. Spätestens da durfte Trainer Raphael Wicky etwas beruhigter auf die verbleibende halbe Spielstunde schauen. «Da wussten wir, dass jetzt viel passieren müsste, damit wir nicht weiterkommen», sagt Wicky zum Moment der Erleichterung.

Erlösung in der 65. Minute: Dimitri Oberlin (am Boden) erzielt das 0:2 und bringt den FCB endgültig auf die Erfolgsstrasse.

Letztendlich brauchte es den Blick nach England nicht. Der FC Basel sorgte in einem fast leeren Stadion (offiziell 22’470 Zuschauer) selbst dafür, dass er unter der neuen Vereinsführung erstmals Eingang in die Geschichtsbücher findet. Die Mannschaft von Wicky, dem Trainerneuling in der Champions League, gewinnt vier der sechs Gruppenspiele, zwei davon auswärts, alle zu Null. Bei der achten Teilnahme übersteht der FCB zum vierten Mal die Gruppenphase. Und die zwölf Punkte sind Rekord, die Bestmarke von elf Zählern aus der Saison 2011/12 ist gebrochen.

Von den Rekorden kann sich der Schweizer Meister nichts kaufen. Von den sieben zusätzlichen Millionen, die er für das Erreichen des Achtelfinals erhält, und den 1,75 Millionen für den vierten Sieg jedoch schon. Zusammen mit den 25 Millionen aus den weiteren Prämien und Zuschauereinnahmen ergibt sich eine hübsche Summe, die die neue Führungsetage gerne nimmt.

Ebenso gerne nimmt sie die Aufmerksamkeit, die dem FCB im europäischen Clubfussball momentan zuteil wird. Er hat in dieser Gruppenphase bei zwei Siegen gegen den grossen Namen Benfica Lissabon überzeugt, die russische Macht ZSKA Moskau auswärts bezwungen und im eigenen Stadion gegen Manchester United den wohl grössten Sieg eingefahren. «Es braucht viel, bis mir die Worte wegbleiben», sagt Sportdirektor Marco Streller, «ich bin einfach nur stolz auf Raphael Wicky, dem ein Grossteil dieses Erfolgs gehört, und stolz auf die Mannschaft.»

Elyounoussis erstes Champions-League-Tor ebnet den Weg

Zu dieser Mannschaft gehört bis Ende Saison leihweise Dimitri Oberlin. Der 20-Jährige ist einer der besten Torschützen dieser Champions League, das 0:2 in Lissabon war sein vierter Treffer und spühlt ihn im Torjägerklassement auf Position neun.

Sein erstes Tor in der Königsklasse überhaupt erzielte Mohamed Elyounoussi, der Treffer des Norwegers war der frühe Dosenöffner zu dieser Partie. Fünf Minuten waren gespielt, da holte sich Marek Suchy den Ball vom Gegner, spielte ihn zu Renato Steffen, der zu Michael Lang weiterleitete. Und was der Serientorschütze der letzten Spiele damit anstellte, war von allererster Güteklasse: Die Flanke auf Elyounoussi hätte besser nicht sein können, der 23-Jährige hatte in seinem neunten Champions-League-Einsatz keine Mühe, diese Vorarbeit zu verwerten.

Mohamed Elyounoussi (Nummer 24) verwertet Michael Langs Flanke zum 0:1.

Zu diesem Zeitpunkt schien die Achtelfinalqualifikation zur Formsache zu verkommen. Doch bis zum Ende hatte Benfica mehr Ballbesitz (60 Prozent) und Spielanteile, auch wenn im Stadion nie das Gefühl aufkam, dass die Partie kippen könnte. Mehrere Chancen machte Tomas Vaclik zunichte, oder die Stürmer der Portugiesen brachten die Bälle nicht auf das Tor des Tschechen. Stellvertretend dafür die vielen Abschlüsse des Schweizers Haris Seferovic, der seine beste Chance nach 37 Minuten vergab.

Auslosung der Achtelfinals am Montag

Dass Seferovic überhaupt spielte, hatte mit Rui Vitórias Wechsellust zu tun. Benficas Trainer hatte sein Team im Vergleich zum Spitzenspiel in der Meisterschaft gegen Porto (0:0) auf neun Positionen umgestellt und unter anderem Joao Carvalho eingesetzt, der in dieser Saison erst in der zweiten Mannschaft zum Einsatz gekommen war und noch überhaupt nie in der Champions League gespielt hatte. Zudem wechselte Vitória seinen mit Abstand besten Torschützen Jonas erst in der 62. Minute ein. Insgesamt war Benficas Startaufstellung mit durschschnittlich 25,5 Jahren etwas älter als die des FCB (24,6) – aber mit durchschnittlich 11,5-Champions-League-Einsätzen weniger erfahren als Wickys Team (14,5).

Für dieses Team geht es am Wochenende weiter mit der 18. Runde in der Super League gegen den FC St. Gallen (Samstag, 19 Uhr, St.-Jakob-Park). Doch danach sind schon wieder alle Augen auf das internationale Geschäft gerichtet: Am Montag (12 Uhr) werden die Achtelfinals in der Champions League ausgelost. Zum dritten Mal mit dabei: die Kugel mit dem FC Basel.

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Wickys Monolog: «Man darf damit nicht zufrieden sein»

«Es sind alle daran zu realisieren, was wir geleistet haben. Das ist unglaublich. Mit der Auftaktniederlage in dieser Gruppe musste man rechnen. Aber der Auftritt in Manchester war eigentlich gut. Wir sind da schon geschlossen aufgetreten und nicht untergegangen. Das hat uns Kraft gegeben. Die Entwicklung über die letzten zweieinhalb, drei Monate ist sehr erfreulich. Es ist schön, dass wir jetzt mit zwölf Punkten dastehen. Aber man darf damit nicht zufrieden sein. Wir haben in diesem Jahr noch zwei Spiele. Das will jetzt zwar niemand hören. Aber das ist so.»

Die Aufstellungen

Sechstes Spiel und keine FCB-Aufstellung wie die andere. Die kleine Modifikation diesmal: Im Vergleich zur Sieger-Startelf gegen Manchester United ersetzte Trainer Raphael Wicky den verletzten Geoffroy Serey Dié im Mittelfeld durch Taulant Xhaka, der jenes Spiel wegen einer Sperre verpasst hatte. Somit schickte der FCB-Coach wie erwartet jene 3-4-3-Formation aufs Feld, die vor drei Tagen in Lausanne gewonnen hatte – mit Ausnahme von Dimitri Oberlin, der für Albian Ajeti ins Team kam.

Und wie in Lausanne spielte Manuel Akanji im Dreier-Abwehrblock erneut zentral, Marek Suchy rückte dafür auf die rechte Innenverteidigerposition. Die Angriffsreihe bildeten zum dritten Mal in dieser Champions-League-Kampagne Mohamed Elyounoussi, Renato Steffen und Dimitri Oberlin, der herausragende Mann beim 5:0 gegen Benfica in Basel.

FC Basel (3-4-3): Vaclik – Suchy, Akanji, Balanta – Lang, Zuffi, Xhaka, Petretta (82. Riveros) – Steffen (94. Fransson), Oberlin (88. Bua), Elyounoussi.

Die Basler Bank: Salvi (Tor), Riveros, Fransson, Bua, Itten, Ajeti, Manzambi.

Bei Benfica Lissabon mischte Trainer Rui Vitória seine Startelf ordentlich durch. Unter anderem bekam der Schweizer Nationalspieler Haris Seferovic mal wieder eine Chance von Beginn an.

Benfica Lissabon (4-3-3): Svilar – Douglas, Lisandro Lopez, Jardel, Eliseu – João Carvalho, Samaris (73. Almeida), Pizzi (73. Barbosa) – Zivkovic, Seferovic, Diogo Gonçalves (62. Jonas).

Der Nebenschauplatz: FCB-Junioren sind Gruppenerster

Einen schönen Erfolg hat der FC Basel in Lissabon bereits am Dienstagmittag gefeiert: Seine U19-Junioren haben in der Uefa Youth League mit einem torlosen Unentschieden bei Benfica ihre Gruppe vor dem punktgleichen Manchester United gewonnen und ziehen damit erstmals in die Achtelfinals dieses Nachwuchs-Wettbewerbs ein (20./21. Februar; Auslosung: 9. Februar).

Die von U21-Trainer Arjan Peço betreute Auswahl benötigte im Caixa Futebol Campus, der Nachwuchs-Akademie von Benfica, einen guten Jozef Pukaj, der als nächster vielversprechender Torhüter aus der Basler Talentschmiede gilt, sowie eine Portion Glück: In der Nachspielzeit wurde ein Treffer der Portugiesen aus unerfindlichen Gründen nicht anerkannt.

Für die Basler spielten mit Dominik Schmid (19) und Afimico Pululu (18) zwei Junge, die bereits in der ersten Mannschaft Einsätze hatten.

Die Basler U19: Pukaj – Celant, Lokaj, Kaiser, Dejan Zunic – Bislimi (58. Stabile), Schmid, Pepsi – Pululu, Rashiti (82. Hänggi), Schmidt (62. Suter).

Die Uefa Youth League  |  Die Meldung zur U19 bei fcb.ch

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