Seit Marcel Koller Anfang August den Cheftrainer-Posten beim FC Basel übernommen hat, ist von Dingen wie Spielfreude oder der Lust am Fussball auffällig wenig die Rede. Wie auch, bei den ganzen Enttäuschungen, die es setzte, und der mediokren Zwischenbilanz in der Liga.
Nun ist eine weitere, zweiwöchige Länderspielpause vorüber, der Trainer hat dem Teil der Mannschaft, der nicht an Nationalteams abgestellt war, ein paar freie Tage gegönnt und selber die Wanderschuhe geschnürt. Zurück im Daily Business stand Koller nur ein Rumpfgrüppchen zur Verfügung. Am Mittwoch tummelten sich 13 Feldspieler auf dem Platz, von denen Zdravko Kuzmanovic die Einheit kurz vor Schluss abbrach.
Problemfeld bleibt die Innenverteidigung
Kaum ist das Team wieder vollzählig, gibt es nebst den Dauerabwesenden (bisher: Suchy, Campo, Zambrano; aktuell: Okafor) auch neue Fragezeichen. Goalie Martin Hansen etwa hat sich eine Handprellung zugezogen und wurde am Mittwoch und Freitag (am Donnerstag wurde kurzfristig trainingsfrei gegeben) geschont. Jonas Omlin, die eigentliche Nummer 1, soll nach einer Muskelverletzung kommende Woche wieder ins wettkampfmässige Training einsteigen.
Das tat Valentin Stocker bereits am Freitag, etwas früher als geplant. Doch das eigentliche Problemfeld bleibt die Innenverteidigung, wo sich ein neuerlicher Wechsel andeutet. Eder Balanta hat sich am Knie wehgetan. «Für ihn könnte es knapp werden», sagt Koller, und beobachtet mit Sorge, dass auch Eray Cömert mit bandagiertem Knie trainierte, eine Blessur, die er sich in der U21-Nationalmannschaft zugezogen hat.
So könnte der FCB-Trainer erneut zu Verschiebungen genötigt sein, Fabian Frei oder Taulant Xhaka wieder aus dem Mittelfeld zurückgezogen werden. Oder aber, Yves Kaiser gibt sein Debüt in der Super League. Bisher sind 45 Minuten als Notnagel auf der rechten Aussenverteidigerposition (in Thessaloniki bei der Champions-League-Qualifikation) der einzige Eintrag im Leistungsprofil des 20-Jährigen. Unwahrscheinlich ist, dass der 19-jährige Grieche Konstantinos Dimitrou (fünf Einsätze in der U21) in Frage kommt.
Wie auch immer: Koller sagt, es sei «eine schwierige Situation» und «nicht optimal». Und dabei bekommt es der FCB am Sonntag mit einem Gegner zu tun, das Tabellenschlusslicht, gegen den man vor noch nicht allzu langer Zeit am Standort Basel nicht darüber gemutmasst hätte, ob man gewinnt, sondern wie hoch.
«Den Gegner zu unterschätzen wäre der falsche Ansatz»
Doch davon ist das Selbstverständnis beim FCB eine ganzes Stück entfernt. Darauf zu spekulieren, gegen die mit 22 Gegentoren schwächste Defensive der Liga zu treffen, kann aus Basler Perspektive kaum als Vorteil ausgelegt werden, wenn man selbst mit 20 Gegentoren die zweitschwächste Defensive aufweist.
«Den Gegner zu unterschätzen wäre der falsche Ansatz, zu denken, dass man gegen den locker-flockig ein paar Tore schiesst», warnt Koller. Und fordert von seinem Team Attribute, die er stets wiederholt: giftig und griffig will er seine Spieler sehen, kompakt und fokussiert sein Team in der Verteidigungsarbeit und kreativ in der gegnerischen Hälfte. «Und bei der Chancenverwertung können wir noch besser werden.»
Circa 24’500 Tickets sind für den Sonntagnachmittag im Vorverkauf abgesetzt, Koller richtet sich auf einen Gegner ein, dem sein ehemaliger Nationalmannschaftskollege Michel Decastel einen kombinationsfreudigen Fussball eingeimpft hat, mit dem der FCB beim ersten Aufeinandertreffen in dieser Saison seine Mühe bekundete. Damals stand unter dem Strich ein 1:1, es war das Spiel unter Interimstrainer Alex Frei nach der Entlassung von Raphael Wicky und also ebenfalls eine Zeit, in der beim FCB mehr Probleme gewälzt als Spielfreude versprüht wurde.