Auf ein 3:3 wie im August 2013 hatte offenbar keiner der beiden Trainer Lust. Und so waren immerhin zwei Menschen mit dem 0:0 zwischen Maccabi Tel Aviv und dem FC Basel im Sechzehtelfinal-Hinspiel der Europa League zufrieden: Paulo Sousa und Murat Yakin.
Auch Theodor Herzl schien guter Dinge. Im Trainingsanzug von Maccabi Tel Aviv stand er vor der Hafensilhouette von Jaffa, der alten Hafenstadt im Süden von Tel Aviv – als überdimensioniertes Portrait in der Fankurve des Bloomfield-Stadions, wo ihn die Anhänger von Tel Aviv in ihrer Choreographie präsentierten, mit seinem markanten schwarzen Bart und bestimmendem Blick. Wie damals vor über hundert Jahren als er, der Begründer der zionistischen Bewegung, auf dem Balkon des Hotels Trois Rois in Basel stand und über den Rhein blickte.
Dort, am ersten Zionistenkongress, hatte er 1897 Geschichte geschrieben. Und folgt man dem Transparent der sehr lauten und sehr euphorischen Südkurve der Fans von Maccabi Tel Aviv, so sollte der Ahnherr des Staates Israel nun für eine andere Geschichte mit Basler Beteiligung Pate stehen: Für den ersten Einzug von Maccabi Tel Aviv in einen europäischen Achtelfinal. «History» gelte es zu schreiben, kündeten die Fans von Tel Aviv auf ihrem Transparent an.
Auch bei Maccabi galt: Sicherheit zuerst
An ihnen lag es nicht, dass sich kaum jemand länger an die darauf folgenden 90 Minuten erinnern dürfte. Der FC Basel mauerte, die Dreierkette Suchy, Sauro und Ajeti spielte sich dutzendfach den Ball hin und her, eine Reihe vorne beendete die zweite Defensivreihe mit Philipp Degen, Serey Die und Safari früh die Angriffe von Maccabi.
#rotblaulive normalerweise spielt man doch 85 min offensiv und sichert dann ab gegen schluss…yakin machts ungekehrt..#fcb
— Andreas Siegenthaler (@Chiller1982) 20. Februar 2014
Die Spieler des Heimteams schienen sich noch gut an den letzten Besuch der Basler im August 2013 zu erinnern, als sie nach Toren von Schär, Salah und Diaz bereits nach einer halben Stunde mit 0:3 zurück gelegen waren. Deshalb stellte auch Maccabi-Trainer Paulo Sousa sein Team, das in der israelischen Liga stets bestimmend auftritt, defensiver auf: prägende Offensivkräfte wie Rade Prica oder Tal Ben Haim blieben auf der Bank.
Taktisch blieben sich beiden Equipen ebenbürtig, mit leichten Vorteilen für Tel Aviv: zwei, drei ansatzweise gefährliche Schüsse verzeichneten sie in Richtung Yann Sommer, die beste Gelegenheit vereitelte der FCB-Keeper in der 73. Minute.
Maccabi-Trainer Sousa ist zufrieden
Für den FCB schoss Taulant Xhaka einmal am Tor vorbei und einmal drüber. Viel mehr gab das Spiel nicht her, und den meisten direkt Involvierten war’s recht: Maccabi-Trainer Sousa sprach nach dem Ende der zähen 90 Minuten von einer «guten Arbeit gegen ein erfahrenes Team», bedauerte die paar wenigen verpassten Torgelegenheiten und baute darauf, dass seine Spieler die Chancen in einer Woche in Basel packen werden.
Maccabi-Verteidiger Garcia, der das Rückspiel gelbgesperrt verpassen wird, nahm die Dreier-Abwehrkette von Murat Yakin als Fünferriegel wahr und urteilte folgerichtig, Basel sei nur mit dem Ziel nach Tel Aviv gekommen, «ein 0:0 zu erreichen. Das ist ein Kompliment für uns.»
Von Basler Seite blieb dem wenig hinzuzufügen. Fabian Frei, erst Mitte der zweiten Halbzeit für den offensiv blassen bis fehlerhaften Matias Delgado gekommen, bestätigte: «Das Ziel war, kein Tor zu erhalten. Wir wussten vom letzten Mal, wie Tel Aviv mit dem Publikum im Rücken aufdrehen kann.»
Yakins Seitenhieb gegen Ivanov und Schär
Murat Yakin hob speziell Neuzugang Marek Suchy hervor, «der jeden Zweikampf gewonnen und zusammen mit Gaston Sauro ein sehr gutes Spiel geboten hat». Und der ausserdem bewiesen habe, dass die Dreierkette in der Verteidigung funktioniere, wenn die richtigen Leute zur Verfügung stehen. Ob das wohl ein kleiner Tritt ans Scheinbein der verletzten Stamm-Innenverteidiger Ivan Ivanov und Fabian Schär war?
Mehr als eine solide Abwehrarbeit musste an diesem Abend gar nicht sein, fügte Yakin implizit zu: «Die Offensive hat unter dieser Ausrichtung gelitten, das war klar, aber Sio und Delgado haben ihre defensiven Aufgaben gut erfüllt. Es war am Gegner, das Spiel zu machen.» Und an Basel, seine seine Spieler im Schongang – neben Frei kamen auch Stocker und Diaz erst tief in der zweiten Halbzeit ins Spiel – nach Hause zu bringen: am Wochenende spielt der FCB gegen die Grasshoppers.
Herzl war dann auch schnell weg
So ist dieses Spiel aus Basler Sicht einzuordnen: eine Pflichterfüllung vor einem schweren heimischen Ligaspiel. Und weil, im Unterschied zu seinem im vergangenen Jahr ununterbrochen geschmähten Landsmann Mohamed Salah, auch Mohamed Elneny ein Abend in Israel ganz ohne Pfiffe erleben durfte, wird von diesem Spiel nicht mehr übrig bleiben, als das Resultat verdeutlicht: Null zu Null.
Selbst Herzl mochte da nicht lange zuschauen. Nach wenigen Minuten war das Transparent wieder eingerollt.