Nicht wirklich gut gespielt und trotzdem vier Tore erzielt? Gar nicht mal so schlecht, findet Marco Streller. Und der FCB-Captain droht der Konkurrenz: Das wird noch besser werden.
Es gab in den Katakomben des Letzigrund schon emotionalere Momente nach einem Klassiker zwischen den Grasshoppers und dem FC Basel. Erst letzten Herbst, als ein Fabian Schär knapp die Tränen zurückhalten konnte ob der Demütigung einer Auswechslung in Halbzeit eins. Oder im Mai 2013; all die konsternierten Basler Gesichter, als die Meisterschaft mit einer 0:1-Niederlage in der 94. Minute noch einmal richtig spannend wurde.
Und an diesem Sonntag, nach dem 4:2 des FCB beim damals noch grossen Rivalen? Nicht all zu enttäuschte Gesichter bei den Gastgebern, die aufgrund ihrer derzeitigen Lage schon zufrieden sind, wenn sie gegen den Leader «kein schlechtes Spiel» gemacht haben, wie Amir Abrashi feststellte. Und komplett zufriedene Mienen bei den Baslern. Die machten nach der Partie in Person von Marco Streller zwar «klaren Steigerungsbedarf» aus. Aber sie hatten eben auch 4:2 gewonnen.
Der Captain als Stellvertreter
Der Basler Captain Streller stand dabei stellvertretend für seine gesamte Mannschaft. Eine Stunde lang hatte der Rückrundenstart der Super League praktisch ohne ihn stattgefunden. Und dann – oh wundersame Erweckung – war er da, waren die Basler da, schoss Streller ein Tor und gab einen Assist.
Die Wende zum aus rotblauer Sicht Guten war von der Bank gekommen. Matias Delgado und Walter Samuel, danach noch Davide Calla: Sie hatten jenen Schwung in die Basler Reihen gebracht, der zuvor nicht vorhanden gewesen war.
«Die Einwechselspieler waren unser Schlüssel zum Erfolg», befand Streller. Und sah ehrlich glücklich darüber aus, dass Spieler den Unterschied gemacht hatten, die sonst zu weniger Einsatzminuten kommen: «Alle, die von der Bank kamen, haben gut gespielt. Das gönne ich ihnen.»
Gerechter, hat Calla getroffen
Allen voran Davide Calla, den er bei seinem Lauf vor dem 4:2 zu schneiden schien. Stimmt aber gar nicht, schwor Streller: «Ich habe ihn wirklich nicht gesehen, sonst hätte ich ihm den Ball doch gespielt.» Am Ende war’s egal, Calla durfte sich trotzdem als Torschütze feiern lassen. Streller befand: «Ist sowieso gerechter, dass er getroffen hat.»
Und jenen, die sich darob leicht überrascht gaben, dass ausgerechnet Innenverteidiger-Urgestein Walter Samuel den Assist zum 3:1 schlug, hielt der FCB-Stürmer entgegen: «Also ich wusste schon lange, dass er tolle Pässe schlagen kann.»
Ein, zwei Spiele, dann soll der FCB auch noch mit Schwung spielen
Das sind denn vielleicht auch die wichtigsten Erkenntnisse aus Basler Sicht nach diesem Spiel: Die Bank beim FCB kann den Unterschied machen. Walter Samuel unterstrich wie schon im letzten Punktspiel vor der Winterpause in Luzern, dass er eine valable Alternative ist, wenn ein Stammspieler ausfällt. Was in der Champions League gegen Porto der Fall sein, da Schär gesperrt ist. Und schliesslich: Basel gewinnt auch, wenn es eine Stunde lang ziemlichen Käse daherspielt.
In den Worten von Marco Streller klingt das dann so: «Dass wir vier Tore erzielen können, obwohl wir nicht so gut gespielt haben, das ist schon ein Ausrufezeichen.»
Und als ob das für die nationale Konkurrenz nicht schon alarmierend genug klingen würde, befindet er noch: «Das hier war ein typisches Startspiel. Wir wissen ja, dass wir immer ein, zwei Partien brauchen, bis wir richtig in Schwung kommen.»