Marco Streller und die 10’000 Mitglieder: «Das schaffen wir»

Mit Statutenänderungen haben die Mitglieder des FC Basel den Weg frei gemacht für eine Werbeoffensive, mit der der Verein innert eines Jahres die Zahl seiner Mitglieder von heute 3124 markant steigern will. Ex-Captain Marco Streller, das Gesicht des Projekts «10’000», will die ambitionierte Zahl innert eines Jahres erreichen.

Der Ex-Captain als Redner: Marco Streller rührt an der ausserordentlichen Generalversammlung die Werbetrommel für einschneidende Statutenänderungen und die Mitgliederoffensive.

(Bild: Sacha Grossenbacher/fcb.ch)

Mit Statutenänderungen haben die Mitglieder des FC Basel den Weg frei gemacht für eine Werbeoffensive, mit der der Verein innert eines Jahres die Zahl seiner Mitglieder von heute 3124 markant steigern will. Ex-Captain Marco Streller, das Gesicht des Projekts «10’000», will die ambitionierte Zahl innert eines Jahres erreichen.

Optimismus, den hat Marco Streller ein Profileben lang vorgelebt. Und ohne diese Eigenschaft wäre ihm wahrscheinlich auch nicht die Karriere beschieden gewesen, die im Sommer dieses Jahres mit dem Etikett des erfolgreichsten Fussballers in der 122-jährigen Geschichte des FC Basel zu Ende gegangen ist.

Streller hat Trikot und Captainbinde abgelegt und arbeitet nun als Botschafter im Marketingbereich für den FCB, ähnlich wie einer seiner grossen Vorgänger, Karli Odermatt, der am 17. Dezember seinen 73. Geburtstag feiert. Nach noch nicht einmal einem halben Jahr hat sich nun eine Aufgabe gefunden, die dem 33-jährigen Streller wie auf den Leib geschneidert erscheint: Er ist das Gesicht der Aktion «Verein FC Basel 10’000», mit der die Zahl der Mitglieder von derzeit 3124 verdoppelt und verdreifacht werden soll.

Und für dieses Vorhaben braucht es die positive Ausstrahlung von Marco Streller, der von der im Gundeldinger Quartier domizilierten Agentur Fadeout aufwendig ins Bild gesetzt wurde: In drei Videoclips wirbt Streller um neue Mitglieder, setzt dabei voll auf die emotionale Schiene und gab sich am Ende einer ausserordentlichen Generalversammlung des FC Basel am Dienstag voller Optimismus: «Ich bin überzeugt, dass wir diese 10’000 Mitglieder erreichen, und ich bin auch überzeugt, dass wir das innerhalb eines Jahres schaffen.» 

Mitglieder verzichten auf Privilegien

Um dieses Projekt, aus der Mitgliedschaft schon vor eineinhalb Jahren angestossen, angehen zu können, unterbreitete der Vorstand des FC Basel den 495 erschienenen, stimmberechtigten Mitgliedern im Congress Center einige Statutenänderungen, wozu auch der Verlust einiger bisher gewohnten Privilegien gehört.

» Der FCB will wachsen – um was es bei der Generalversammlung des FC Basel ging

Das «Kernstück», wie es Präsident Bernhard Heusler nannte, war die Streichung der finanziellen Vergünstigungen für Mitglieder beim Jahreskartenkauf. 20 Prozent gewährte der FC Basel bisher, Geld, das dem Verein in der Jahresendabrechnung fehlte und von der FC Basel 1893 AG ausgeglichen wurde, also vom Profibetrieb.

In bester Politiker- und Parteitags-Manier stellte Heusler die Versammlung gleich zu Beginn eines kleinen Abstimmungsmarathons vor die Alternative: «Wenn die Mitglieder zum Schluss kommen, dass sie am Rabatt festhalten wollen, zieht der Vorstand seine weiteren Anträge zurück, weil alles damit zusammenhängt und es dann keinen wirklichen Sinn mehr macht.»

Das war eine freundlich formulierte Drohung, ein Entweder-oder, und die Mitglieder folgten der Idee bei 73 Gegenstimmen und zehn Enthaltungen mit der nötigen Zweidrittel-Mehrheit. Damit war der Weg frei. Und mit grosser Mehrheit wurde auch die zweite Klippe umschifft: Für Neumitglieder ab dem 15. Dezember 2015 wurde die Freimitgliedschaft ab 25 Jahren Zugehörigkeit zum Verein abgeschafft. Dies auf einen Gegenantrag eines Mitglieds hin auch in einer zweiten Abstimmung.  

Die Abschaffung der Freimitgliedschaft erachtet die aktuelle Clubspitze als dringend notwendig, damit der Verein nicht eines schönen Tages innert kürzestes Zeit plötzlich ohne die Beitragseinnahmen von Tausenden Mitgliedern dasteht, die um 2016 herum gewonnen werden konnten. «Das wollen wir späteren Clubführungen nicht zumuten», so Heusler.

Mitglieder bestimmen künftig beim Trikotdesign mit

Damit die von Thomas Berweger aus der Marketingabteilung geleitete Mitglieder-Werbeaktion zum Fliegen kommt, halbiert der FCB seinen Mitgliedsbeitrag von 200 auf 100 Franken für Erwachsene. Jugendliche bis 16 Jahre bezahlen noch 50 Franken und Kinder bis 6 Jahre 25 Franken.

Neben dem Stimmrecht bei der Generalversammlung bekommen Mitglieder des FC Basel künftig

  • einen personalisierten Schal als Willkommensgruss
  • 20 Prozent Rabatt im Fanshop (wie bisher)
  • Ticketvorbezug bei internationalen Heimspielen
  • das Clubmagazin ins Haus (wie bisher)

Ausserdem, und damit öffnet der FC Basel einen ungewöhnlichen Korridor, dürfen die Mitglieder

  • über das Design des FCB-Trikots mitbestimmen
  • die Einlaufmusik im Stadion wählen

und 50 Mitglieder haben jährlich die Chance auf die Teilnahme an einer Veranstaltung mit dem Titel «AufStreller», eine Stadionführung mit anschliessendem Fernsehspiel und gemeinsamem Abendessen mit Marco Streller.

Streller: «Dass der FCZ und die Young Boys vor uns sind in irgendeiner Tabelle, das stört mich extrem»

Mit Slogans wie «zämme stark», «Das schaffe mir» oder «Mach’s wie ich, wird Mitglied» wirbt der FCB nun zunächst einmal auf seiner Website um neue Mitglieder. Und dies mit allem emotionalem Einsatz, den Marco Streller in die Waagschale zu werfen imstande ist. Für den ehemaligen Stürmer ist das Erreichen der 10’000-er-Marke eine Herzensangelegenheit.

Auch, weil der FCB mit seinen knapp über 3000 Mitgliedern in der Super League nur Dritter ist, hinter Vereinen, bei denen Jahreskartenkäufer automatisch zu Mitgliedern werden, ist bei Streller das alte Kämpferherz und Winner-Gen geweckt: «Dass der FCZ und die Young Boys vor uns sind in irgendeiner Tabelle, das stört mich extrem.»

Und so war viel von Liebe die Rede in Strellers Ansprache an die Mitglieder, von bedingungsloser Liebe, von Stolz und Commitment. Und er erzählte die Episode, als er 2004 Profi in Stuttgart war und Erwin Staudt als Präsident von 7000 VfB-Mitgliedern die Vision von 20’000 Mitglieder hatte. Heute sind es bereits 45’000.

Beim FC Basel haben sie sich erst einmal 10’000 vorgenommen, das erscheint ehrgeizig genug, zumal im Zeitrahmen, den Streller sich und seinen Mitwerbern gesetzt hat, und der findet: «Ja, das schaffen wir.»

» Auf der Mitgliederseite auf fcb.ch ist ein Zähler installiert, der den aktuellen Stand der Mitgliederzahl anzeigt – in der Nacht auf Mittwoch war die schon auf über 3300 gesprungen

Nächster Artikel