«Mein Körper sagt: Jetzt ist genug» – Degen tritt per Ende Saison zurück

Zuletzt hatte er sich zweimal einer Schulteroperation unterziehen müssen. Philipp Degen hat sich nach diesem Rückschlag dazu entschieden, per Ende Saison vom Profifussball zurückzutreten.

Der Basler Philipp Degen in AKtion im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC St. Gallen, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 13. Maerz 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Zuletzt hatte er sich zweimal einer Schulteroperation unterziehen müssen. Philipp Degen hat sich nach diesem Rückschlag dazu entschieden, per Ende Saison vom Profifussball zurückzutreten.

An der Meisterfeier 2015 war die Aufgabe einfach: Die TagesWoche bat die Spieler des FC Basel, ihre Mannschaftskollegen zu bewerten. So, wie das die Medien dieser Region nach jedem Spiel versuchen. Im dunklen Licht des «Papa Joe’s» hatte Philipp Degen die Leistung des tschechischen Innenverteidigers Marek Suchy zu bewerten.

Aber nicht wie viele andere, die die Aufgabe in aller Kürze erledigten (Shkelzen Gashi oder Mohamed Elneny) respektive überhaupt nicht mitspielen wollten (Derlis Gonzalez oder Trainer Paulo Sousa), setzte Philipp Degen zum Monolog an. Die eine Hand auf das Büffet gestützt, in der anderen ein Bier, referierte er über die Rolle Suchys in der Mannschaft, wie dieser eine Führungsfigur geworden sei, zumal noch in so kurzer Zeit, wie er als Musterprofi heraussteche, und so weiter und so fort.

Den Leuten rund um die Szene wurde einmal mehr vor Augen geführt, dass dieser Philipp Degen nie um eine Antwort verlegen ist. Ein Fussballer, der diese Berufsgattung lebt, einer für den Vordergrund, nicht für die zweite Reihe.

Knapp ein Jahr nach dieser Szene kündigt der FC Basel an, dass der 33-jährige Lampenberger seine Karriere am Ende der Saison 2015/16 beenden wird. In den Überlegungen des Trainers Urs Fischers spielte Degen hinter Michael Lang die Rolle des Ersatzspielers. Der Aussenverteidiger verlässt die Bühne des Profifussballs also irgendwie durch die Hintertür.

«Mein Körper sagt: Jetzt ist genug»

Keine 24 Stunden sind bis zum Communiqué des FC Basel vergangen, seit die Muttenzerkurve während des Spitzenspiels gegen die Young Boys mit einem Transparent ihrem rechten Abwehrspieler Mut gemacht hatte. Mut, weil dieser nach der Schulterverletzung Ende 2015 vor wenigen Wochen zum zweiten Mal operiert wurde.

Er sei «bewegt» gewesen beim Anblick dieser Botschaft, er habe Gänsehaut gehabt und deswegen die ganze Nacht nicht geschlafen, sagt Degen in einer Videobotschaft.

Die jüngste Operation des Spielers, der während seiner ganzen Karriere immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wurde, ist der Auslöser für Degens Rücktritt: «Man soll auf die Zeichen des Körpers hören. Und meiner sagt: Jetzt ist genug. Ich bin mit mir im Reinen.»

» Im September äusserte sich Degen im Interview noch über seinen topfiten Körper

Die Karrieren zweier Zwillingsbrüder, die sich 2005 erstmals trennten

Degens Vertrag mit dem FC Basel läuft im Sommer aus. Er folgt seinem Zwillingsbruder David also zwei Jahre später in das Leben nach dem Berufsfussball.

Zusammen haben die beiden bei den Junioren des FC Oberdorf mit dem Fussball begonnen. Sie wechselten 1995 in die Nachwuchsabteilung des FCB, 2001 schaffte Philipp dort den Sprung in die 1. Mannschaft und debütierte unter Christian Gross im Juli 2001 im Fanionenteam.

2005 waren die Zwillinge erstmals nicht beim gleichen Verein unter Vertrag. Philipp Degen wechselte zu Borussia Dortmund in die Bundesliga und drei Jahre später in die Premier League zum Liverpool FC. Nach einem Leihgeschäft zum VfB Stuttgart verbrachte er noch einmal ein paar Wochen in England und im November 2011 kehrte er als vereinsloser Profi zum FC Basel zurück.

Die schwierige Zeit in England

In der Super League (früher Nationalliga A) kam Philipp Degen 154 Mal zum Einsatz für den FC Basel. Er erzielte dabei elf Tore, bereitete 17 vor und sammelte sieben Schweizer Meistertitel und drei Cupsiege. In der Bundesliga spielte er für Borussia Dortmund und den VfB Stuttgart insgesamt 73 Mal (1 Tor, 7 Assists), in der Premiere League 7 Mal (keine Scorerpunkte).

Drei Jahre gehörte er dem FC Liverpool. Der Grund für die wenigen Einsätze auf der Insel waren auch vier längere Verletzungspausen: Leistenprobleme, ein Rippenbruch und zwei Mittelfussknochenbrüche warfen Degen zurück. Das Portal transfermarkt.com zählt 15 Verletzungen in Degens Karriere.

32 Mal spielte Degen für die Schweizer Nationalmannschaft. Er war unter anderem Stammspieler an der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland und Teil des Kaders der Heim-Europameisterschaft 2008.

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Philipp Degens Leistungsdaten in seiner letzten Saison als Fussballprofi:

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