Miezekatzen, Testläufer und ein auf die Probe gestellter Werbespruch

Fabian Frei und Valentin Stocker erledigten Arbeit und Vorarbeit des Toreschiessens. Andere konnten die Kräfte für den Cupfinal schonen. Die Einzelkritiken zum 2:0 des FC Basel gegen Lausanne.

Lausanne's Abdelouahed Chakhsi, left, fights for the ball against Basel's Valentin Stocker, right, during the Super League soccer match between FC Basel and FC Lausanne-Sport at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Thursday, May 16, 2013. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Fabian Frei und Valentin Stocker erledigten Arbeit und Vorarbeit des Toreschiessens. Andere konnten die Kräfte für den Cupfinal schonen. Die Einzelkritiken zum 2:0 des FC Basel gegen Lausanne.

Yann Sommer | 4
Widerlegt derzeit seinen eigenen Nivea-Werbespruch («Wenn man als Mann Erfolg haben will, muss man sich grossen Herausforderungen stellen»). Musste sich nämlich wie schon gegen Servette praktisch keiner Herausforderung stellen und hatte am Ende trotzdem Erfolg. Scheint in Schiedsrichter Sascha Amhof und seinem Linienrichter Remy Zgraggen grosse Bewunderer zu haben, die sich gar nicht vorstellen können, dass er regelkonform geschlagen werden könnte. Wurde deswegen von Tafer zwar überwunden, in der Endabrechnung aber trotzdem nicht geschlagen.

Markus Steinhöfer | 4
Dürfte seine zweitletzte Partie im St.-Jakob-Park absolviert haben und bot vor der Pause noch einmal sein ganzes Repertoire: Gute Flanken (auf Schär), mittelmässige Flanken (ziemlich nah an einen Mitspieler) und schlechte Flanken (irgendwo ins Nirgendwo). War in Halbzeit zwei sicher auch auf dem Platz, wechselte gar ins rechte Mittelfeld, flog dort aber irgendwie unter dem Radar des Beobachters hindurch.

Fabian Schär | 4
Soll vor dem Spiel ein Verbot für all zu viele Vorstösse in die Offensive erhalten haben (siehe -> Fabian Frei) und nutzte so die Gunst der Anderthalbstunde, um Kräfte zu tanken für Cupfinal, Saisonfinal und eventuelles Pokal-Gestemme. Sah einen Kopfball nach Ecke Steinhöfer von Goalie Favre abgewehrt und hätte sich beim Penalty vielleicht doch vordrängeln sollen (siehe -> Marco Streller).

Aleksandar Dragovic | 4

Hätte wahrscheinlich sogar Lust auf den einen oder anderen Zweikampf gehabt, hatte aber praktisch keinen, weil es gar niemanden gab, mit dem er seine Kräfte hätte messen können. Muss sich wie die gesamte Abwehr deswegen mit Note 4 begnügen, weil wer eine Miezekatze zähmt, auch nicht den Löwenbändigerausweis erhält.

Kay Voser | 4
Schlug seine Zelte ziemlich rasch nach dem Anpfiff an der Grundlinie der Waadtländer auf, da defensiv nicht bis gar nicht gefordert. Weibelte die gesamten 93 Minuten stramm nach vorne, ähnelte aber mit zunehmender Nähe zum gegnerischen Strafraum immer mehr der Abzocker-Initiative: ein zahnloser Tiger (wenn wir schon bei Gross- und Kleinkatzen sind).

Fabian Frei | 6
Legte den Grundstein zu seinen zwei Toren vor dem Spiel, indem er einem Innenverteidigerkollegen die Vorstösse in die Offensive untersagte (siehe -> Fabian Schär). Tauchte nicht all zu oft im Lausanner Strafraum auf, dafür mit nachhaltiger Wirkung. Verdreifachte so seine Torausbeute in der Liga und muss sich künftig wieder weniger Spott in der Kabine anhören. Übte nach dem Spiel schon einmal für allfällige Siegerinterviews und sprach noch dann in Mikrofone, als seine Teamkollegen alle längst «schüch u brav wie Schaf schön fönfrisiert» (Patent Ochsner) den Abmarsch gemacht hatten.

Mohamed Salah | 4
Wirkte über weite Strecken so, als ob er sich für den Cupfinal schone. Hätte sich aber gar nicht schonen brauchen, da im Cupfinal gesperrt. Legte wenigstens ab und an den fünften Gang ein, was dazu reichte, Marco Streller den Ball in der ersten Minute in bester Position hinzulegen und später das 2:0 mit vorzubereiten. Schoss bloss einmal aufs Tor, flach, gezielt, unhaltbar für Goalie Favre, scheiterte aber an der Hand Abdelouahed Chakhsis.

Geoffroy Serey Die | 4
Ist seit einiger Zeit jeweils der erste Basler Spieler, der ausgewechselt wird, was durchaus Sinn macht. Gegen Lausanne in der ersten Halbzeit noch mit gewonnenen Zweikämpfen, danach bloss noch auffällig mit einem Weitschuss der Marke Air Egypt.

Mohamed Elneny | 4,5
Könnte die eine oder andere Einheit Schusstraining durchaus gebrauchen. Hat aber in erster Linie andere Aufgaben, als Tore zu schiessen. Soll Bälle erobern, halten, verteilen und möglichst keine verlieren. Verlor keinen einzigen Ball, verteilte, hielt, eroberte. (Und über die Schüsse breiten wir hier mal den Mantel des Schweigens.)

Valentin Stocker | 5
Wird inzwischen vom Basler Publikum, das ein feines Sensorium für solche Momente besitzt, bei jeder Auswechslung mit einer Standing Ovation verabschiedet. Man weiss ja nie, wann er zum letzten Mal im Joggeli aufgelaufen ist. War über weite Strecken weniger auffällig als gegen Servette, aber immer dann da, wenn der FCB ein Tor schoss. Liga-Assist Nummer 18 zum 1:0 per Freistoss, Liga-Assist Nummer 19 aus dem Spiel heraus, nachdem er selbst den Ball gemeinsam mit Frei erobert hatte. Unglaubliche Zahlen.

Marco Streller | 3,5
Hätte doch in dieser Saison, in der ihm Kumpel Alex Frei nicht mehr in der Sonne stehen kann, so gerne die Torjägerkrone gewonnen. Wird dieses Ziel aber verpassen, wenn er wie gegen Lausanne erst den Pfosten trifft und danach erst aus elf Metern (ruhender Ball) und dann auch noch aus sechs Metern am gegnerischen Goalie scheitert (rollender Ball).

Marcelo Diaz | 4
Kam in der 69. Minute für Serey Die – in einer Phase, als Lausanne schon nicht mehr Eindruck machte, noch an eine Wende zu glauben. Konnte in einer immer mehr sanft entschlummernden Partie auch keinen Hallo-Wach-Moment mehr liefern.

Philipp Degen | 4
Löste in der 74. Minute Stocker ab, um sich für einen Einsatz im Cupfinal durchzuchecken. Hat den rechten Knöchel dick eingebunden, das linke Knie gepflastert und hielt zwanzig Minuten lang durch. Spielte so etwas wie einen Doppelflügel mit Steinhöfer – zu verteidigen gabs ja nicht viel

Raul Bobadilla | –
Wurde in der 80. Minute für Streller eingewechselt und war wohl der einzige Mensch im Joggeli, der sich über die drei (durchaus unnötigen) Minuten Nachspielzeit freute. Legte die ganze ihm eigenen Wucht in die Waagschale, konnte in einem festgefahrenen Spiel aber auch nichts mehr bewegen und war ausserdem zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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