Der FC Basel startet jedes Jahr mit einem Defizit in zweistelliger Millionenhöhe – und er hat es auch 2013 wieder geschafft, nicht nur einen Umsatzrekord aufzustellen, sondern Gewinn zu erzielen und seine Eigenkapitaldecke zu erweitern. Ohne Millionentransfers und die Einnahmen aus den internationalen Kampagnen wäre das nicht zu bewerkstelligen.
Es sind immer neue Dimensionen, in die der FC Basel mit seinen Geschäftszahlen vorstösst. 2012 knackte er erstmals die 80-Millionen-Franken-Grenze beim Umsatz, und im vergangenen Jahr hat er diesen Betrag nochmals gesteigert auf 88’243’000 Franken.
Dies vor allem dank einer, wie es Finanzvorstand Stephan Werthmüller bei der Präsentation der Zahlen am Montag nannte, «sensationellen internationalen Kampagne», in der der FCB erstmals in seiner Clubgeschichte in einen Europacup-Halbfinal vorstiess. 32 Millionen Franken flossen dank des Vorstosses in die Halbfinals der Europa League im Frühjahr 2013 sowie die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League im Herbst vorigen Jahres aus den Prämientöpfen der Uefa und durch Zuschauereinnahmen bei den Heimspielen in die Kasse.
Die 88 Millionen Franken Umsatz stammen aus dem in der FC Basel 1893 AG zusammengefassten Fussballgeschäft. Weitere acht Millionen Franken kommen aus der Beteiligung des FC Basel am Stadion-Caterer Berchtold hinzu, wodurch der FCB-Gruppe unter dem Dach der FC Basel Holding AG sogar auf über 96 Millionen wächst.
Im Transferbereich erzielte der FCB nach dem Ausnahmejahr 2012 (Transfereinnahmen von 27 Millionen für die Eigengewäche Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka) erneut 12 Millionen Franken Erlös. Haupteinnahmeposten war dabei der Transfer von Aleksandar Dragovic zu Dynamo Kiew, dazu kommen die Wechsel von Jacques Zoua (Hamburger SV), Joo Ho Park (Mainz 05) sowie Raul Bobadilla (FC Augsburg).
Mit einer Millionen Gewinn wächst das Eigenkapital auf 33 Millionen
Der Gewinn vor Steuern und Gewinnübertrag beträgt 11 Millionen Franken (2012: 15 Millionen). Durch Sonderabschreibungen in Höhe von 9 Millionen Franken, die Werthmüller auf die Transferrechte des Spielerkaders vorgenommen hat, erwirtschaftete die FC Basel 1893 AG einen Gewinn von einer Million Franken. Dadurch erhöht sich das Eigenkapital der FCB-Gruppe (Verein, AG, Holding, Berchtold Catering) auf 33 Millionen Franken.
Das bedeutet, dass der FCB sein finanzielles Polster weiter ausgebaut hat. Bei einem Basisbudget von 43 Millionen Franken Einnahmen und einem Aufwand von 54 Millionen hat der FCB jedes Jahr ein strukturelles Defizit zu decken. Das ist dem FC Basel zuletzt stets gelungen, oder, wie es Präsident Bernhard Heusler ausdrückt: «Schön, dass die Rechnung in den letzten vier Jahren aufgegangen ist.»
Werthmüller: «Sind an Schallmauer angekommen»
Nötig sind dazu entweder Sondereffekte wie Transferüberschüsse oder Einnahmen aus dem internationalen Geschäft. Diese hat der FCB stets realisiert. «Wir sind an der absoluten Schallmauer angekommen», sagt Werthmüller. Aber damit muss noch nicht genug sein: Im laufenden Geschäftsjahr könnte der FCB, der als Serienmeister seit 2010 auf dem Weg zum fünften Titel in Folge ist, als erster Schweizer Club die 100-Millionen-Umsatzgrenze sprengen.
FCB-Finanzvorstand Stephan Werthmüller. (Foto: Keystone) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Durch die ausserordentlichen Abschreibungen bemisst sich der Wert des Kaders in den Büchern des FCB mit lediglich 2,4 Millionen Franken. Und damit hat der FCB stille Reserven geschaffen, die sich schon im laufenden Geschäftsjahr markant auswirken können: Allein für Mohamed Salah (im Januar zum Chelsea FC transferiert) werden um die 20 Millionen Franken Einnahmen verbucht werden können, dazu kommen weitere knapp 10 Millionen, wenn Yann Sommer auf nächste Saison zu Borussia Mönchengladbach wechselt.
Die rosigen Zeiten beim FC Basel
Schafft der FC Basel als Meister dann auch noch den (direkten) Sprung in die Champions League, käme 2014 in einem Geschäftsjahr zusammen, was 2012 (Transferrekord) und 2013 (Einnahmerekord aus internationalen Wettbewerben) auf zwei Rechnungen verteilt war. Es bahnen sich neue Umsatz- und Gewinnrekorde an.
Das ist, wie Bernhard Heusler einschränkt, «nicht planbar», und der Präsident rät: «Wir müssen realistisch bleiben.» Keinen Zweifel lässt er daran, dass der Club neben den immensen Transfererlösen in das Kader reinvestieren wird: «Qualität muss auch wieder ersetzt werden.» Dazu hat der FC Basel die nötige Bewegungsfreiheit: «Von der Liquidität und den Reserven her haben wir eine gute Situation», sagt Präsident Heusler mit einiger vornehmer Zurückhaltung über die rosigen Zeiten beim FCB.
Das Polster für magere Jahre
Eigenkapital in Höhe von 33 Millionen ist im europäischen Vergleich ungewöhnlich in einer Branche, die in den grossen Ligen einerseits von immensen nationalen Fernsehgeldern und dennoch auf Pump lebt. Deshalb sagt Heusler, der als Mitglied in Gremien der Uefa und der europäischen Clubvereinigung ECA vertieften Einblick in das Finanzgebahren hat: «Wir dürfen uns in Basel in einer nicht-typischen Situation wähnen.»
Das bedeutet auch, dass der FC Basel in der jetzigen Finanzausstattung eine sportlich schlechte Saison oder sogar mehrere wirtschaftlich magere Jahre überbrücken könnte, ohne den Apparat zurückfahren zu müssen.