Mit einem Dreifach-Erfolg in die Geschichtsbücher

Das gab es noch nie im Orientierungslauf: Mit Matthias Kyburz, Matthias Merz und Matthias Müller stehen drei Schweizer auf dem WM-Podest. Bei den Frauen gewinnt Simone Niggli ihr 18. WM-Gold.

Eine Schweizer Angelegenheit: OL-Weltmeister Matthias Kyburz (M.) feiert seinen Erfolg mit Matthias Merz (l.), der Zweiter wurde und Matthias Müller. (Bild: Keystone)

Das gab es noch nie im Orientierungslauf: Mit Matthias Kyburz, Matthias Merz und Matthias Müller stehen drei Schweizer auf dem WM-Podest. Bei den Frauen gewinnt Simone Niggli ihr 18. WM-Gold.

Eine solche Dominanz sucht Vergleichbares. Nicht einmal die Schweizerinnen mit Überfliegerin Simone Niggli, können Vergleichbares vorweisen. An der Heim-WM vor acht Jahren in Rapperswil-Jona verpassten sie ein reines Schweizer Podest im Sprint zwar nur knapp. Damals hiess die Reihung: Simone Niggli vor Marie-Luce Romanens, Vrony König Salmi belegte Rang 4. Nun sorgten Matthias Kyburz, Matthias Merz und Matthias Müller mit den Rängen 1, 2 und 3 für den totalen Triumph.
 
Es war eine eindrückliche Vorstellung aller drei Schweizer. «Jeder von uns kann um die Medaillen laufen», waren sie sich zwar im Vorfeld um ihre Qualitäten bewusst. Weltmeistertitel im Palmares konnten Merz und Müller bereits aufweisen, Kyburz immerhin Junioren-Gold und Weltcup-Siege. Und vor allem Kyburz, der erst 22-jährige Teamyoungster, vermochte eine Topleistung abzurufen. «Ich lief praktisch fehlerlos, und die kleinen Unsicherheiten konnte ich jeweils umgehend korrigieren, so dass es sich höchstens um verlorene Sekunden handelte.»

Das Klassement bestätigte die Aussage. Mit einer Zeit von 15:32-Minuten verfügte der Fricktaler aus Möhlin über einen Vorsprung von 17,5 Sekunden auf Matthias Merz und von 27 Sekunden auf Matthias Müller. «Das Transparent im Zielbereich: «Chlai, ganz grosse» hatte also volle Berechtigung. «Chlai» ist Kyburz’ Rufname, auch, weil etwa «Kybi» durch seinen älteren Bruder bereits besetzt ist.

Gelernt aus der Niederlage

Mit diesem Weltmeistertitel ist die bisherige Krönung für den Hochbegabten erfolgt. Über eine riesige Portion an läuferischem Talent verfügt er. «Wenn Chlai keine technischen Fehler begeht, können wir mit ihm nicht ganz mithalten», attestierten ihm seine beiden Teamkollegen Merz und Müller Respekt. Und technisch hat er sich mittlerweile auf höchstem Niveau stabilisiert. Die hervorragenden Resultate dieses Frühlings unterstreichen dies. Diesen verdankte es Kyburz auch, dass er sein WM-Wunschprogramm zusammenstellen  konnte. Er entschied sich für den Sprint und die Langdistanz (am kommenden Donnerstag).

Diese Weltmeisterschaften hatte sich Matthias Kyburz vor vier Jahren zum Ziel gesetzt. Wegen der immensen teaminternen Konkurrenz handelte es sich um ein schwer zu verwirklichendes Ziel. Aber bereits letztes Jahr schaffte er als Erster seit Jahren den Sprung in das homogen gewachsene Männerteam.

Seinen Ansprüchen wurde er damals im WM-Sprint von Aix-les-Bains (Fr) allerdings nicht gerecht. Nach dem Sieg in der Qualifikation lief er im Finale schwach und kam nicht über Rang 20 hinaus. «Das war mir eine Lehre, nun stimmte die Spannung, der Siegeswille und die volle Konzentration», sagt er.

Serientäterin Simone Niggli

Noch überlegener als Kyburz setzte sich bei den Frauen Simone Niggli durch. 36,5 Sekunden betrug ihr Vorsprung auf die zweitplatzierte Maja Alm (Dä), 44,3 Sekunden auf die dritte Annika Billstan (Sd). Mit dem Erfolg setzte die 34-jährige Bernerin eine einzigartige Erfolgsserie fort und startete gleichzeitig eine neue Zeitrechnung. Ihr 18. WM-Gold sicherte sie sich, den sechsten Sprint-Titel, aber den ersten nach der Geburt ihrer Zwillinge Ende letzten August.

«Dieser Triumph ist für mich eine riesige Genugtuung», sagte sie und wies darauf hin, dass sie diese Heim-WM mit den «einzigartigen Emotionen und all ihrer Folgeerscheinungen» seit über anderthalb Jahren im Kopf hatte und nicht zuletzt dank dieser Zusatzmotivation derart hart an ihrem Comeback gearbeitet hat. Berechtigten Grund zur Freude hatte auch die Baslerin Rahel Friederich. Sie belegte mit einem Rückstand von 49,4 Sekunden Platz 5 – ihr mit Abstand bestes internationales Ergebnis. Bitter höchstens, dass zu Bronze lediglich 5,1 Sekunden fehlten.

Nächster Artikel