Seit Oktober hat der Schweizer Badminton Verband einen Sportdirektor. Der ehemalige deutsche Nationalspieler Michael Fuchs soll für mehr Professionalisierung sorgen – auch im Hinblick darauf, dass Basel womöglich die WM 2019 austragen darf.
Bei den Badminton Swiss Open in Basel läuft Michael Fuchs weiterhin im Trainingsanzug durch die St. Jakobshalle. Auf den ersten Blick ist ihm deshalb nicht anzusehen, dass er im vergangenen Jahr die Profikarriere als Sportler gegen einen Job am Schreibtisch eingetauscht hat. Der 34-jährige ehemalige deutsche Nationalspieler ist seit vergangenem Oktober Sportdirektor bei Swiss Badminton.
Die Stelle wurde neu geschaffen, um die Strukturen im Schweizer Badminton Verband weiter zu professionalisieren. Eine wichtige Rolle könnte dabei auch eine Entscheidung am Samstag spielen, auf die alle Schweizer Badmintonspieler und Fans gespannt warten: Der Weltverband gibt bekannt, ob Basel den Zuschlag für die Weltmeisterschaft 2019 bekommt. «Die WM wäre eine super Werbung für unseren Sport und könnte ihm einen Schub geben», ist sich Fuchs sicher.
Das Potenzial ist da
Die Chancen für Basel stehen seiner Ansicht nach gut. Und das nicht nur, weil Konkurrent Tokio schon die Olympischen Spiele 2020 ausrichten darf. «Die St. Jakobshalle ist super und die Organisation hier ist es auch», sagt der neue Sportdirektor.
Er kann das beurteilen, schliesslich hat der Doppel- und Mixed-Spezialist selbst schon einige Male in Basel gespielt. Und wenn er jetzt von der Tribüne aus zuschaut, kribbelt es ihm in Fingern und Füssen. «Ich würde dann schon gerne noch selbst spielen», gibt Fuchs zu.
Das Racket hat Fuchs auch nach Olympia in Rio, wo er im Doppel und im Mixed dabei war, nicht komplett an den Nagel gehängt. Zwei Abschiedsturniere in Deutschland hat er noch bestritten und er will die Bundesligasaison mit dem aktuellen deutschen Mannschaftsmeister 1. BC Bischmisheim auf jeden Fall zu Ende spielen.
Michael Fuchs vor vier Jahren, als er noch selbst in Basel auf dem Platz stand. Heute ist er Sportdirektor des Schweizer Verbands. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)
Auch in der Schweiz steht Fuchs noch immer regelmässig in der Halle. Zweimal in der Woche ist er Sparringspartner im Training des Nationalkaders. Davon profitiert auch das Mixed Celine Burkart/Oliver Schaller, das als einziges gemischtes Doppel der Schweiz keine passenden Gegner hat. Burkart und Schaller stehen derzeit in der Weltrangliste auf Platz 60. Sie haben damit ihre bislang beste Platzierung erreicht und gehören neben der Neuenburgerin Sabrina Jaquet zu den Aushängeschildern von Swiss Badminton.
Da die beiden erst 21 beziehungsweise 22 Jahre alt sind, traut ihnen Fuchs noch einiges zu. Bei den Swiss Open in Basel hatten sie allerdings ein zu schweres Los erwischt und schieden in der ersten Runde gegen die chinesische Top-Paarung Li Yinhui/Zhang Nan aus. Trotzdem glaubt Michael Fuchs, dass sie solche Spiele weiter bringen. Das gilt auch für die anderen Schweizer Teilnehmer, die sich allesamt früh aus dem Turnier verabschieden mussten. «Hier können sie sich an das schnellere Tempo gewöhnen», sagt der Diplom-Sportlehrer, der auch den A-Trainerschein des deutschen Badminton Verbands hat.
Junges Talent und frisches Geld
Nachdem sich Fuchs zunächst in das Schweizer Sportsystem hat einarbeiten müssen, fällt seine Zwischenbilanz positiv aus. Vor allem der Elitebereich sei gut aufgestellt. Hauptverantwortlich dafür seien Cheftrainer John Dinesen und seine Assistenztrainerin Judith Meulendijks, die in den vergangenen zweieinhalb Jahren für eine Professionalisierung gesorgt hätten. Dazu gehört die Vorgabe für den Nationalkader, mindestens sieben Einheiten in der Woche am nationalen Leistungszentrum zu absolvieren, dazu kommen zwei Einheiten Krafttraining. «Sonst gibt es Abstriche in der Förderung», sagt Fuchs. Dass sich die Schweizer für die Team-EM in diesem Jahr qualifiziert hatten, sieht er als ersten kleinen Erfolg an.
Bis auf die 29-jährige Jaquet ist das Schweizer Nationalteam noch sehr jung. «Sie brauchen noch Zeit, Erfahrung und Training auf hohem Niveau, bis man grössere Sprünge erwarten kann», so Fuchs. Einzelne Trainingscamps in den Nachbarländern Frankreich und Deutschland oder auch der europäischen Top-Nation Dänemark könnten ihnen dabei helfen. Handlungsbedarf sieht der neue Sportdirektor aber vor allem im Nachwuchsbereich, für den noch ein Jugend-Nationaltrainer gesucht wird.
Insgesamt gesehen stimmt Fuchs optimistisch, dass durch den Boom in Asien immer mehr Geld in den Badmintonsport kommt. Denn das sorgt auch für einen Anstieg der Preisgelder bei den Turnieren. Allerdings seien die Schweizer Spielerinnen und Spieler «leider noch nicht so weit, dass sie regelmässig Preisgelder gewinnen». Der ehemalige Badmintonprofi hofft nun in neuer Funktion dazu beitragen zu können, dass sich das in den kommenden Jahren ändert.
Basel, St. Jakobshalle vom 14. bis 19. März 2017
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Eintritt frei am Dienstag, 14. und Mittwoch, 15. März
Informationen zu den Tickets | Ticketcorner