Mit Salah wird der FCB von der Boa zur Kobra

Heiko Vogel möchte Mohamed Salah nicht gegen Usain Bolt tauschen. Das macht aus Sicht des Trainers des FC Basel Sinn – immerhin war der Ägypter Salah gegen den FC Thun spielentscheidend. Und da könnte in Zukunft noch mehr kommen.

Der Basler Mohamed Salah, Mitte, gegen Stipe Matic vom FC Thun beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Thun am Sonntag, 12. August 2012, im Stadion St. Jakob-Park in Basel. (KEYSTONE/Sigi Tischler) (Bild: Keystone/SIGI TISCHLER)

Heiko Vogel möchte Mohamed Salah nicht gegen Usain Bolt tauschen. Das macht aus Sicht des Trainers des FC Basel Sinn – immerhin war der Ägypter Salah gegen den FC Thun spielentscheidend. Und da könnte in Zukunft noch mehr kommen.

Zwei Jahre hat sie gedauert, die Suche des FC Basel. Jetzt ist er fündig geworden. Gefahndet worden war nach dem Mann, der dem Basler Spiel mehr Geschwindigkeit geben kann. Fwayo Tembo war schnell, begriff aber das Basler Spiel nicht, er spielt jetzt in Rumänien für Astra Ploiești. Matthias Baron war schnell, aber technisch zu limitiert, er ist inzwischen bei Vaduz unter Vertrag. Und Stephan Andrist ist zwar schnell und weiterhin in Basel, hat aber bislang nie überzeugt. Ihm wurde von FCB-Trainer Heiko Vogel vor der Saison mitgeteilt, dass er in diesem Jahr ganz hartes Brot essen werde.

Die Lösung für das Basler Geschwindigkeitsproblem heisst Mohamed Salah. Natürlich, der Ägypter hat gegen den FC Thun erst sein zweites Pflichtspiel in Rotblau gespielt. Aber er scheint all die Versprechen einlösen zu können, die man sich in Basel von seiner Verpflichtung gemacht hat. Er hat die Fähigkeiten, dem Basler Spiel eine zusätzliche Dimension zu geben.

Challandes konnte sein Team nicht auf Salah vorbereiten

Ein wenig hilflos wirkte der FCB ja manchmal, wenn der Gegner zum Mittel des hohen Pressings griff. Vor allem zu Spielbeginn gelang es den Baslern dann oft nicht, den Ball schnell nach vorne zu bringen. Hin und her schoben die Basler den Ball jeweils. Immer darauf wartend, dass dem Gegner ob all der defensiven Laufarbeit die Kraft ausgehen möge, um dann zuschlagen zu können.

Auch Bernard Challandes muss frühe Störarbeit als wirksamstes Mittel gegen den FCB ausgemacht haben. Akribisch hatte sich der Thuner Trainer auf die Partie vorbereitet, hatte den FCB gegen Luzern (2:2) und in Sion (1:1) live im Stadion beobachtet.

Aber Mohamed Salah hatte er dabei nicht gesehen. Der weilte in der Zeit mit der ägyptischen Auswahl in England an den Olympischen Spielen. Also konnte Challandes seine Spieler auch nicht auf diesen Salah vorbereiten. Und vielleicht auch darum wurde der Ägypter zum entscheidenden Faktor in dieser Partie.

Der FCB kann die offenen Räume jetzt auch wirklich nutzen

Denn mit Salah hat der FCB jetzt die Fähigkeit, die Räume, die bei einem hoch stehenden Gegner zwangsläufig entstehen, mit einem schnellen Steilzuspiel aus der eigenen Abwehr heraus auch wirklich für sich zu nutzen. Um es mit einem Blick aufs Tierreich zu umschreiben: Der FC Basel kann jetzt von der Boa Constrictor, die ihre Opfer mit einem lang anhaltenden Würgegriff überwältigt, zur Kobra werden, die mit einem schnellen Biss zuschlägt.

«Er hat als Spieler zwei, drei Waffen, die uns unberechenbarer machen», hat Mitspieler Valentin Stocker erkannt. Und nennt als hervorragendste Eigenschaft: «Geschwindigkeit.»

Und genau diese Geschwindigkeit war es, die im Spiel zwischen Basel und Thun den Unterschied machte. Erst vor dem 1:0, als Thuns Verteidiger Saif Ghezal und Goalie Guillaume Faivre in der 8. Minute das beliebte Spiel «Lass du, ich nehm’ ihn auch nicht» spielten. Und Salah der einzige war, der konsequent Richtung Ball sprintete, um sodann von Faivre penaltyreif gelegt zu werden.

Challandes’ etwas anderer Blick auf die Elfmeterszene

Penaltyreif? Nun ja, Challandes hatte da eine etwas andere Sicht der Dinge. «Niemals» sei das Elfmeter gewesen, grollte er danach in den Katakomben: «Wenn ein Spieler den Ball zu weit vorlegt und dann in den Goalie springt, dann ist das kein Foul.»

Aber bei aller Liebe für den Thuner Trainer: Wenn sich ein Goalie so wie Faivre in den Spieler wirft, der den Ball an ihm vorbei gelegt hat, dann ist das einfach Penalty.

Die nächste grosse Szene des Mohamed Salah folgte in der 22. Minute. Und wieder war der bedauernswerte Faivre das Opfer seines raketengleichen Antritts. Diesmal sprintete Salah nach einem weiten Ball Aleksandar Dragovics auf den Thuner Schlussmann zu. Und der schien ob des Speeds seines Gegenspielers derart geschockt, dass er ausserhalb des Sechzehners die Hände zu Hilfe nahm.

Damit war der Arbeitstag für Faivre beendet, die Thuner auf zehn reduziert und Marco Streller konnte feststellen: «Das hat die Aufgabe für uns natürlich erleichtert.»

Marco Streller adelt Mohamed Salah

Zumal die Salah-Show damit noch nicht beendet war. Er hatte auch beim zweiten und dritten Basler Tor die Füsse im Spiel, wurde einmal von Streller alleine vor dem Goal übersehen und verweigerte danach selbst Andrist den Pass vor das leere Tor, weil er selbst einen Treffer erzielen wollte.

«Er ist ein Instinktfussballer», umschrieb Streller den 20-jährigen Salah danach. In Zeiten der von Kindesbeinen an in Fussball-Akademien geschliffenen Profis ist dieser Begriff ja eine ganz spezielle Adelung. Und sie erinnert an einen Basler Publikumsliebling, der inzwischen zu den Bayern weitergezogen ist: Xherdan Shaqiri. Von dem war immer gesagt worden, er sei ein «Strassenfussballer».

Vogel hat lieber Salah als Bolt in seinem Team

Für Trainer Vogel jedenfalls steht fest: «Mit seinem Speed ist Salah für jeden Gegner ein Stressfaktor. Und Geschwindigkeit ist im modernen Fussball sehr wichtig.»

Aber nur auf seinen Schmetterantritt möchte Vogel seine neue Waffe auch nicht reduziert sehen. Denn Speed alleine reicht nicht: «Usain Bolt ist auch schnell. Aber ob der auch in die Tiefe gehen würde? Ich bezweifle es.»

Artikelgeschichte

Am 12. August um 21:20 Uhr eine Korrektur angebracht. Ursprünglich stand, dass Fwayo Tembo zurück in Sambia sei. Der Offensivspieler ist nach einem Aufenthalt in Sambia inzwischen aber in Rumänien unter Vertrag.

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