Molly Renfer rennt um ihren Traum von Olympia

Mit der Region hat Molly Renfer nur so viel zu tun, als dass ihr Vater aus Riehen stammt. Für den LC Basel stürmt die Mittelstreckenläuferin jedoch von einem Highlight zum andern – als nächstes an den U23-Europameisterschaften in Tallinn.

Molly Renfer

(Bild: Michael Scott)

Mit der Region hat Molly Renfer nur so viel zu tun, als dass ihr Vater aus Riehen stammt. Für den LC Basel stürmt die Mittelstreckenläuferin jedoch von einem Highlight zum andern – als Nächstes an den U23-Europameisterschaften in Tallinn.

Eine Meile, das sind exakt 1609,34 Meter. Für keine Schweizer Topläuferin der aktuellen Generation dürfte diese Distanz eine ähnliche Bedeutung haben wie für Molly Renfer. Die 20-Jährige lebt in London, im Mutterland der etwas anderen Masseinheiten. Und sie studiert in den USA, wo man ebenfalls in Inches und Meilen misst.

Renfers Spezialität sind die Mittelstreckendistanzen: die 1500 Meter und eben die Meile. Und diese lief sie letzte Woche auf der berühmten Iffrey Road Track. Da, wo Roger Bannister 1954 als erster Mensch unter 4 Minuten lief (3:59,4/1954).

Auch dieses Jahr fehlte es dem Wettkampf nicht an Dramaturgie, Prestige und Geschichte. Denn der Vergleich zwischen den Elite-Universitäten Oxford-Cambridge (GB) und Harvard-Yale (USA) wird nur alle vier Jahre ausgetragen. Mitten drin: Molly Renfer, und dies in delikater Position – als britisch-schweizerische Doppelbürgerin, die in London wohnt, aber in Boston an der Harvard University Kunstgeschichte studierte und als jüngere Schwester von einem, der das Widersacherteam der Engländer mitcoachte.

Kambundji als Vorbild

Mit den U23-Europameisterschaften (9. bis 12. Juli) in der estnischen Hauptstadt Tallinn steht Renfer nun eine weitere Grossherausforderung bevor. Nach den U20-Europameisterschaften 2011 gleichenorts erhält sie zum zweiten Mal die Gelegenheit, die Schweiz an einer internationalen Meisterschaft zu vertreten.

Diese Nomination ist eine Stufe höher einzuordnen als die beiden Teilnahmen an der Team-Europameisterschaft vor drei Wochen und letztes Jahr. Auch der Austragungsort Tallinn löst bei Renfer besondere Gefühle aus: «Ich lernte die lettische Hauptstadt vor vier Jahren zu schätzen und zu bewundern», sagt sie.



Molly Renfer: Schritt für Schritt in Richtung Spitze.

Molly Renfer: Schritt für Schritt in Richtung Spitze. (Bild: Picasa)

Priorität hat dann aber doch die Leistung: «Um die Medaillen werde ich nicht laufen», sagt Renfer, «aber die erste Runde überstehen will ich schon.» Eine Motivationsspritze ist für sie dabei unter anderem der Karriereverlauf einer Mujinga Kambundji, die sie vor vier Jahren als Teamkollegin kennenlernte. Heute läuft Kambundji an europäischer Spitze.

Der Traum von Olympia

Einen engen Kontakt zur Schweiz pflegt Molly Renfer an sich nicht, auch nicht zum LC Basel. Trotzdem läuft Renfer für sie. Das habe sie vor einigen Jahren entschieden. «Und ich habe dies noch nie bereut», sagt sie. Und ein Bezug besteht auch allemal: Ihre Eltern – der Vater stammt aus Riehen, die Mutter ist Irin – lernten sich damals in der Schweiz kennen. Mollys zwei Brüder, beide älter, kamen im Unterschied zu ihr in Basel zur Welt und wuchsen da auf, bis die Familie nach England zog. Kontakte in die Schweiz pflegt die ganze Familie nach wie vor. Besonders gern besucht Molly hier auch ihre Grossmutter. 

Dass sie nun zur Gelegenheit kommt, für die Nation ihres Vater anzutreten, freut sie sehr. Renfer sagt: «Es bedeutet mir viel, wie sich Swiss Athletics meiner annimmt und mich wertvolle Erfahrung sammeln lässt.» Erfahrungen, die auch zum Träumen verleiten: «Olympia ist eine grosse Inspiration, und es wäre nur zu schön, wenn Rio nächstes Jahr bereits zu einem Thema werden könnte», sagt sie.

Mit dieser Vision wird sie nach der U23-EM in die Saisonpause steigen und versuchen, in der US-Crosssaison weiter an ihrer Reputation zu arbeiten. Dass dies gelingt, dafür hat Molly Renfer ein gutes Argument in der Tasche: «Der Spagat zwischen Studium und Leistungssport fällt nun weg, ich kann mich voll auf den Sport konzentrieren.»

» Molly Renfer bei Twitter

U23-Europameisterschaften

Vier für Tallinn

Von Swiss Athletics wurden eine Athletin und drei Athleten für die Kontinentalmeisterschaft vom Donnerstag, 9. Juli, bis Sonntag, 12. Juli, in Tallinn/Estland selektioniert. Neben Molly Renfer vom LC Basel sind die drei Old-Boys-Athleten Christopher Ullmann, Silvan Wicki und Alexander Ham am Start.

Christopher Ullmann kann es mit einem Exploit in den Weitsprungfinal schaffen. Nach seiner unglücklichen Verletzung ist Silvan Wicki rechtzeitig fit geworden. Mit einer Zeit in die Nähe seiner persönlichen Bestleistung könnte es für das 100-Meter-Halbfinale reichen. Alexander Ham und Wicki sind als zwei von sechs Staffelläufern mit dabei.

Zeitplan
Silvan Wicki (Jahrgang 1995), 100 Meter, Vorlauf: Donnerstag, 9.7., 10.10 Uhr | Halbfinal: Do, 9.7., 19.40 Uhr
Christopher Ullmann (1993), Weitsprung, Qualifikation: Do, 9.7., 11.22 Uhr | Final: Frreitag, 10.7., 19.05 Uhr
Molly Renfer (1993), 1500 Meter, Vorlauf: Fr, 10.7., 11.30 Uhr | Final: So, 12.7., 16.50 Uhr
4x100m (Alexander Ham/1995, Wicki): Vorlauf: Sa, 12.7., 12.00 Uhr, Final: Sa, 12.7., 18.50 Uhr | Final: Fr, 10.07. / 20.50 Uhr

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