Als im Sommer 2017 auch noch Seydou Doumbia nach Basel kam, gab es für den eigenen Junior Cedric Itten keinen Platz mehr. Der FC Basel war in der Offensive mit Doumbia und Marc Janko derart gut besetzt, dass es für den damals 19-Jährigen nur eine Lösung gab: Vereinswechsel.
Der FC Luzern nahm den 189 Zentimeter grossen Rechtsfuss leihweise auf. Für Itten war es der Beginn von zwei unsteten Jahren, in denen er in so vielen Umkleidekabinen zu Hause war wie kaum einer sonst im Schweizer Fussball. Nach 39 Spielen, vier Toren und drei Assists war Ittens Lehrzeit in der Zentralschweiz zu Ende, obschon eigentlich ein weiteres Jahr geplant gewesen wäre.
Unter Raphael Wicky nur Reservist
Doch beim FC Basel herrschte nach der Verletzung von Stürmer Nummer 1 Ricky van Wolfswinkel Notstand in der Offensive. Deshalb kehrte Itten Mitte September zurück zu seinem Ausbildungsverein, dem er als Elfjähriger beigetreten war, und es schien, als könnte er beim Meister im zweiten Anlauf sein Glück finden.
Gleich im ersten Spiel schoss er den FCB in die dritte Cup-Runde, als er als Einwechselspieler das einzige Tor beim Challenge-Ligisten FC Chiasso erzielte. In den zwölf weiteren Partien bis zum Jahresende kam er zehn Mal zum Einsatz, und beim Heimspiel gegen den ZSKA Moskau betrat er erstmals die grosse Bühne der Champions League.
Insgesamt durfte Itten unter Trainer Raphael Wicky drei weitere Profi-Tore in seinem Portfolio notieren. Doch über die Rolle des Ersatzspielers kam er doch nie hinaus. Mehr noch: Im Januar war seine Zeit in Basel bereits wieder zu Ende, nach nur gerade vier Monaten. Die Konkurrenz im Sturm war mit Ricky van Wolfswinkel, Albian Ajeti und Dimitri Oberlin einmal mehr zu gross.
Also wurde Itten ein weiteres Mal ausgeliehen. Der FC St. Gallen ist seit Januar sein neuer Verein und Itten der einzige Spieler der Super League, der in dieser Saison für drei Mannschaften auf dem Platz stand.
Im grünen Dress der St. Galler erzielte Itten zum ersten Mal in seiner Profikarriere zwei Tore in einem Spiel: beim 2:0-Sieg gegen den FC Basel, dessen schwierige Lage sich durch diese Niederlage weiter akzentuierte.
Was die Einsatzzeiten angeht, so ist Itten angekommen in der Ostschweiz, wo er jedes einzelne Spiel bestritt. Und am Sonntag trifft Itten bereits zum sechsten Mal auf den FC Basel. Dem einen Sieg mit St. Gallen stehen vier Niederlagen mit dem FC Luzern gegenüber.
Nimmt man die Formkurve der St. Galler zum Massstab, spricht viel für eine weitere Niederlage. Denn der Tabellenvierte, Anfang Jahr mit fünf Siegen in Serie das Team der Stunde, hat die letzten drei Spiele zu null verloren. Vier Runden vor Schluss haben die St. Galler vier Punkte Vorsprung auf Platz 5 und einen Punkt Rückstand auf Platz 3. Der vierte Rang würde die Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation sichern.
Eine Rückkehr nach Basel macht wenig Sinn
Im Sommer läuft Ittens Leihvertrag mit den St. Gallern aus. Deren Präsident Matthias Hüppi sagte im Januar: «Itten gehört aus unserer Sicht zu den grössten Talenten im Schweizer Fussball. […] Es würde sicher die Möglichkeit geben, ihn länger zu binden.»
Die Aussicht auf Spiele in der Europa-League-Qualifikation wird für Itten kaum das Hauptargument sein, in St. Gallen zu bleiben. Vielmehr sprechen die Einsätze, die sie ihm dort bieten, für ein weiteres Jahr in der Ostschweiz. Denn beim FC Basel, der Stand jetzt mit Ricky van Wolfswinkel und Albian Ajeti als Mittelstürmer in die neue Saison geht, und der in Dimitri Oberlin und Kevin Bua weitere Spieler hat, die diese Position einnehmen können, wäre die Konkurrenz wohl einmal mehr gross für Itten.
Der FC Basel vor dem Spiel in St. Gallen: «Das sind keine Vorbereitungsspiele»
Seit der 32. Runde steht fest, dass der FC Basel die Saison auf dem zweiten Platz beenden wird. Der abgelöste Meister verändert deswegen nichts an seinen Abläufen. Er fährt am Samstag nach St. Gallen, wo er am Sonntag (16 Uhr) spielen wird, und Trainer Raphael Wicky sagt: «Die restlichen Spiele sind keine Vorbereitungsspiele. Ich nehme diesen Match sehr ernst, und das vermittle ich auch den Spielern. Wir wollen gewinnen, für uns selbst, aber auch für die Liga.»
Wicky meint damit, dass der FCB nicht das Zünglein an der Waage spielen will, wenn es um die Entscheidungen im Rennen um die Europacup-Plätze oder gegen den Abstieg geht.
Zwei Absenzen und drei Spieler in der U21
In St. Gallen stehen Wicky zwei Spieler nicht zur Verfügung: Germano Vailati, die langzeitverletzte Nummer 3 im Tor, und Taulant Xhaka, der nach einem Teilriss am Innenband des rechten Knies bereits wieder auf dem Rasen steht. Davide Calla ist im Training umgeknickt, er gilt als fraglich, spielte in den Überlegungen Wickys aber ohnehin keine gewichtige Rolle mehr.
Zudem hat der Trainerstaff entschieden, dass die drei jungen Spieler Yves Kaiser, Afimico Pululu und Noah Okafor bei der U21 zum Einsatz kommen sollen. Ein anderer junger, Neftali Manzambi, dürfte derweil zum Kader gehören. Der 21-Jährige spielte beim 6:1-Sieg gegen den FC Thun zum ersten Mal von Beginn an. Er wird aller Voraussicht nach gegen St. Gallen wieder Michael Lang Platz machen, der nach seiner Sperre zurück im Team ist. Wicky sagt über Manzambi aber: «Neftali soll bis zum Saisonende den einen oder anderen Match spielen. Welcher das ist, weiss ich noch nicht.»
Mögliche Aufstellung in einer 4-2-3-1-Grundordnung: Vaclik – Lang, Suchy, Frei, Riveros – Serey Dié, Zuffi – Stocker, Elyounoussi, Bua – Ajeti.
Drohende Sperren: Taulant Xhaka (elf gelbe Karten), Eder Balanta (drei) und Kevin Bua (drei) sind bei der nächsten gelben Karte gesperrt.