Fabian Schär ist gegen Porto gesperrt, Walter Samuel schien die wahrscheinlichste Variante als dessen Ersatz. Gegen Sion hat sich nun gezeigt, dass im Champions-League-Achtelfinal auch Taulant Xhaka Schärs Rolle übernehmen könnte.
Fabian Schär seufzt tief, als er nach dem 1:1 gegen Sion im Bauch der Muttenzerkurve seine Medienpflichten wahrnimmt. Er seufzt, weil seine Mannschaft gegen Sion zwei Punkte hat liegen lassen. Aber auch deswegen, weil der Ostschweizer erst beim Auswärtsspiel gegen YB wieder wettkampfmässig Fussball spielen wird.
Den Mittwoch und das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinal gegen den FC Porto verpasst Schär. Weil er Steven Gerrards Freistosstor beim 1:1 an der Anfield Road mit einem Foul an Raheem Sterling verursacht hat, dafür die gelbe Karte sah und deswegen gegen Porto gesperrt ist.
Das bedeutet für Trainer Paulo Sousa, dass er seine Abwehr umstellen muss. Den Mannschaftsteil also, der dem Portugiesen am meisten Sorgen bereitet: mit den Verletzten Ivan Ivanov und Adama Traoré sowie Arlind Ajeti, der unter Sousa in der Liga gerade mal 27 Minuten gespielt hat.
Samuel schien der wahrscheinlichste Ersatz für Schär zu sein
Walter Samuel ist eine Möglichkeit, auf der halbrechten Position der Dreierkette oder zentral. Der Nestor des Teams ist allerdings nur dann eine gute Wahl, wenn seine Erfahrung die fehlende Schnelligkeit auch wirklich wettmacht.
Bei der 1:5-Niederlage gegen Real Madrid war der Argentinier vom Tempo heillos überfordert; wenn auch nicht als einziger im FCB-Ensemble. Mit zwei guten Auftritten zu Ende der Vorrunde in Luzern und in der ersten Rückrundenpartie bei den Grasshoppers hat sich Samuel wieder ins Rennen gebracht. Die Gegner sind freilich nicht miteinander vergleichbar, und Porto liegt von der Qualität her wohl näher bei Real als bei GC oder Luzern.
Dass Samuel gegen die Zürcher nach rund einer Stunde für Schär eingewechselt worden war, wurde als Zeichen für seinen Einsatz gegen Porto gedeutet. Das hiesse, dass Samuel Schär eins zu eins ersetzt, der Rest entspräche der Stammformation, die Sousa inzwischen gefunden hat.
Diese Interpretation ist eine Möglichkeit, allerdings ist fraglich, ob Samuel über die körperlichen Voraussetzungen für 90 Minuten in einem Achtelfinal der Königsklasse verfügt. Und nun wurde am Samstag die Partie gegen Sion aus der Not heraus zu einem Test für eine Variante, in der Samuel keine Rolle spielt.
Vacliks Rote Karte ermöglichte den Test für eine Variante mit Xhaka
Nachdem Tomas Vaclik die rote Karte gesehen und Behrang Safari für Ersatzgoalie Germano Vailati Platz gemacht hatte, rutschte Taulant Xhaka nach hinten auf die halbrechte Position der Dreierkette. Schär blieb auf der für ihn ungewöhnlichen zentralen Position und Marek Suchy wechselte die Seite auf Halblinks.
Dass Xhaka beim zweiten 1:1 gegen Sion in dieser Saison auch auf der neuen Position einer der besseren Basler war, erstaunt wenig, hat sich der albanische Nationalspieler doch längst einen Namen als vielseitig Einsetzbaren gemacht. Zu Beginn unter Sousa agierte er als zentraler Scharnierspieler zwischen Abwehr und Mittelfeld, bis ihn der Portugiese später auf die Seite versetzte. Bei seinen ersten Einsätzen für den FCB und danach bei GC oftmals linker Aussenverteidiger, spielt er inzwischen meistens im rechten Mittelfeld.
Eine Variante ohne Samuel, dafür mit Xhaka in der hintersten Reihe, ist gegen Porto also durchaus möglich. Ihm zur Seite würde Suchy zentral und Safari auf Halblinks spielen. Vor Xhaka wäre auf der rechten Seite Philipp Degen die wahrscheinlichste Nominierung (Calla die weniger wahrscheinliche), der Rest wohl identisch mit der Liverpool-Elf.
Die Variante «Xhaka für Schär und Degen für Xhaka»
Eher unvorstellbar scheint derweil die Rückkehr zu Sousas Anfängen. Diese würde bedeuten, dass Xhaka zwischen Samuel und Suchy den zentralen Innenverteidiger in der Spielauslösung gibt. Er würde bei Portos Ballbesitz ins defensive zentrale Mittelfeld vorrücken und Degen und Safari würden zu Aussenverteidigern einer Viererkette Degen-Samuel-Suchy-Safari werden.
Die Variante «Zurück zu den Anfängen»
Diese Variante ist, zumal möglicherweise Shkelzen Gashi oder Luca Zuffi auf die Bank müssten, wohl eher wilde Spekulation als wahrscheinliche Option. Genauso wie diejenige, in der Fabian Frei wieder einmal als Innenverteidiger aufläuft. Sie zeigt aber, dass Sousa über mehrere Möglichkeiten verfügt, was einerseits mit der Breite des Kaders, andererseits vor allem aber mit der Vielseitigkeit des Taulant Xhaka zu tun hat.