Nicht über meine Schuhe – der gewöhnungsbedürftige Freistossspray

Der Freistossschütze steht beim Ball und die Mauer kommt immer näher. Dieses Bild ist bei der WM passé: Per Spray wird der Abstand auf dem Boden markiert – doch das passt nicht allen.

Schiedsrichter Enrique Osses hält die Japaner im Spiel gegen die Elfenbeinküste per Spray auf 9,15 Meter Distanz vom Ball. (Bild: Keystone/RICARDO MAZALAN)

Erstmals kommt in Brasilien an einer WM ein Spray zum Einsatz, das den Abstand zwischen Ball und Mauer begrenzt. Zur Freude der Freistossschützen – und zum Leidwesen gewisser Spieler.

An der Fussballweltmeisterschaft in Brasilien müssen die Verteidiger da stehen, wo auch John McEnroes Bälle zu dessen Unverständnis manchmal landeten: hinter der Linie. Soweit die Parallelen zwischen dem Fussball und dem Weissen Sport. Anders als bei den Spielen der amerikanischen Tennislegende ist diese Linie beim Fussball aber nicht fix, ihre Postion hängt von der Stelle ab, an der ein Freistoss getreten wird.

In Brasilien kommt zum ersten Mal an einer WM ein Spray zum Einsatz, um bei einem Freistoss die minimale Distanz zwischen Ball und Mauer zu anzuzeigen. Der Schiedsrichter markiert die Stelle des Balles mit einem Halbkreis, geht von diesem 9,15 Meter in Richtung des Tores der verteidigenden Mannschaft und zieht da eine Linie. Die Verteidiger müssen bis zur Ausführung des Freistosses hinter dieser Linie bleiben.


Das Erläuterungsvideo von «Die Welt»

Der zum Einsatz kommende Spray heisst «915 Fair Play Limit», eine Anspielung auf die einzuhaltende Distanz und das Ziel der Aktion: Fairplay. Die Schiedsrichter tragen die Spraydose am hinteren Hosenbund; sie enthält zu Beginn der Partie 147 Milliliter einer Flüssiggas-Substanz, die biologisch abbaubar ist und nach 45 bis 120 Sekunden wieder vom Rasen verschwindet.

Die Substanz verschwindet übrigens auch von den Schuhen der Spieler:

Trotzdem ärgern sie sich, wenn der Unparteiische ihre farbenfrohen Treter verunstaltet, wie hier Hollands Bruno Martins Indi:

Der Spray ist in Südamerika keine Neuheit, in mehreren Ligen wird er seit längerem eingesetzt. An der WM ist es eine von zwei technischen Neuheiten; die zweite ist die Torlinientechnologie der Firma GoalControl. Dieses Hilfsmittel basiert auf mehreren Hochgeschwindigkeitskameras und übermittelt dem Schiedsrichter die Information, ob ein Ball die Torlinie mit vollem Umfang überquert hat oder nicht.

Die beiden Hilfsmittel mögen das Leben der Schiedsrichter vereinfachen. Aber sie gefallen nicht allen …

 

… und lassen einige darüber spekulieren, was als nächstes kommt, …

… oder wo sich der Freistossspray sonst noch einsetzen liesse:

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