Als grosse Medaillenhoffnung der Schweiz ist Triathletin Nicola Spirig erst am Mittwoch von St. Moritz nach Rio de Janeiro gereist. Aus gutem Grund, wie die 34-jährige Olympiasiegerin von 2012 im Interview erläutert.
Die Millimeter-Entscheidung von London: Nicola Spirig (rechts) wird 2012 Triathlon-Olympiasiegerin vor der Schwedin Lisa Norden.
(Bild: Reuters/TIM WIMBORNE)Hauchdünn: Der entscheidende Moment im Frauen-Triathlon, links Lisa Norden, rechts Nicola Spirig.
(Bild: Reuters/TIM WIMBORNE)Am Boden, aber glücklich: Nicola Spirig 2012 nach ihrem Sieg im Londoner Hyde Park.
(Bild: Reuters/Tim Wimborne)Das Beweisstück: Anhand dieses Zielfotos wurde Nicola Spirig 2012 Triathlon-Gold zuerkannt. Vorne ist Lisa Norden zu sehen.
(Bild: Reuters/HANDOUT)Da schien die Schwedin Lisa Norden (links) mit Silber nicht unglücklich zu sein: Siegerehrung mit Nicola Spirig.
(Bild: Reuters/TIM WIMBORNE)Auf den letzten Drücker nach Rio, um ihr Olympia-Gold von 2012 zu verteidigen: Die Schweizer Triathletin Nicola Spirig.
Neben dem Springreiter Steve Guerdat hat Nicola Spirig vor vier Jahren in London eine von zwei Goldmedaillen für die Schweiz gewonnen – nach einem dramatischen Finish mit der Schwedin Lisa Norden. Während die andere aktuelle Ausnahme-Triathletin Daniela Ryf eine Olympiade später auf einen Start in Rio de Janeiro verzichtet hat, nimmt die 34-jährige, aus Bülach stammende Spirig mit grosser Zuversicht Anlauf, ein zweites Mal zuoberst auf dem Podest zu landen.
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Nicola Spirig, Sie sind erst an diesem Mittwoch nach Rio gereist. Wieso so kurzfristig?
Dieser Weg ist zwar nicht mit Rio, aber mit zahlreichen andern Orten und Wettkämpfen ausgetestet. Ich bin zu Topleistungen fähig, wenn ich direkt von der Höhe komme. Die Akklimatisation und die Zeitverschiebung von fünf Stunden sollten keine Probleme darstellen.
Wie sah die letzte Vorbereitungsperiode aus?
Ich habe bis zum Schluss in St. Moritz viel und intensiv trainiert. Zuletzt waren die Einheiten aber etwas kürzer als in den Monaten zuvor. Hügelrepetitionen auf dem Velo gehörten ins Programm wie auch schnelle 400-Meter-Läufe mit langen Pausen auf der Bahn. So summierten sich in der letzten Woche noch immer 24 Trainingsstunden.
Die dramatischen letzten Meter bei Spirigs Olympiasieg in London:
Welche Überlegungen steckten hinter diesen spezifischen Trainingseinheiten?
Der Rio-Kurs fordert mit seiner acht Mal zu bewältigenden 22-Prozent-Steigung Kraft. Diese haben Coach Brett Sutton und ich bis zuletzt aufzubauen und zu verbessern versucht. Ziel ist es, die 40 Velokilometer trotz diesen giftigen Aufstiegen durchweg schnell zu fahren und nach diesem Veloabschnitt mit den müden Beinen für eine Toplaufleistung bereit zu sein.
Eine Erholungsperiode vor dem Zielwettkampf gibt es bei Ihnen also nicht?
Auf ein Tapering (Drosselung des Trainings vor Wettkampf; Anm. d. Red.) im herkömmlichen Sinn reagiert mein Körper nicht ideal. Erholung aber gönne ich mir auch – in den letzten vier Tagen vor dem Rennen.
«Ich fühle mich fit und bereit. Und Vergleichswerte zeigen, dass ich die bessere Athletin als 2012 bin.»
Mit dem Flug und in Rio?
Ein Zwölfstundenflug ist nie Erholung, er ist immer Stress für den Körper. Und vor Ort gibt es auch viel zu tun: Transfer, Einchecken, Streckenbesichtigung, Medientermin. Der Körper soll sich erholen und Spannung aufbauen, indem die Trainingsreize auf ein Minimum reduziert sind.
Sind Sie in Olympia-Form?
Ich fühle mich fit und bereit. Der Weg bis hierhin war für mich extrem spannend. Das empfinde ich generell so. Auf ein hohes Ziel hinarbeiten und sehen, wo die Grenzen sind, wie fit ich werden kann, solche Fragen interessieren mich. Jetzt kann ich sagen: Ich bin sicher eine der fittesten Athletinnen im Feld.
Sind sie fitter als vor vier Jahren, als Sie in London Olympiasiegerin wurden?
Ja, das denken Brett Sutton und ich. Ich bin die bessere Athletin. Vergleichswerte zu 2012 zeigen dies. Wohin dies führt, wird sich zeigen. Ich bin auf diverse Rennkonstellationen vorbereitet.
Während es für den Triathlon der Männer vom Donnerstag (16 Uhr MESZ) gute Wetterprognosen gibt, sieht es für die Frauen, die am Samstag zur gleichen Zeit starten sollen, nicht sehr gut aus. Mit drei Meter hohen Wellen wird am südlichen Ende der Copacabana gerechnet, und die Veranstalter denken bereits darüber nach, aus dem Triathlon einen Duathlon zu machen und auf das Schwimmen zu verzichten. Oder den Wettbewerb auf den Sonntag zu verschieben.
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