Novak Djokovic und das jähe Ende einer monumentalen Serie

«Niemand ist unschlagbar», sagt Novak Djokovic. Dabei hatte man bei ihm das Gefühl, diese Weisheit ausser Kraft setzen zu wollen. Nun hat es den Serben, nach eineinviertel Jahren absoluter Dominanz im Tennis-Zirkus, erwischt: Niederlage in Runde 3 in Wimbledon gegen den US-Amerikaner Sam Querrey.

Britain Tennis - Wimbledon - All England Lawn Tennis & Croquet Club, Wimbledon, England - 2/7/16 Serbia's Novak Djokovic reacts during his match against USA's Sam Querrey REUTERS/Paul Childs

(Bild: Reuters/PAUL CHILDS)

«Niemand ist unschlagbar», sagt Novak Djokovic. Dabei hatte man bei ihm das Gefühl, diese Weisheit ausser Kraft setzen zu wollen. Nun hat es den Serben, nach eineinviertel Jahren absoluter Dominanz im Tennis-Zirkus, erwischt: Niederlage in Runde 3 in Wimbledon gegen den US-Amerikaner Sam Querrey.

Der Mann mit dem kantigen Gesicht und dem eher schlichten Spiel ist normaler Weise keine Gefahr für eine Nummer 1 der Welt. Sam Querrey, der Haudrauf aus San Francisco, hat in seiner überschaubaren Karriere bisher nie mehr als ein Grand Slam-Achtelfinale erreicht. 36 Siege,37 Niederlagen – so lautete seine bisherige Bilanz bei den kostbaren Major-Turnieren.

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Doch am frühen Samstagabend katapultierte sich der 28-jährige Amerikaner mit einem Sensationscoup wie aus dem Nichts ins Rampenlicht der Tenniswelt, in Wimbledon, dort wo Siege mehr zählen als anderswo in diesem Sport: Nichts weniger als der Sturz des Dominators der Branche, des einsam an der Weltranglisten regierenden Novak Djokovic, gelang dem unscheinbaren Querrey beim 7:6 (8:6), 6:1, 3:6, 7:6 (7:5)-Erfolg auf Court 1.

«Er hat mit brutaler Sicherheit gegen mich gepunktet», sagte Djokovic später, «es ist ganz einfach: Niemand, absolut niemand ist unschlagbar.»

Seit den French Open 2015 in den Topturnieren ungeschlagen

Für den Serben ging damit eine der beeindruckendsten Siegesserien im modernen Tennis zu Ende. Seit der Endspielniederlage im letzten Jahr bei den French Open gegen Stan Wawrinka hatte Djokovic kein Spiel mehr bei den Topwettbewerben verloren und sich zuletzt mit dem French Open-Titel die letzte noch fehlende Trophäe in seiner Sammlung gesichert.

So nahm die Pleite ihren Lauf – der erste Tage und Djokovics 0:2-Satzrückstand gegen Querrey:

Als Djokovic nach Wimbledon kam, war er im Besitz aller vier Grand Slam-Titel. «Du weisst natürlich um die Bedeutung dieses Turniers hier, du kennst die Tradition, du willst es gewinnen», sagte Djokovic später, «aber nach der Riesenanstrengung in Paris war es nicht ganz leicht, sich wieder für die nächste grosse Aufgabe zu motivieren.»

Vorerst muss Djokovic mit dem verblüffenden Ausrutscher auch den Traum begraben, in einem Kalenderjahr alle vier Majors zu gewinnen, das, was als echter Grand Slam bezeichnet wird.

31 Asse für den Haudrauf Querrey

Djokovic war mit einem 0:2-Satzdefizit vom Freitag in die regenbedingten Überstunden am Samstag gegangen, doch dann schien es, als könne er, wie im letzten Jahr gegen den Südafrikaner Kevin Anderson im Achtelfinale, die grosse Wende schaffen. Schnell gewann er die ersten vier Spiele des dritten Durchgangs, nach einer weiteren Regenpause verkürzte er zum 1:2.

Doch die hundertprozentige Stabilität, das nötige Selbstvertrauen ins eigene Spiel fehlten gleichwohl: Bei einer 5:4-Führung im vierten Satz mit eigenem Aufschlag hatte der Weltranglisten-Erste den 2:2-Ausgleich auf dem Schläger, musste aber ein teures Break hinnehmen. Wenig später, im Tiebreak, war dann alles vorbei für ihn, den haushohen Favoriten.

Und alles gewonnen am grössten Tag der Karriere für Querrey, den Mann, der 31 Asse bei der grössten Wimbledon-Überraschung 2016 schlug. «Das ist ein Gefühl totaler Euphorie jetzt», sagte Querrey später, «ein Sieg gegen den vielleicht Besten aller Zeiten, das ist unfassbar.»

Das Ende mehrerer grandioser Serien von Novak Djokovic:

⦁ Seit seiner letzten Niederlage im Final der French Open 2015 gegen Stan Wawrinka hatte der Serbe bei Major-Turnieren 30 Matches in Folge gewonnen
⦁ Letztmals war Djokovic auf Major-Stufe 2009 bei den French Open in der 3. Runde ausgeschieden
⦁  Bei den letzten 28 Grand-Slam-Turnieren hatte er immer mindestens die Viertelfinals erreicht
⦁  Djokovic verpasst es zudem, als zweiter Profispieler nach Rod Laver (1962, 1969) alle vier Grand-Slam-Events im selben Jahr zu gewinnen. (Quelle: srf.sport)

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