Hannes Reichelt holt am Lauberhorn den ersten Saisonsieg für die österreichischen Abfahrer heraus – und verhindert einen Schweizer Dreifacherfolg. Hinter Beat Feuz, Carlo Janka und Patrick Küng folgen unter den ersten Zwölf weitere vier einheimische Starter.
Verloren und doch gewonnen: Der zweitplatzierte Beat Feuz (links) und der Dritte Carlo Janka bei der Siegerehrung der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen.
(Bild: Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT)Und dann kam Hannes Reichelt. Tausende Zuschauer bei prächtigen Bedingungen an der Strecke und im Wengener Zielraum der 85. Lauberhornrennen waren schon in Feierlaune. Beat Feuz hatte die Bestzeit von Carlo Janka um zwei Hundertstel Sekunden unterboten, und Reichelt war mit Rückstand (0,17 Sekunden bei der letzten Zwischenzeit) unterwegs. Aber im Ziel-S, der letzten Schlüsselstelle auf den 4,422 Kilometern, holte der Routinier die entscheidende Distanz heraus: den Sieg mit zwölf Hundertstel Vorsprung.
Für die Schweizer war das im ersten Augenblick eine riesige Enttäuschung, denn es wäre ein dreifacher Triumph gewesen mit Feuz, Janka und Patrick Küng auf dem Podest. Vorjahressieger Küng, unmittelbar nach Reichelt auf der Strecke, lag bis zur dritten Zwischenzeit noch auf der Höhe des Siegers, verlor im unteren Abschnitt aber und kam schliesslich mit 0,80 Sekunden Rückstand ins Ziel.
Auf den zweiten Blick war es ein herausragendes Abschneiden der einheimischen Speedfahrer: Sieben Fahrer klassierten sich unter den besten Zwölf. Marc Gisin realisierte mit Startnummer 35 als Elfter sein bestes Karriereergebnis.
Feuz gönnt Reichelt den Erfolg
Der geschlagene Beat Feuz gab sich grosszügig: «Hannes Reichelt ist der Sieg auf jeden Fall zu vergönnen. Er hat hier schon ein paar Podiumsplätze, aber noch keinen Sieg.» Feuz, Lauberhorn-Sieger von 2012 und wie Carlo Janka nach vielen Verletzungen zurück auf dem Weg zu alter Stärke, wollte nicht hadern: «Ich bin auf alle Fälle zufrieden. Es war nicht einfach, sich auf die Verhältnisse einzustellen. Es war ein bisschen weich, dann wieder hart. Unten ist mir dann ganz klar der Saft ausgegangen.»
Das zurückgewonnene Selbstvertrauen fasste Feuz in eine kleine Kampfansage für den nächsten Abfahrtsklassiker vom kommenden Wochenende zusammen: «Es wäre ein Ziel für uns, jetzt in Kitzbühel zurückzuschlagen.»
Die Sieger bei den Lauberhornrennen seit 2000:
Carlo Janka kostete ein Fehler beim Brüggli-S den Sieg. «Es war eisiger, mit ein paar kleinen Schlägen im Ansatz. Ich wollte voll auf Zug gehen und bin auf den Innenski gekommen. Es wäre fast ganz vorbei gewesen, natürlich war aber das Tempo weg», sagte der Kombinationssieger vom Freitag, der seinen zweiten Wengen-Erfolg nach 2010 knapp verpasste.
Der Sieg beim zweitliebsten Rennen
Der 34-jährige Reichelt, zuletzt dreimal auf dem Podest in Wengen, sorgte nicht nur für den ersten Saisonsieg der österreichischen Abfahrer und für den ersten ÖSV-Erfolg am Lauberhorn seit Klaus Kröll im Jahr 2011 – er verhinderte ein Debakel. Zweitbester seines Teams war als 13. Georg Streitberger mit 1,83 Sekunden Rückstand.
«Nach Kitzbühel ist das meine zweitliebste Abfahrt. Ich bin froh, dass ich das auf meiner To-do-Liste abgehakt habe. Das ist ein schönes Gefühl, weil es eines der wichtigsten Rennen ist, die man als Abfahrer gewinnen kann. Für Kitzbühel weiss ich jetzt, dass die Form passt», sagte der Salzburger, der beim Super-G in Beaver Creek, dem Austragungsort der WM (2. bis 15. Februar) seinen ersten Saisonsieg gefeiert hatte.
Die Ergebnisse der Abfahrt: