Nur glückliche Gesichter im Schweizer Davis-Cup-Team

Nach dem Sieg gegen Serbien hat das Schweizer Davis-Cup-Team Grosses vor. Unmöglich scheint nun nichts mehr.

Glücklich nach dem Sieg gegen Serbien: Das Schweizer Davis-Cup-Team um Stanislas Wawrinka und Roger Federer. (Bild: SALVATORE DI NOLFI/Keystone)

Nach dem Sieg gegen Serbien hat das Schweizer Davis-Cup-Team Grosses vor. Unmöglich scheint nun nichts mehr.

Als Michael Lammer und Marco Chiudinelli sich am Samstagabend nach ihrem vortrefflichen Doppelauftritt freudetrunken in die Arme fielen, hatte man das Gefühl, dass im Moment wenig bis nichts schieflaufen kann im Schweizer Herrentennis. Welch ein Saisonstart, welch eine Stimmunglage, welch ein erfolgreiches Gemeinschaftswerk präsentierte sich da Fans und professionellen Beobachtern in Novi Sad, dem etwas verträumten Provinzstädtchen in Serbien, dem Schauplatz der Davis Cup-Partie der Schweiz: Kaum eine Woche nach dem Australian Open-Coup von Stanislas Wawrinka rettete die Swiss Tennis-Equipe mit Leidenschaft und Willenskraft das augenblickliche Hochgefühl auch in den Nationenwettbewerb herüber.

Und schuf damit, so sahen es nicht nur heimische Optimisten, sondern auch Experten in aller Welt, die Grundlage für eine Spielzeit, in der noch ganz vieles möglich ist – und nichts unmöglich. «Es war eine herrliche Zeit zusammen, eine Freude, mit vielen Freunden das zu erreichen», sagte Roger Federer, der Last-Minute-Mitwirkende bei dieser Partie gegen den letztjährigen Finalisten.

Alle trugen dazu bei

Dass am Ende jeder der beteiligten Spieler mit Erfolgserlebnissen und Punktgewinnen zum Gesamterfolg beitrug, ist sozusagen der Idealzustand für einen Mann wie Kapitän Severine Lüthi. Erst siegte Federer, dann gewann ebenfalls mit dem letzten verbliebenen Fünkchen Energie und Moral auch Wawrinka. Und schliesslich schlossen sich die beiden anderen Teammitglieder Lammer und Chiudinelli zu einer energisch und ehrgeizig auftretenden Allianz zusammen, die den alles entscheidenden dritten Punkt zum Viertelfinal-Einzug sicherte. «Man hat gesehen», bilanzierte Wawrinka, «dass die Mannschaft nicht nur aus Federer und Wawrinka besteht.»

Tatsachen schaffen eben mehr als tausend Worte – gerade für Lammer und Chiudinelli, die sich so auch faktisch nicht als randständige Figuren  bei der vermeintlich grossen Roger und Stan-Show vorkommen müssen, als Statisten und Kulissenschieber gar. «Der Verlauf des Spiels zeigt schon, dass wir über eine gewisse Flexibilität verfügen», sagte Federer, «ich bin froh, dass hier alle zeigen konnten, was sie für die Schweiz zu leisten imstande sind.»

Es geht gegen Kasachstan

Gerade vor dem Hintergrund der hohen Beanspruchung Federers und Wawrinkas im regulären Tourgeschäft ist es nicht ganz unwichtig, die Doppelpartnerschaft zwischen Lammer und Chiudinelli zu stärken. Das erlaubt zumindest in den frühen Davis Cup-Runden die Chance auf eine Pause der Einzelstars Federer und Wawrinka, mal abgesehen von der insgesamt verbesserten Stimmungslage, wenn alle nominierten Spieler auch zum Einsatz kommen.

Nächster Einsatztermin der Schweizer Mannschaft ist nun das Wochenende vom 4. bis 6. April, dann geht es zuhause gegen Weltgruppen-Neuling Kasachstan. Die Mannschaft, die Belgien in der Auftaktrunde mühsam 3:2 schlug, setzt im wesentlichen auf die beiden Top 100-Spieler Michail Kukushkin (ATP 67) und Andrej Golubew (ATP 88) – solide Vertreter aus dem Mittelstand der Branche, die aber gegen ein optimal besetztes Schweizer Team keine reelle Siegchance hätten.

Insider erwarteten Anfang April ein Mitwirken von Federer, auch wenn das Match nur wenige Tage nach dem Ende des hochkarätigsten ATP-Masters in Miami stattfindet. Auch Federers Gesundheitszustand sollte einem Mitwirken nicht im Wege stehen, bisher machte er einen guten körperlichen Eindruck, von den Rückenproblemen der Saison 2013 beispielsweise war nichts mehr zu spüren. Federer, das glauben viele im Team, sieht in diesem Jahr einfach die grosse Chance, an der Seite vieler alter Weggefährten etwas Aussergewöhnliches zu schaffen, dafür sei er bereit, auch Kompromisse zu machen gegenüber den Interessen als Tennis-Alleinunternehmer Federer im Wanderzirkus.

«Next things first»

Vom Rest des Teams werden keine neuen, aktuellen Bekenntnisse zum Länderspiel-Start benötigt, Wawrinka, Lammer und Chiudinelli werden weiter wie selbstverständlich dabei sein, wenn der Davis Cup als vornehme Pflicht ruft. Swiss Tennis hat zwei Austragungsstätten für das erste April-Wochenende im Visier, Basel (Kunsteisbahn ) oder Genf (Palexpo-Gelände) – mit einer Priorität für den Standort Basel, wo rund 6’500 Zuschauer den ersehnten Auftritt des Dream Teams mit den Grand Slam-Champions Federer und Wawrinka  sowie den Doppelpartnern Lammer und Chiudinelli verfolgen könnten.

Auch in einem möglichen Halbfinale wäre wahrscheinlich die Schweiz der Gastgeber, doch so weit wollte bei aller Hochstimmung noch keiner denken in der Siegermannschaft von Novi Sad. «Next things first», sagte Federer auf eine entsprechende Frage. Frei übersetzt: Zuerst das Nächste und Naheliegende. Und nicht das Gewünschte in fernerer Zukunft. Und das ist auch gut so.

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