Wer an Dimitri Oberlin in der Saison 2017/18 denkt, kommt an der grössten Bühne im Klubfussball nicht vorbei. Im September 2017, just an seinem 20. Geburtstag, erzielte Oberlin im St.-Jakob-Park einen Treffer, wie ihn dieses Stadion so noch nicht gesehen hatte. Ein Tor, herausragend in der Entstehung und berauschend im Abschluss, ein Moment, der in jedem rotblauen Saisonrückblick seinen fixen Platz haben wird.
Oberlins Sprint über 90 Meter und sein erstes Champions-League-Tor lösten im fussballinteressierten Basel eine kleine Euphorie aus. «Unbedingt sofort kaufen!», war die weitverbreitete Meinung, denn Oberlin gehörte nicht dem FC Basel, sondern RB Salzburg. Für eine Saison war der Rechtsfuss an den Rhein ausgeliehen worden. Am Dienstag hat der FCB für geschätzte 5,4 Millionen Euro inklusive einer halben Million Leihgebühr die Kaufoption gezogen und mit Oberlin einen Vertrag bis 2021 unterzeichnet.
Der FC Basel hat sein ursprüngliches Communiqué, in dem von einer Vertragsdauer bis 2022 die Rede war, nachträglich korrigiert. Der Vertrag läuft demnach bis 2021. Die Mitteilung des FCB zur Übernahme von Dimitri Oberlin
Die Euphorie um Oberlin nach dem 5:0-Sieg gegen Benfica Lissabon wurde jedoch gebremst. Nicht wegen seiner Auftritte in der Champions League, in der er insgesamt vier seiner zehn Saisontreffer erzielte. Sondern wegen der Spiele in der Super League. Dort hat Oberlin zuletzt gegen die Young Boys getroffen, in 25 Spielen kommt er auf fünf Tore.
Fehlende Konstanz und zuletzt nur Teileinsätze
Oberlin konnte eine Saison lang nicht kaschieren, dass er für die grossen Momente sorgen kann – aber eben auch durch fehlende Konstanz auffällt. In Raphael Wickys Überlegungen war er seit April kaum mehr Stammspieler, sondern musste sich mit Teileinsätzen begnügen. Immer wieder kam man in den Schweizer Stadien zum Schluss, dass diesem jungen Mann die Klarheit in seinen Aktionen fehlt.
Oberlin ist zwar schnell, aber wenn er am Ball ist, weiss keiner so genau, was er damit anstellt. Der Spieler selbst sagte der TagesWoche in einem Interview: «Oft weiss ich nicht, was ich mit dem Gegner anstelle.»
Es erstaunte deshalb, dass FCB-Präsident Bernhard Burgener sagt, Oberlin erinnere ihn an Mohamed Salah, den einstigen Basler Flügel, der in Liverpool zu einer der grössten Figuren des Weltfussballs geworden ist. Aber die Absicht Burgeners mit Oberlin scheinen klar: Der FCB will das Risiko mit einem Spieler eingehen, der keine Garantie für einen teuren Weiterverkauf ist, der aber eine grosse Karriere machen könnte, wenn er seine Energie kanalisieren kann.
Nach der Verpflichtung des griechischen Innenverteidigers Konstantinos Dimitriou ist der Vertrag mit Oberlin der zweite Personalentscheid für die kommende Saison. Und er ist ein erster Schritt in Richtung des Wunsches von Trainer Raphael Wicky, das Team so gut wie möglich zusammenzuhalten.