Öl im Feuer

Am Mittwoch (20.30 Uhr, St.-Jakob-Park) erwartet der FC Basel den FC Sion zu einem durchaus kapitalen Match. Am Dienstag beschäftigte die Aufarbeitung des Sonntags in Bern aber noch die Gemüter. «Es ist unerhört, den Schiedsrichtern Absicht zu unterstellen», empört sich FCB-Sportdirektor Georg Heitz über Kollegen und Präsidenten anderer Clubs.

Um was Marco Streller auch immer gefleht hat, was auch immer der FCB-Captain hier bei Stephan Studer reklamiert – der FC Basel findet die Aussagen anderer Clubexponenten zu den Schiedsrichter-Leistungen unerhört. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Am Mittwoch (20.30 Uhr, St.-Jakob-Park) erwartet der FC Basel den FC Sion zu einem durchaus kapitalen Match. Am Dienstag beschäftigte die Aufarbeitung des Sonntags in Bern aber noch die Gemüter. «Es ist unerhört, den Schiedsrichtern Absicht zu unterstellen», empört sich FCB-Sportdirektor Georg Heitz über Kollegen und Präsidenten anderer Clubs.

Er sass in der zweiten Reihe und sortierte die Nachrichten in seinem Smartphone, als Heiko Vogel Auskunft über seine Mannschaft und das bevorstehende Heimspiel am Mittwoch gegen den FC Sion (20.30 Uhr) gab. Georg Heitz ist seit anderthalb Jahren Sportdirektor des FC Basel und er nimmt diese Rolle in der Öffentlichkeit mit einer gewissen Zurückhaltung wahr, nicht unbedingt proaktiv.

Gestern allerdings ergriff er das Wort in der Medienrunde. Der Sonntag, das Spiel bei den Young Boys (1:1) und die Schlagzeilen noch zwei Tage danach haben Heitz dazu veranlasst. Es war keine Suada, wie sie im Sportbusiness alle Tage vorkommt, sondern ein wohlüberlegter Vortrag mit dem der Sportdirektor, früher selbst ein Journalist, auf die Aufregung nach der Partie reagierte.

Kein Deuteln an Fehlentscheiden

Marco Streller fraglich

Super League, 10. Runde
FC Basel–FC Sion
Mittwoch, 20.30 (SF2 live)

St.-Jakob-Park. – SR Alain Bieri.

Wegen einer Muskelverhärtung hat Marco Streller das Abschlusstraining am Dienstag ausgelassen. Es wird ein Wettrennen mit der Zeit, bis feststehen wird, ob der Captain (fünf Liga-Tore) gegen Sion auflaufen kann. Erste Option wäre Jacques Zoua; FCB-Trainer Heiko Vogel hat jedenfalls angekündigt, mit zwei Stürmern spielen zu wollen. Ausserdem zeichnet sich ab, dass Joo Ho Park, der zuletzt Mühe bekundete, eine Pause erhält. Entweder beginnt Kay Voser als Linksverteidiger, oder Markus Steinhöfer wechselt die Seite und macht somit Platz für Philipp Degens Comeback.

Im Vorverkauf hat der FCB 27‘000 Tickets (24‘000 Jahreskarten) abgesetzt.

Vorweg sei bemerkt, dass Heitz keinerlei Zweifel daran liess, dass das Foul von Joo Ho Park in den Schlussminuten ein eindeutiger Penalty für die Young Boys war. Auch die Szene, als der gelbbelastete Marcelo Diaz foulte, würdigte Heitz: «Da ist auch unser Spieler der Meinung, dass man eine Gelb-Rote Karte geben kann.»

Die Enttäuschung in Reihen der Young Boys über zwei krasse Fehlentscheidungen könne man beim FC Basel nachvollziehen, so Heitz, auch die mediale Aufbereitung wollte er – mit Ausnahme eines Seitenhiebs auf fragwürdige Behauptungen der «Berner Zeitung» («YB ärgert sich rot und blau») – nicht geiseln: «Dass gewisse Medien eine Polemik daraus machen, verstehen wir auch, das ist nun mal systemimmanent.»

«Absicht zu unterstellen ist unerhört»

Als «sehr enttäuschend» bezeichnete es Heitz, «dass sich gewisse Clubexponenten für diese Polemik einspannen lassen». Seine Kritik ist klar formuliert: «Es ist unerhört, wenn einem Schiedsrichter Absicht unterstellt wird. Das geht gegen die Integrität der Schiedsrichter, und das geht nicht.»

Heitz weiter: «Jeder Club kann DVDs einer ganzen Saison heraussuchen und findet 40 Entscheidungen gegen seine Mannschaft. Daraus eine Systematik abzuleiten, ist ungeheuerlich gegenüber den Schiedsrichtern. Vordergründig wird das jetzt auf dem Buckel des FC Basel ausgetragen, aber wir müssen auch die Schiedsrichter ein bisschen in Schutz nehmen.»

Lächerliche Theorien

Anwürfe, die im «Blick» («Hat Basel einen Schiri-Bonus?») zum Beispiel aus Lausanne transportiert wurden, bezeichnet Heitz als «lächerlich». Erfahrungen eines anderen Clubpräsidenten mit Schiedsrichter Stephan Studer – Heitz zielte hier auf Ancillo Canepa vom FC Zürich ab – konterte der FCB-Sportdirektor mit dem konkreten Hinweis auf die Partie FCZ-FCB vom 23. Oktober 2011, einer Fehlentscheidung von eben jenem Stephan Studer und einen Elfmeter gegen Basel. Heitz‘ Schlussfolgerung: «Man kann sich nicht immer alles so zurecht biegen, wie man es gerne hätte. Dass Schiedsrichter eine Mannschaft bevorteilen ist doch Quatsch.»

Damit nicht genug: Ohne Christian Constantin namentlich zu erwähnen, riet er auch dem Sion-Präsidenten zum Videostudium. Der hatte alle Schiedsrichter als FCB-Fans bezeichnet, sogar auf U21-Ebene. «Es gibt immer wieder Fehlentscheide, daraus aber eine Tendenz abzuleiten, ist unerhört. Und da nützen auch semantische Spitzfindigkeiten nichts.» Diese Bemerkung ging an Ilja Kaenzig von den Young Boys («Basel wird nicht bevorteilt, sondern deren Gegner benachteiligt»).

Der schwere Job des Schiedsrichters

Die mit gebremstem Schaum vorgetragene Verteidigungsrede für die Schiedsrichter, aber auch das Plädoyer in eigener Sache richtete Heitz explizit an die Teppichetagen der Super-League-Vereine: «Die Schiedsrichter sind schon genug unter Druck, da muss man nicht noch als Clubexponent Öl ins Feuer giessen. Solche Unterstellungen sind eine Respektlosigkeit.» Für Spieler, die sich in der Hitze des Gefechts äussern, auch für Trainer unmittelbar nach einer Partie, bringt Heitz ein gewisses Verständnis auf, nicht aber für Clubpräsidenten und Sportchefs, die sich am Tag danach zu Wort melden.

Heiko Vogel, vergangene Saison mit einem Fairnesspreis ausgezeichnet, wollte dezent darauf hingewiesen haben, dass er sich bei strittigen Szenen Zurückhaltung auferlegt habe. So zum Beispiel im ersten Heimspiel gegen Luzern (2:2) nach einer penaltywürdigen Situation und einem aberkannten Tor für den FCB, das sich hinterher nicht als Abseits erwies. Fehlentscheidungen hätten etwas mit Fussball zu tun, so Vogel: «Und die Schiedsrichter haben einen verdammt schweren Job.»

Im – nicht zum ersten Mal – hysterischen Nachgang eines aufwühlenden Matches sind die Einlassungen von Basler Seite durchaus wohltuend. Die FCB-Exponenten werden sich jedoch eines Tages an ihren eigenen Worten messen lassen müssen.

Cup-Partie in Chiasso am Sonntag

Sein Sechzehntelfinal im Schweizer Cup trägt der FCB wie erwartet drei Tage nach dem Europa-League-Heimspiel gegen Videoton aus. Die Partie beim FC Chiasso im Stadio Comunale wurde auf Sonntag, 11. November, um 14.30 Uhr angesetzt und wird live im Tessiner Fernsehen TSI2 ausgestrahlt.

Die beiden weiteren regionalen Vertreter müssen ihre attraktiven Spiele nach Weisung der Polizei aus Sicherheitsgründen ebenfalls am Sonntag austragen: Der SV Muttenz um 14.30 Uhr auf dem Margelacker gegen die Young Boys und der FC Black Stars zur gleichen Zeit im Rankhof gegen den FC Zürich.

 

 

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