Der FC Basel ist rund zwei Millionen Franken leichter und kriegt dafür: Jugend, Erfahrung, einen Mentor für Fabian Schär und einen linken Fuss, der in der Spielauslösung Akzente setzen soll. Ivan Ivanov und die neue Basler Innenverteidigung, die vielleicht am Sonntag bereits Premiere feiert.
Es gibt ausländische Fussballspieler mit unaussprechlichen Namen; wie Henrich Mchitarjan von Borussia Dortmund. Und es gibt andere, deren Namen einfacher kaum sein könnten. Dazu gehört Ivan Ivanov, die bulgarische Neuverpflichtung des FC Basel.
Ganz und gar nicht einfach dürften die letzten Wochen für Ivanov gewesen sein, denn die Ungewissheit in der Transfernovelle um Aleksandar Dragovic betraf auch ihn: Er stand schon länger mit dem FC Basel in Kontakt und war einer der Spieler, die gemäss Basels Sportdirektor Georg Heitz «auf Nadeln sassen». Während mehrerer Wochen wussten die Kandidaten nicht, wie es um ihren möglichen Transfer nach Basel steht.
Ivanov war der Wunschspieler des FCB gewesen. Von den Qualitäten des Bulgaren hatte sich Yakin bei einem Turnier in Warschau Anfang Juli persönlich überzeugt – und war angetan von der Umsicht Ivanovs und dessen Organisationsfähigkeiten in der Abwehr. In diesem Rahmen kam es auch zum ersten persönliche Kontakt zwischen Yakin, Georg Heitz und dem Spieler. Zuletzt wurde Ivanov auch vom Serie-A-Verein Hellas Verona umworben, doch für den 25-Jährigen war klar: Er wollte zum FC Basel.
Wahl ohne Qual
Für rund zwei Millionen Franken Ablöse ist Ivanov nun zum FCB gestossen und soll die Lücke schliessen, die Dragovic mit seinem Transfer zu Dynamo Kiew hinterlassen hat. Er wird Teil des neuen Innenverteidigerduos sein, zusammen mit Fabian Schär, der eben sein erstes Nationalmannschaftsaufgebot für das Testspiel gegen Brasilien vom nächsten Mittwoch in Basel erhalten hat.
Murat Yakin verfügt nun über sechs Innenverteidiger: Fabian Schär, Arlind Ajeti (Yakin: «Er hat seine Sache sehr gut gemacht»), Gaston Sauro, Fabian Ritter, Genséric Kusunga und neu Ivan Ivanov. Eine qualvolle Wahl wird es für den Trainer gleichwohl nicht geben: Schär und Ivanov werden gesetzt sein; Ajeti und Sauro in dieser Reihenfolge ihre Ersatzmänner; Ritter (verletzt) und Kusunga spielen in den momentanen Überlegungen Yakins keine Rolle.
Schär/Ivanov bereits am Sonntag gegen Zürich?
Einiges deutet darauf hin, dass es bereits am Sonntag zur Premiere des neuen Duos Schär/Ivanov im St.-Jakob-Park kommen wird. Das scheint erstaunlich, kam Ivanov doch erst am Donnerstag in Basel an. «Ich habe null Bedenken», sagt Yakin, da Ivanov genügend Spiele in den Beine habe. Und er erklärt seine Überlegung mit der Position der Innenverteidigung: Neue Konstellation funktionieren im Spiel gegen den Ball schneller als in der Offensive, wo die Automatismen feiner greifen müssen.
Trotzdem braucht es auch in der Abwehr eine funktionierende Abstimmung, insbesondere zwischen den Innenverteidigern und dem defensiven zentralen Mittelfeld sowie dem Torhüter: «Yann Sommer ist gleich im ersten Training auf Ivanov zugegangen und hat ihm die Kommandos mitgeteilt», sagt FCB-Trainer Murat Yakin. Die Kommunikation mit dem neuen Verteidiger scheint kein Problem zu sein, zumal Ivanov recht gut Englisch spricht.
Ivanov bringt Erfahrung und spielerische Möglichkeiten
Spielerisch ist es für den Trainer ein grosser Vorteil, dass er mit dem bulgarischen Nationalspieler an der linken Seite von Schär neu einen Linksfuss zur Verfügung hat. Vor allem in der Spielauslösung ergeben sich so Möglichkeiten, über die ein Rechtsfuss nur bedingt verfügt. Von Schärs ausgezeichneter Spielauslösung ist Yakin sowieso überzeugt – somit bilden zwei Akteure die Innenverteidigung, die im Spiel mit dem Ball Akzente setzen können.
Auch wenn Ivanov nicht als der schnellste Innenverteidiger gilt, so gewinnt die Hintermannschaft des FCB mit ihm an Erfahrung, über die Arlind Ajeti noch nicht verfügt. Mit 25 Jahren ist Ivanov zwar noch jung, kann aber bereits 65 internationale Einsätze aufweisen: 34 mit der Nationalmannschaft (drei Tore, davon eines gegen die Schweiz), elf Partien in der Qualifikation zur Champions League sowie zwanzig in der Europa League und deren Qualifikation.
In den zwei Playoff-Spielen zur Champions League gegen seine Landsleute von Ludogorets Razgrad steht Ivanov noch nicht zur Verfügung. Er hat bereits bei seinem letzten Verein FK Partizan Belgrad in der Qualifikation zur Champions League gespielt und wäre somit erst in der Gruppenphase spielberechtigt.
Ivan Ivanov – der Otto Normalverbraucher
Ivanovs Erfahrung soll nicht nur die Verteidigung festigen, sondern auch den 21-jährigen Schär in dessen Entwicklung weiterbringen. «Schär ist noch nicht so laut, wie ich mir das von einem Innenverteidiger wünsche», sagt Yakin.
Vor allem aber darf ein Innenverteidiger bei seiner Kernaufgabe, dem Verteidigen, nicht auffallen. Was den Neuzugang angeht, so ist diesbezüglich zumindest sein Name vielversprechend: Ivan Ivanov ist in Bulgarien so unauffällig normal, dass der Name stellvertretend für den Durchschnittsbürger steht – das Pendant zu unserem Otto Normalverbraucher.