Ottmar Hitzfeld macht Fabian Frei Hoffnungen für die WM

Fabian Schär? Fabian Frei? Hauptsache Brasilien! Bei einer Veranstaltung des FC Basel verwechselte Ottmar Hitzfeld die Namen der beiden Nationalspieler, machte Fabian Frei aber Hoffnung auf eine Rückkehr ins Nationalteam. Vielleicht reicht es schon mal ins Aufgebot des Länderspiels gegen Kroatien.

Nati Trainer Ottmar Hitzfeld gibt den Spielern Anweisungen waehrend Fabian Frei, hinten, aufmerksam zuhoert, im Training der Schweizer Fussball Nationalmannschaft, am Mittwoch, 31. August 2011, in Freienbach. (KEYSTONE/Steffen Schmidt) (Bild: Keystone/STEFFEN SCHMIDT)

Fabian Schär? Fabian Frei? Hauptsache Brasilien! Bei einer Veranstaltung des FC Basel verwechselte Ottmar Hitzfeld die Namen der beiden Nationalspieler, machte Fabian Frei aber Hoffnung auf eine Rückkehr ins Nationalteam. Vielleicht reicht es schon mal ins Aufgebot des Länderspiels gegen Kroatien, das am Donnerstag bekanntgegeben wird.

Natürlich ist Fabian Frei der Versprecher von Ottmar Hitzfeld nicht verborgen geblieben.

Vorige Woche war der Nationaltrainer beim FC Basel zu Gast. Genauer: Bei dessen «Business & Sports Summit». Eine Veranstaltung im Congress Center, die ein Erfolg war, allein gemessen an der Gästeschar (fast 400 bei Preisen bis 89 Franken inkl. Apéro Riche) und dem Unterhaltungswert der Daten-Experten Julius van de Laar (im Wahlkampfteam von Barack Obama) und Professor Björn Bloching («Data Unser»).

Neben dem Ausflug in für den FCB fachfremde Gefilde (Präsident Bernhard Heusler beruhigte: «Wir wollen nicht den Fan durch den gläsernen Fussballkunden ersetzen») war die Zugnummer des Abends jedoch Ottmar Hitzfeld. Der gerne und immer wieder launig über seine Anfänge als Profi in Basel erzählt: «Scouts gab’s damals noch keine. Also habe ich mir gesagt: Dann ruf‘ ich mal selber bei Helmut Benthaus an.»

Ottmar Hitzfeld listiges WM-Ziel

Jetzt ist Hitzfeld gerade 65 geworden und steht wenige Monate vor dem Ende seiner grossartigen Trainerlaufbahn. Brasilien ist die letzte Station (die WM) und im Saal Montreal der Messe Basel wurde begeistert geklatscht, als Hitzfeld sein Ziel listig umschrieb: das letzte Spiel gewinnen. Die Zuhörer verstanden, was der Lörracher meinte: ein Sieg im Endspiel. Wobei in der prächtigen Laune des Abends ausser Acht gelassen wurde, dass man mit zwei Niederlagen und einem Sieg im letzten Gruppenspiel auch frühzeitig ausscheiden kann.

 

Der FC Basel veranstaltet einen Business- und Sport-Gipfel, und Ottmar Hitzfeld (rechts, mit Moderatorin Claudia Lässer) macht Fabian Frei WM-Hoffnung. (Bilder: Sasha Grossenbacher)

Geschenkt. Interessant wurde es, als der Nationaltrainer nach den FCB-Nationalspielern (Sommer, Schär, Stocker) gefragt wurde. Fabian Schär muss bald gesund werden und noch rascher wieder in beste Verfassung kommen, um den Zug nicht noch zu verpassen. Er macht bereits wieder auf dem Platz mit, wann es für das Mannschaftstraining reicht, ist aber weiter offen.

Aber Hitzfeld liess durchblicken, welch grosse Stücke er auf den in der Endphase der Qualifikation entdeckten Innenverteidiger hält: «Ich habe ihm nach dem Island-Spiel das Vertrauen geschenkt, und er hat uns in Norwegen enorm geholfen.» Valentin Stocker sollte seinen Platz «mit grosser Wahrscheinlichkeit» (Hitzfeld) im Reise-Tross haben, und Yann Sommer ist die feste Nummer 2 hinter Diego Benaglio.

Der Fabian Schär, der eigentlich der Fabian Frei ist

Hitzfeld wurde allerdings nicht entlassen, ohne etwas zu Fabian Frei zu sagen. Er sprach dabei von «Fabian Schär», und er war auch durch ein paar Zurufe aus dem Publikum nicht davon abzubringen.

Das machte anderntags natürlich die Runde. «Ich habe mitbekommen, dass er die Namen verwechselt hat», sagte Fabian Frei am Samstag nach dem Sion-Match mit schelmischem Lächeln.

Jedenfalls hat Hitzfeld am 7. Oktober 2011 in Swansea diesem Fabian Frei zum Debüt im Nationaldress verholfen. Bei der verspielten EM-Qualifikation gegen Wales. Es folgten zwei weitere Einsätze, beim 0:0 in Amsterdam gegen Holland und beim 1:0-Sieg in Luxemburg. Doch mit der 1:3-Niederlage gegen Argentinien am 29. Februar 2012 ging im Stade de Suisse die Länderspielkarriere des Fabian Frei vorläufig zu Ende. Seither hat er kein Aufgebot mehr erhalten – egal wie seine Formkurve beim FCB verlief.

Ein paar Mal kommunizierte Hitzfeld noch mit Frei, dann riss der Faden. Wofür der Spieler Verständnis hat: «Das ist normal so. Er muss ja nicht Kontakt halten, das ist nicht seine Aufgabe.»

«Wenn ich mir nichts vorwerfen kann, dann ist das okay»

Vorige Woche nun, während sich der polyvalente Fabian Frei gerade zum Mann der Stunde und der entscheidenden Tore beim FCB (in Lausanne, gegen YB und gegen Sion) aufschwang, sagte Hitzfeld, was es immer zu sagen gibt, wenn es um Mittelfeldspieler in der Nationalelf geht: «Er hat grosse Konkurrenz.» Er, Fabian Schär, also: Fabian Frei.

Dass es gestandene Mitbewerber gibt – und nicht nur namenstechnisch konkurrierende Teamkollegen – weiss Fabian Frei natürlich, weshalb er auch nie irgendwelche Ansprüche gestellt hat. Dafür ist der 25-Jährige viel zu gescheit, zurückhaltend und reif. Was die WM anbelangt, sagt er: «Es kann immer noch einiges passieren.»

Natürlich würde er sich über ein Aufgebot freuen, «aber ich spekuliere nicht gross darauf», behauptet er. «Ich versuche meine Leistung  zu bringen und konzentriere mich auf den FC Basel. Im Moment gelingt mir das ganz gut, und wenn ich mir im Sommer nichts vorwerfen kann, dann ist das okay.»

Was kann einem Trainer Besseres passieren als ein Fabian Frei?

Ottmar Hitzfeld hat vorigen Mittwoch im Saal Montreal verraten: «Er hat eine Chance.» Dem Nationaltrainer ist Fabian Freis Vielseitigkeit, die er in den vergangenen Monaten noch um die Innenverteidigungsposition erweitert hat, nicht verborgen geblieben. Und was könnte einem Trainer Besseres widerfahren als in einem 23-Mann-Turnierkader einen zu haben, der als Allzweckwaffe einsetzbar ist?

«Seine Form ist sehr erfreulich» sagt FCB-Sportdirektor Georg Heitz über den Fabian Frei dieser Saison, «aber sie ist auch nicht wirklich überraschend, denn seine Entwicklung geht linear nach oben.» Deshalb hat der FCB mit seinem Spieler im vergangenen Oktober bis 2017 verlängert.

Auch beim Europa-League-Match in Tel Aviv wird es einen guten Fabain frei brauchen, zumal in Marco Streller ein anderes Zugpferd dieser FCB-Mannschaft ausfällt. «Man ist es mittlerweile fast gewohnt, dass er zu den absoluten Leistungsträgern beim FCB gehört», sagt Heitz, «und das ist fast das grösste Kompliment für ihn.»

Hitzfelds Chance: Der Test gegen Kroatien

Deshalb würde es nicht verwundern, wenn Fabian Frei – mit 55 Länderspielen von U17 bis U21 ein Urgestein der Juniorenbewegung – in den ausgesuchten Kreis der A-Nationalspieler zurückkehrt. Am Donnerstag kommender Woche gibt Hitzfeld sein Aufgebot für das Länderspiel am 5. März gegen Kroatien bekannt, und der Testmatch in St. Gallen ist eigentlich die letzte Gelegenheit, um noch einmal ohne grossen Druck und Brimborium ausprobieren zu können.

Die letzten beiden Testspiele finden dann schon unmittelbar vor dem WM-Turnier statt, am 30. Mai gegen Jamaika und am 3. Juni gegen Peru, beide Male in Luzern, während des Vorbereitungscamps der Nationalmannschaft in Weggis (25. Mai bis 4. Juni).

«Es ist fantastisch, was der Junge an Talent hat auf verschiedenen Positionen», schwärmte Ottmar Hitzfeld vor dem Basler Publikum. Er sagte Fabian Schär, aber alle wussten längst, dass er Fabian Frei meint.

» Der Fahrplan der Nationalmannschaft zur WM

» Ottmar Hitzfeld auf Inspektionsreise in Brasilien

Artikelgeschichte

Ottmar Hitzfeld gibt sein Aufgebot für das Kroatien-Spiel am Donnerstag, 27. Februar, bekannt und nicht, wie in der ersten Fassung genannt, am 20. Februar.

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