In Florenz pfeifen es die Spatzen vom Dach: Paulo Sousa soll sich mit der AC Fiorentina geeinigt haben. Das würde bedeuten, dass der FC Basel nach nur einer Saison mit dem 44-jährigen Portugiesen erneut einen Trainer suchen muss.
Man darf davon ausgehen, dass der FC Basel sich einen neuen Trainer suchen muss. Das legen Meldungen aus Italien nahe, in denen die Rede davon ist, dass Paulo Sousa unmittelbar vor der Unterschrift bei der AC Fiorentina steht. Die «Gazzetta dello Sport» titelte auf ihrer Website am Mittwochabend: «Die Fiorentina hat den Trainer ausgewählt: Paulo Sousa ist jetzt nur noch einen Schritt entfernt».
Spätestens im Laufe des Donnerstag wird mit der Vollzugsmeldung gerechnet. Und bereits machen sich lokale Portale Gedanken zur Art und Weise, wie Paulo Sousa Fussball spielen lässt.
Am späten Mittwochabend hiess es dann, eine grundsätzliche Einigung zwischen dem Club und der Partei Sousa sei erzielt worden. Demnach soll der Portugiese den Italienern bei den Gehaltsvorstellungen entgegengekommen sein.
Nachdem die Fiorentina am Montag die Trennung von Vincenzo Montella bekanntgegeben hatte, war der Trainer des FC Basel sofort als einer der heissesten Kandidaten für die Nachfolge gehandelt worden. Am selben Tag, keine 24 Stunden nach dem sang- und klanglos verlorenen Cupfinal, hatte Sousa in Basel versichert, dass er nicht mit Florenz in Kontakt stünde.
Sousa – der Wunschkandidat der Fiorentina
FCB-Präsident Bernhard Heusler (links) muss wahrscheinlich einen Nachfolger für Trainer Paulo Sousa suchen. (Bild: Anton Geisser)
Das hat offenbar ein Berater für ihn erledigt. Am Dienstag wurde von Verhandlungen des Clubs mit einem Sousa-Vertrauten berichtet, mal hiess es, der Portugiese sei der Wunschkandidat, dann erinnerte man sich daran, dass er in Basel noch unter Vertrag steht. Mal war vom Gehalt Sousas die Rede, davon, dass der Trainerwechsel teuer zu stehen käme, da Montella weiterhin bezahlt werden müsse.
Und schliesslich spielt auch eine Rolle, dass der FCB seinen mit einem Vertrag bis 2017 gebundenen Trainer nicht kostenlos ziehen lässt. 2011, als Thorsten Fink den FCB mitten in der Saison verliess, musste der Hamburger SV rund eine Million Euro Ablöse in die Schweiz überweisen.
Deshalb richtete sich zwischenzeitlich das Augenmerk auf den bisherigen Parma-Trainer Roberto Donadoni. Nun hat die Angelegenheit eine erneute Wendung genommen. Auch das in Florenz erscheinende Blatt «La Nazione» berichtet davon, dass Sousa «das Rennen gegen Donadoni gemacht» habe. Für Donnerstag ist eine Verwaltungsratssitzung anberaumt, nach der Andrea Della Valle, Eigentümer des Vereins und millionenschwerer Miteigentümer des italienischen Modekonzern Tod’s, den neuen Trainer bekanntgeben soll.
Der FCB will die Angelegenheit nicht kommentieren
Beim FC Basel gab man sich am Mittwoch bedeckt und wortkarg. «Wir kommentieren nichts», sagte Sportdirektor Georg Heitz auf Nachfrage. Weder wollte er sich dazu äussern, ob und mit welchem Stand er in Verbindung mit Sousa steht, noch, ob es Kontakt zur Fiorentina gibt.
Das wichtigste Ziel mit dem FCB erreicht: Paulo Sousa inmitten des Teams bei der Meisterfeier. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)
Das lässt sich nach aller Erfahrung so interpretieren, dass sie sich beim FC Basel darauf einrichten, den sportlichen Leiter zu verlieren, der erst vergangenen Sommer als Nachfolger von Murat Yakin und aus Tel Aviv kommend installiert worden war. Ein Abgang Sousas würde auch deshalb nicht überraschen, weil die Vita des 44-Jährigen gekennzeichnet ist von Unstetheit. 18 Monate beim FC Videoton in Ungarn waren bisher die längste Zeit, die es ihn bei einem Club gehalten hat – mal aus freien Stücken, mal, weil er vorzeitig entlassen wurde.
Das Werben von Genua um Sousa
Bis vor wenigen Tagen war Sousa von Sampdoria Genua, einem anderen Club aus der Serie A, heftig umworben worden. Im Zuge dessen hatte die TagesWoche von einer Rom-Reise Sousas berichtet und gemutmasst, dass sich der FCB-Trainer mit der Clubspitze Sampdorias getroffen hatte. Sousa hatte dazu keine Stellung genommen und den Flug nach Rom als Privatsache bezeichnet. Zwischenzeitlich brachte Sousa mit dem FC Basel die Schweizer Meisterschaft unter Dach und Fach, und dann, am Dienstag vergangener Woche, war das Thema Genua erledigt: Sampdoria meldete Walter Zenga als neuen Trainer. Aber es dauerte nicht lange, bis die Fiorentina auf den Plan trat.
Der Portugiese hatte jüngst nie das Gefühl vermittelt, sich nicht alle Optionen offen zu halten. Vielmehr betonte er in den Wochen, in denen auch ein Wechsel zu Sampdoria Genua möglich schien, immer wieder, dass man in diesem Business nichts garantieren könne.
Florenz will Mohamed Salah halten
Landsmannschaftlich passend ist die Verpflichtung, die die Fiorentina am Mittwoch präsentiert hat: Der Portugiese Pedro Pereira ist die neue rechte Hand von Sportdirektor Daniele Pradè und soll den aufgeblähten Kader der Toskaner entschlacken. Ausserdem bemühen sich «i gigliati» (die Lilien), Mohamed Salah zu halten. Der Ex-Stürmer des FC Basel war vor eineinhalb Jahren für rund 20 Millionen Franken Ablöse von Basel zu Chelsea gewechselt und nach Italien ausgeliehen worden. Nun ist von einer weiteren Million Euro Leihgebühr die Rede – oder von einem Kaufpreis von 18 Millionen.
Die Fiorentina wurde mit Trainer Montella dreimal hintereinander Vierter der Serie A, erreichte in der abgelaufenen Saison die Halbfinals der Europa League und hat 1969 zum letzten Mal den Meistertitel gewonnen.
Paulo Sousa (rechts) mit seinem Trainerstaff, den er mit nach Basel gebracht hat: Ignacio Torreno, Victor Sanchez und Manuel Cordeiro (von links). (Bild: Meinrad Schön)